Stadt will Radfahrer stärker kontrollieren. Wer bei einem Verstoß erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen

Norderstedt. Die Norderstedter Polizei wird in diesem Jahr ein wachsames Auge auf die Radfahrer haben. Verstärkt wollen die Beamten auf die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung pochen. Mit den Kontrollen haben die Polizisten am Dienstag bereits begonnen. Mehrere Stunden lang wurden am Kreisverkehr auf der Ulzburger Straße, auf Höhe der Einmündung der Marommer Straße Radfahrer kontrolliert.

Kai Hädicke-Schories, Verkehrsbeauftragter der Polizei Norderstedt: "Innenminister Andreas Breitner hat mehr Kontrollen der Radfahrer gefordert. Wir setzen das um." Bei den Kontrollen wird es nicht mehr nur bei "warmen Worten" bleiben, wie Hädicke-Schories sagt. Wer bei einem Verstoß erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen. Und zwar nach dem neuen Bußgeldkatalog, der zum 1. April in Kraft getreten ist. Für das Benutzen des falschen Radweges (gegen die Fahrtrichtung) muss ein Radfahrer nun 20 Euro zahlen (bisher 15 Euro). Und wer nur nach Lust und Laune auf das Rotlicht der Ampel reagiert, der muss mit einem Bußgeld von 45 Euro und einem Punkt in Flensburg rechnen.

Hädicke-Schories stellte am Dienstag die Unfallstatistik 2012 vor. Und die verzeichnet einen deutlichen Anstieg der Radunfälle in der Stadt, nachdem die Zahlen in den vergangenen vier Jahren stetig gesunken waren. Bei 130 Unfällen (2011: 111) waren 2012 insgesamt 135 Radfahrer beteiligt. 117 Radfahrer wurden verletzt, fünf davon so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Unfallschwerpunkt für Räder ist die Ulzburger Straße (27 Unfälle). Bei 32 Prozent aller Radunfälle war das Benutzen des links der Straße laufenden Radweges die Ursache. An Einmündungen und Kreuzungen kommt es dabei regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen Radlern und Autofahrern, die den von rechts kommenden Radler nicht wahrnehmen.

Kinder und Jugendliche sollen zu mehr Vorsicht erzogen werden

In 18 Fällen waren es Kinder unter 14 Jahren, die mit dem Fahrrad unterwegs waren und in einen Unfall verwickelt wurden. "Auch hier war das Benutzen des falschen Radweges ursächlich, aber auch das falsche Einfahren in den Kreisverkehr", sagt Hädicke-Schories. Mit Aufklärungsarbeit an den Grundschulen und mit verstärkten Kontrollen vor den weiterführenden Schulen im Herbst will die Polizei Kinder und Jugendliche zur mehr Vorsicht erziehen.

Der im zwölften Jahr von Hädicke-Schories erstellte Verkehrsreport 2012 verzeichnet insgesamt einen Rückgang der Verkehrsunfälle in Norderstedt. 1442 Unfälle gab es in der Stadt, ein Rückgang um 2,9 Prozent im Vergleich mit 2011 (1485 Unfälle). Hädicke-Schories: "Ich gebe unumwunden zu, dass wir einen stärkeren Rückgang erwartet hatten." Denn laut dem Verkehrsexperten seien nahezu alle ehemaligen Unfallschwerpunkte der Stadt durch bauliche Veränderungen oder Ampelschaltungen entschärft worden. "Wir sind da ziemlich am Ende der Entwicklung. Jetzt können wir nur noch an die Vorsicht der Leute appellieren."

Trotzdem es weniger Unfälle gab, stieg 2012 die Zahl der Verletzten. 420 Menschen weist die Statistik aus (390 in 2011). 399 wurden dabei nur leicht verletzt, schwere Verletzungen trugen 19 Menschen davon, zwei Menschen wurden getötet. Dabei handelte es sich um einen 76-Jährigen, der am 30. Juni auf der Ulzburger Straße mit einem Traktor zusammengestoßen war, der ihm die Vorfahrt genommen hatte. Und um eine 49-Jährige, die am 10. Oktober auf der Schleswig-Holstein-Straße aufgrund ungeklärter Ursache frontal mit einem Linienbus kollidiert war.

Am Knoten Ochsenzoll hat es 2012 nur Bagatell-Unfälle gegeben

Von den ehemals 14 Kreuzungen und Einmündungen, an denen es in Norderstedt am häufigsten zu Unfällen kam, sei lediglich ein einzige übrig geblieben, sagt Hädicke-Schories: Die Kreuzung der Schleswig-Holstein-Straße mit der Poppenbütteler Straße und dem Langenharmer Weg, über die jeden Tag 36.750 Autos, Motorräder und Lastwagen fahren. 23 Unfälle gab es dort 2012, acht davon mit Leichtverletzten. Hauptsächlich waren es Linksabbieger in die Poppenbütteler Straße, die den Gegenverkehr nicht beachtet haben. Aber auch etliche Rotsünder waren darunter. Mit der Verschwenkung der Poppenbütteler Straße nach Norden und dem Neubau einer Kreuzung mit der Stormarnstraße erhofft sich Hädicke-Schories, dass auch dieser Unfallschwerpunkt in naher Zukunft behoben sein wird. Laut Stadtsprecher Hauke Borchardt ist das Bauamt der Stadt gerade dabei, die nötigen Grundstücke für die Baumaßnahme zu erwerben. "Der Ausführungsauftrag ist erteilt, die Mittel für die Verschwenkung sind im Haushalt eingestellt", sagt Borchardt.

Von allen anderen neuralgischen Stellen im Norderstedter Verkehrsnetz hat Hädicke-Schories nur Positives zu berichten. Die Ampelanlage an der Einmündung der Stettiner Straße in den Friedrichsgaber Weg habe dort für eine "0-Lage" gesorgt. Auch die Ampel, die die Einmündung der Waldstraße in die Ulzburger Straße entschärft habe, sei eine "sehr gelungene Maßnahme".

Und wenn es nach Kai Hädicke-Schories geht, dann würde es am Knoten Ochsenzoll noch mehrere Jahre Bauarbeiten geben. Denn während der Bauphase gab es auf der Kreuzung nur noch zehn Unfälle, in den meisten Fällen Bagatellen. Hädicke-Schories: "Eine Frau verursachte einen Auffahrunfall, weil sich vor ihren Augen von der Sonnenblende eine Spinne abseilte und sie sich so erschrak."