Das Mittelalterfest im Willy-Brandt-Park von Norderstedt wurde abgesagt - zu wenig Besucher, zu viel Aufwand. Gäste haben hohe Ansprüche und Erwartungen.

Norderstedt. Unter einem guten Stern stand das Mittelalterfest in Norderstedt in den vergangenen Jahren nicht. Seit der Tross der "Fogelvreien" um den Fest-Veranstalter Johannes Faget im Jahr 2005 zum ersten Mal sein Lager im Willy-Brandt-Park im Schatten des Herold-Centers aufschlug, verging nur selten ein Gastspiel ohne heftigen Dauerregen. Doch die 160 Leute, Handwerker und Krämer, die Hökerer, Gaukler und Spielleute, die Ritter, Knappen und Schwertkämpfer hielten sich wacker. Was man vom Publikum nicht sagen konnte: Die ganze große Zuschauergunst war dem Mittelalter-Spektakel bislang nicht vergönnt.

Deswegen ist jetzt auch erst mal Schluss mit Ritterturnier, "Met-Saufen" und Schwertkampf. Der Stadtmarketingverein Norderstedt Marketing, der das Fest immer gemeinsam mit der Stadt Norderstedt veranstaltet, hat das antiquierte Treiben für dieses Jahr abgesagt. Offiziell heißt es, das Fest werde in diesem Jahr ausgesetzt, aufgrund "konzeptioneller Neuüberlegungen". Marie-Kathrin Weidner, Sprecherin von Norderstedt Marketing, bringt es griffig auf den Punkt: "Das Fest war immer wieder dasselbe, es ist nichts Neues passiert. Wir aber wollen ein modernes Mittelalterfest."

Das klingt paradox. Was Weidner meint, sind die "modernen Besucheransprüche". "Es reicht einfach nicht, wenn Jahr für Jahr nur das Ritterturnier oder der Drache Fangdorn zu den Attraktionen zählen. Heute muss man bei so einer Veranstaltung einfach mit mehr aufwarten." Dass das Konzept des Festes nicht aufgehe, habe sich am Ende in der Kasse gezeigt, sagt der Sprecher der Stadt, Hauke Borchardt. "Die Kosten der Veranstalter haben sie nicht durch die Eintrittsgelder wieder einspielen können." Laut Weidner sei Faget trotzdem nicht bereit gewesen, deswegen an der Qualität der Veranstaltung zu rütteln und den Tross der "Fogelvreien" abzuspecken - was ihn ehrt. Aber ohne Sponsoren, etwa im vergangenen Jahr das Herold-Center, sei das Mittelalterfest gar nicht möglich gewesen. Und in diesem Jahr sind keine Sponsoren mehr an Bord. Das vorläufige Aus für das Mittelalterfest.

Doch alle Beteiligten wollen den Neuanfang. "Wir stehen mit Johannes Faget und den 'Fogelvreien' im Kontakt. Es kann sein, dass im nächsten Jahr schon wieder ein Fest stattfindet", sagt Weidner. Es kann allerdings auch sein, dass es nicht mehr mit den "Fogelvreien" organisiert wird. "Faget stellt ein wunderbares und qualitativ hochwertiges Spektakel auf die Beine. Er lebt die Mittelalteridee. Aber er ist nicht der beste Organisator", sagt Borchardt.

Auch der Standort Willy-Brandt-Park ist umstritten. "Der Park hat uns doch vor erhebliche logistische Probleme gestellt", sagt Borchardt. Das Hauptproblem war die mangelnde Infrastruktur. Borchardt: "Es bedeutete einen riesigen Aufwand, das gebrauchte Badewasser aus den Badezubern im Lager sachgerecht in der Norderstedter Kanalisation zu entsorgen."

Mit dem Norderstedter Stadtpark verfügt die Stadt nun über einen Veranstaltungsort, der alles bietet, was das Veranstalter-Herz begehrt. Strom, Wasser, Abwasser sind dort kein Problem. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Norderstedt Marketing das Mittelalterfest am liebsten dort ausrichten möchte. "Im Feld-, Wald- und Seepark würden sich für das Spektakel ganz andere Darstellungsmöglichkeiten bieten", sagt Marie-Kathrin Weidner. Faget und die "Fogelvreien" haben zur Landesgartenschau schon mal ein Gastspiel am Stadtparksee gegeben - allerdings mit ihrem Piratenmarkt. Das hat ganz gut funktioniert. Bleibt nur noch die Frage, ob sich im dicht gedrängten Veranstaltungsprogramm der Stadtpark GmbH ein Wochenende finden lässt für die Mittelalter-Sause. Für die Suche danach bleibt im nächsten Jahr immerhin genügend Zeit.