In unserer Serie “Menschen in der Kirche“ stellen wir heute Pfarrer Berthold Bonekamp-Kerkhoff aus Winsen vor

Winsen. Die Frage nach dem Zölibat stellt sich für Berthold Bonekamp-Kerkhoff nicht. Zumindest nicht mehr. Sein Leben könne er einer Familie nicht zumuten, sagt der Geschäftsführer des katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift. Denn neben der Arbeit in Hamburg hat er noch ein äußerst zeitraubendes Hobby. Er ist Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde Jesus Guter Hirt mit den Kirchen in Bad Bramstedt und Kaltenkirchen.

Sieben Tage die Woche mit bis zu 18 Stunden Arbeit kommen da auch einmal zusammen. Dennoch sagt er: "Die Arbeit gefällt mir gut. Ich habe mehr als 130 ehrenamtliche Mitarbeiter in allen Himmelsrichtungen der Gemeinde. Deswegen kann ich das machen." Ohne die Unterstützung bei Bauangelegenheiten, Jugendarbeit oder finanziellen Fragen wäre das Pfarramt als Hobby bei 3600 Gläubigen nicht machbar.

"Ich habe somit viel Zeit für die Seelsorge", sagt der 56-jährige Pfarrer. Er könne Menschen in der Gemeinde beispielsweise zur Krankensalbung oder -kommunion besuchen. Andere empfängt er in seinem großen Haus in Winsen bei Kaltenkirchen zum Gespräch über Taufe oder Ehe. Sein Bruder, mit dem er gemeinsam lebt, akzeptiert, dass die gemeinsame Heimat zum Pfarrhaus geworden ist. "Ich könnte nicht alleine leben", sagt Bonekamp-Kerkhoff. "Das weiß auch Erzbischof Werner Thissen."

Die Mutter riet ihrem Sohn zunächst davon ab, Theologie zu studieren

Der Erzbischof war es auch, der Bonekamp-Kerkhoff als Spätberufenen 2006 zum Priester geweiht hat. Dabei zog es den geborenen Münsterländer bereits früh zur Theologie. Er wollte Theologie studieren, aber seine Mutter riet zunächst davon ab. "Sie meinte, wenn ich Theologie studiere und dann eine Frau kennenlerne, stehe ich ohne etwas da", sagt er.

Und so studierte er Volkswirtschaft und schloss das Studium 1981 ab. Danach musste er zwei Jahre als Zivildienstleistender ran und absolvierte nebenher eine Ausbildung als Altenpfleger. Sie kam ihm zugute, als er sich schließlich der Theologie zuwandte. Sein Studium finanzierte Bonekamp-Kerkhoff mit Altenpflege. "Nach dem Studium wollte ich Priester werden, aber es kam nicht dazu", berichtet er. "Die Zeit war wohl noch nicht reif."

Berthold Bonekamp-Kerkhoff arbeitete in der Folge im Augustinum, einer evangelischen Einrichtung mit insgesamt 23 Wohnstiften in ganz Deutschland. Er war an verschiedenen Standorten eingesetzt und kam 1996 nach Hamburg.

Kurz zuvor war hier das Erzbistum entstanden. An dessen Spitze stand Ludwig Averkamp, der Firmbischof von Bonekamp-Kerkhoff, und dieser weihte ihn zum Diakon. Nun konnte er selbstständig taufen, trauen oder beerdigen. Averkamps Nachfolger Thissen ermutigte Bonekamp-Kerkhoff schließlich, den letzten Schritt zum Priester zu gehen.

Als dann die Pfarrstelle in Bad Bramstedt vakant wurde, kam die Frage, ob er es nicht einmal im Nebenamt versuchen wolle. Bonekamp-Kerkhoff zögerte, ob dies für Gemeinde und Krankenhaus eine gute Entscheidung sei. Bereut hat er sie nicht. Es sei gut, dass er an beiden Orten gelernt habe, Aufgaben zu verteilen. "Ob eine Gemeinde belebt ist, das liegt nicht am Pfarrer allein."