Bands und alle anderen Besucher können das Jugendhaus Teestube auch künftig nutzen. Stadt und Kirche einigen sich. Sieben Bands haben im Vorjahr im Jugendhaus, das seit 20 Jahren existiert, geprobt.

Norderstedt. Kinder, Jugendliche und Betreuer in Harksheide können aufatmen: Die Kinder- und Jugendarbeit im Norderstedter Stadtteil wird fortgesetzt, die Teestube bleibt geöffnet. Das hat der Jugendhilfeausschuss in Absprache mit Propst Karl-Heinrich Melzer beschlossen. Vor dem Beschluss hatten die Politiker die Teestube besichtigt - und waren begeistert: "Hier wird eine hervorragende Jugendarbeit geleistet. Mit einem unglaublichen Engagement und mit viel Herzblut haben die jungen Menschen und die Sozialpädagogen sich ein Haus der Musik mit vielen Übungsräumen geschaffen", sagt die stellvertretende Ausschussvorsitzende Sybille Hahn (SPD), die die Sitzung für die erkrankte Vorsitzende Petra Müller-Schönemann leitete.

Sieben Bands haben im Vorjahr im Jugendhaus, das seit 20 Jahren existiert, geprobt. Zwei Gruppen haben je einen Übungsraum selbst renoviert und die Nutzung in Eigenregie organisiert. Fünf weitere Bands teilten sich zwei weitere Probenräume, ein Mitarbeiter unterstützte die jungen Musiker und erarbeitete mit Jugendlichen drei Hip-Hop-Projekte. Weitere Schwerpunkte sind Sport, Fitness und gesunde Ernährung. Rund 20 Besucher zwischen 13 und 22 Jahren kommen jeden Monat in die Teestube. "Sie lassen sich gezielt beraten, wenn sie eine Ausbildung oder ein Studium beginnen oder nach einer Straftat und Haftstrafe wieder ins normale Leben zurückkehren wollen", heißt es im Jahresbericht der Einrichtung.

Die Kirche hatte sich aus der Jugendarbeit zurückgezogen. Sie befürchtete, dass die Kinder und Jugendlichen die Angebote nicht mehr ausreichend wahrnehmen, wenn sie bis 16 Uhr in der Ganztagsschule sind. Fachausschuss und Verwaltung wollten darauf hin in einem Interessenbekundungsverfahren einen Betreiber aus Norderstedt oder Umgebung finden, mussten aber zur Kenntnis nehmen, dass die Trägerschaft europaweit hätte ausgeschrieben werden müssen. Das wollte niemand, die Verantwortlichen beschlossen, dass die Stadt die Jugendarbeit in Harksheide übernimmt. "Die sechs Arbeitsplätze sind inzwischen in den Stellenplan der Verwaltung eingearbeitet, die Mitarbeiter bleiben aber vorerst Beschäftigte der Kirchengemeinde", sagt Sybille Hahn.

Der Beschluss sah aber auch vor, dass die Jugendlichen ihre angestammten Räume verlassen müssen und künftig im Jugendhaus Norderstedt-Mitte, dem "Bunker", betreut werden. Auch im Backsteinhaus an der Rathausallee hat sich der Ausschuss umgesehen und festgestellt, dass dort kein Raum für die Bands zur Verfügung stehen würde. Da das Jugendfreizeitheim auch Anlaufpunkt für Jüngere sein soll, reichten die Kapazitäten für beide Altersgruppen nicht aus. "Ein Umzug würde das Aus für die Bandarbeit bedeuten", sagt die stellvertretende Ausschussvorsitzende. Die Jugendlichen, von denen viele im Ausschuss waren, sehen das genauso. "Nahezu die gesamte Norderstedter Musikszene findet in der Teestube statt. Wettbewerbe wie der alljährliche Nordersound wären ohne uns undenkbar", schreiben die Besucher in ihrem offenen Brief an die Parteien, in dem sie sich für den Erhalt der Einrichtung einsetzen. Eine Alternative gebe es nicht, weder der "Bunker" noch das Kulturwerk hätten die nötigen Kapazitäten.

Das Jugendhaus an der Falkenbergkirche sei einmalig, schreiben die Verfasser weiter. Die Teestube sei ein Ort, in dem Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und mit auseinanderklaffenden Biografien miteinander und voneinander lernen, in dem Verständigung zwischen den Kulturen jeden Tag ganz selbstverständlich praktiziert werde. Fitnessraum und -trainer, der auch Tipps zur richtigen Ernährung gibt, die große Eingangshalle mit PCs, Billardtisch und Kicker, die Sofaecke als Rückzugsraum und die Küche, die allen Besuchern auch als Lernort für gesunde Ernährung offen steht - die Teestube verfüge über ein vielfältiges Angebot, das auch Jugendliche zu schätzen wüssten, die 18 und älter sind.

"Allen Mitgliedern im Jugendhilfeausschuss ist klar, dass die Ganztagsschule Veränderungen mit sich bringen wird. Nur dürfen die Neuerungen nicht dazu führen, dass eine vorbildliche und vorbeugende Jugendarbeit zerschlagen wird", sagt die stellvertretende Ausschussvorsitzende. Ab sofort gelte das alte Konzept der Jugendarbeit in Norderstedt und das bedeute auch, dass im "Bunker" wieder Jugendarbeit für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren angeboten wird.

Über die Zukunft der Teestube wollen Verwaltung und Kirchengemeinde gemeinsam und mit allen Betroffenen sprechen und ein Konzept erarbeiten. Das wird aber vor der Kommunalwahl nicht mehr geschehen. Bis zu einer Entscheidung stellen wir die Teestube wie bisher zur Verfügung, auch wenn der Prozess länger dauert", sagte Propst Melzer, der ebenfalls begrüßt, dass Stadt und Kirche die erfolgreiche Jugendarbeit in Harksheide gemeinsam fortführen.