Aus und vorbei: Der seit 56 Jahren angekündigte Großflughafen Kaltenkirchen wird nicht gebaut.

Das "Luftkreuz des Nordens" ist tatsächlich an uns vorbeigegangen. Dabei hätten wir KAI ("Kaltenkirchen International Airport") doch zu gerne mal im richtigen Leben erlebt. Nun geht KAI in die Mottenkiste. Und wir müssen unsere Fantasie bemühen, um uns vorzustellen, wie alles hätte sein können. An dieser Stelle ziehen vor dem geistigen Auge mystische Nebel auf, verdichten sich zur wild rotierenden Zeitspirale, bis sich das Bild plötzlich klärt und den Blick freigibt auf die Zukunft - eine Zukunft mit KAI...

Zwischen Kaltenkirchen, Lentföhrden und Lutzhorn ist nichts mehr, wie es noch war - damals im bitterkalten April 2013, als sich Krokusse durch geschlossene Schneedecken kämpften wie jetzt der Löwenzahn durch den Landebahnasphalt. Jawohl, es gibt eine Landebahn, immerhin. Die zweite konnte noch nicht gebaut werden, da deren Trasse den Lebensraum einer noch nicht exakt bestimmten Unterart eines Sumpfdottergewächses kreuzt, dessen Existenz hier bislang zwar noch nicht bewiesen, aber auch nicht widerlegt werden konnte - also Baustopp. Landebahn Eins wurde dafür im Plansoll erstellt, leider von derselben Firma, die schon beim Ausbau der A 1 Hamburg/Bremen für den Belag zuständig war. Nach 27 Nachbesserungen inklusive juristischen Zwischenspielen stand die erste Testlandung eines Ryanair-Clippers unmittelbar bevor, als der Lockruf des längst ausgestorben geglaubten Zirbelzaubelpfeifers diesem Treiben ein jähes Ende setzte. Da half auch nicht das verschämte Bekenntnis des Leitenden Fluglotsen, es hätte sich beim fraglichen Tirilieren lediglich um eine auf den Kantinenmittagstisch (Chili con carne) zurückzuführende, fies verklemmte Blähung gehandelt, die ihm peinlicherweise...

Das ist jedoch nicht weiter schlimm. Die Terminals sind sowieso nicht fertig. Fenster erwiesen sich als zu groß, Türen als zu klein. Zufahrtswege enden im Nichts, Aufzüge funktionieren nur an geraden Wochentagen in Schaltjahren, über die Sprinkleranlagen wollen wir lieber gar nicht erst reden. Steuergeldmilliarden sind im Gully versackt - dabei gibt es hier gar keine Kanalisation, die wurde irgendwie vergessen. Das Volk fasst es nicht, die Verantwortlichen sind nicht zu fassen, der Skandal ist perfekt. Zum Glück wabern plötzlich wieder mystische Nebel auf, verhüllen das Elend und schicken unsere Sinne zurück ins Hier und Jetzt...

Zwischen Kaltenkirchen, Lentföhrden und Lutzhorn ist über allen Wipfeln Ruh. Und das ist gut so.