Das kleine Café in der Kirchengemeinde Falkenberg hat sich zu einem lebendigen Treffpunkt in Harksheide entwickelt

Norderstedt. Eigentlich war das Kirchencafé am Falkenberg Ende 2011 fast schon geschlossen. "Die Kirchengemeinde Harksheide hätte das Projekt wohl sterben lassen müssen", sagt Tabea Müller. Dem Stadtteil wäre ein lebendiger Treffpunkt der Generationen verloren gegangen, ein gutes Stück seiner sozialen Struktur. Deswegen hat sich schließlich das Diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein entschlossen, die Trägerschaft zu übernehmen. Und Müller, die Leiterin der Diakonie-Einrichtung für Obdachlose am Herold-Center (TAS), schaut nun auch am Falkenberg nach dem Rechten. In diesem Monat feiert das Café seinen neunten Geburtstag.

Was hat sich durch den neuen Träger verändert? Zunächst heißt das Kirchencafé nun nicht mehr Kirchencafé, sondern "EinMAHLig Falkenberg". Ansonsten bietet das Café all das, was seit neun Jahren die Stammgäste lockt. Gutes, günstiges Essen, eine lebendige Kontaktbörse für Alte, Alleinstehende und Familien, jede Menge Kultur, Musik und Spiel.

Das Team des Cafés besteht aus vier geringfügig Beschäftigten und einem behinderten Mitarbeiter der Norderstedter Werkstätten. Montags bis freitags bereitet das Team den Mittagstisch. Zwei Stunden, immer zwischen 12 und 14 Uhr, gibt es "gesunde, leckere und Geschmacksverstärker freie Speisen", im Menü mit Salat und Dessert für 5,90 Euro. Wer Nachschlag will, zahlt einfach einen Euro mehr. "20 Essen gehen jeden Tag raus im Durchschnitt", sagt Wiebke Mademann, Mitarbeiterin des Cafés. Dazu kommen noch die Speisen, die das Team als Catering-Service zu Veranstaltungen und Privatfeiern liefert.

An den Tischen des kleinen Gastraumes in der Falkenberg-Kirche sitzen Familien, alleinstehende Senioren des Viertels und Beschäftigte aus den umliegenden Büros und Betrieben. "Gerade bei den Alten sind viele dabei, die lieber in der Gemeinschaft Mittag essen wollen als alleine zu Hause", sagt Tabea Müller. Das bedeutet nicht, dass sich hier alle gemeinsam an einen Tisch setzen. Vielen reichen die bloße Anwesenheit einiger bekannter Gesichter und das freundliche Hallo zur Begrüßung. "Als wir mal bei den Gästen nachgefragt haben, ob wir Musik im Hintergrund laufen lassen sollen, wurde das abgelehnt. Bloß nicht, hieß es, dann können wir ja die Gespräche am Nachbartisch nicht mehr hören", sagt Müller.

Für alles, was über das leibliche wohl der Gäste hinausgeht, ist der von ehrenamtlichen Helfern geführte Verein Treffpunkt Falkenberg zuständig. Neben dem ehemaligen Falkenberg-Pastor Gunnar Urbach engagieren sich hier zum Beispiel Silke Brachmeyer und Karin Kröger. "Das Café ist das lebendige Zentrum der Kirchengemeinde. Es ist Treffpunkt, Auskunftei und ein Ort für die Freizeit", sagt Kröger. Sogar Beziehungen habe das Café schon gestiftet. Zwei Senioren eines regelmäßigen Mittags-Stammtisches hätten im Café zueinander gefunden. Veranstaltungen des Vereins, etwa der Falkenberger Spieletreff von Silke Brachmeyer, das Essen mit den Heiligen, die vielen Auftritte von Musikern oder Kleinkünstlern und der Kaffee-Klatsch, sind gute Frequenzbringer für das "EinMAHLig Falkenberg" und bei vielen Stammgästen fester Bestandteil der Freizeitplanung. Der Verein sorgt auch dafür, dass nötige Arbeiten im Café möglichst kostenneutral erledigt werden können. An diesem Tag etwa macht sich gerade der Raumausstatter-Azubi Patrick Brümmer mit einem dröhnenden Nass-Sauger an den fleckigen Polstern der etwa 100 Café-Stühle zu schaffen. Für seine Chefin Connie Suhr vom gleichnamigen Fachbetrieb war es keine Frage, dass sie die Reinigung kostenlos für den Verein übernimmt. "Wir wollen, dass hier Leben in die Bude kommt. Das Café ist wichtig für die Kirchengemeinde", sagt Suhr. Seit der Fusion mit der Gemeinde Albert-Schweitzer zur Kirchengemeinde Harksheide sei es ruhiger geworden am Falkenberg, etwa weil sich die Kirchen nun die Gottesdienste teilen. Das Café sei ein Weg, die Gläubigen noch in die Kirche zu locken, sagt Suhr.

Doch offen ist das Café natürlich für jedermann. "Ich habe schon von nicht gläubigen Leuten gehört: ,Ach, ins Kirchencafé soll ich gehen? Da muss ich doch bestimmt beten, oder?' Doch das ist natürlich Quatsch", sagt Tabea Müller. Jesus sei für alle Menschen da gewesen. Und mit dem "EinMAHLig Falkenberg" ist es ganz genau so.