In Henstedt-Ulzburg rückt das Schwarzwild an die Siedlungen heran. Viele Frischlinge überstehen den Winter nicht. Schleswig-Holsteins Förster sehen die Gefahr vom Heranrücken der Wildtiere als nicht gravierend an.

Kreis Segeberg. Wildschweine dort, wo sie normalerweise nicht gesehen werden, Panik bei Hundehaltern, die Angst haben, plötzlich mit einer Wildschweinrotte konfrontiert zu werden: Der lange und harte Winter hat Auswirkungen, unter denen die Wildschweine leiden und Hundebesitzer ängstlich machen.

Im "Hundewald" im Bereich Immbarg/Wilstedter Straße in Henstedt-Rhen hausen Wildschweine! Diese Nachricht hat Hundebesitzer alarmiert. Dazu die Auskunft eines Jägers, den Wald bei Anbruch der Dämmerung möglichst zu meiden. Das reicht, um Frauchen oder Herrchen, die gewöhnlich arglos mit ihren Tieren Gassi gehen, zu verunsichern.

Schleswig-Holsteins Förster sehen die Gefahr vom Heranrücken der Wildtiere an Siedlungsgebiete allerdings als nicht gravierend an. "Es ist nicht ausgeschlossen, dass Wildschweine in die Nähe von Siedlungen kommen, aber uns ist bisher kein Fall bekannt, wo die Tiere tatsächlich in die Gärten eingedrungen sind, um zum Beispiel Komposthaufen nach Nahrung zu durchsuchen", sagt Steffen Ahnert, zuständiger Förster im Sachgebiet Jagen der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. "Das passiert eher im Hamburger Randgebiet." Stadtwildschweine, wie sie zum Beispiel in Berlin anzutreffen sind, gebe es in Schleswig-Holstein nicht. Tatsächlich aber kann auch er nicht ausschließen, dass der Rhener "Hundewald" gelegentlicher Aufenthaltsort von Wildschweinen ist.

Was passiert, wenn Hunde und Wildschweine sich begegnen? "In der Regel flüchten die Wildtiere", sagt der Förster. "Ein normal gearteter Hund wird einem Wildschwein aber auch ausweichen." Es komme auch in Schleswig-Holstein immer wieder vor, dass Hunde von Wildschweinen verletzt würden; das allerdings beschränke sich auf Jagdhunde während der Jagd. Ein solcher Zusammenstoß kann tödlich enden: Das maximale Lebendgewicht von ausgewachsenen Bachen in Mitteleuropa liegt bei rund 150 Kilogramm und das von ausgewachsenen Keilern bei rund 200 Kilogramm. In Osteuropa können Keiler sogar bis zu 350 Kilogramm schwer werden.

Menschen mit Hunden an der Leine dürfen die Wege nicht verlassen

Förster Ahnert weist aber auch auf das Landeswaldgesetz hin, in dem geregelt ist, dass Hunde im Wald angeleint werden müssen. Ein Mensch ohne Hund darf den Wald überall betreten, Menschen mit Hunden an der Leine dürfen die Wege nicht verlassen.

Wildschweine haben es in diesen Zeiten nicht leicht: Zwar verändern sie, wie andere Wildtiere auch, ihren Stoffwechsel und können mit verminderter Nahrung auskommen. Während langer Frostperioden, wie in diesem Winter, fällt es ihnen jedoch zunehmend schwer, die Bodenkruste aufzubrechen. Die Landesförster gehen davon aus, dass sich der Wildschweinbestand in diesem Winter verringert - wie schon vor drei Jahren, als die Wälder bis Mitte April mit Schnee bedeckt waren. "Viele der im Februar und März geborenen Jungtiere gehen ein", sagt Steffen Ahnert. "Die Natur hilft sich also selbst."

Anhand der in der Jagdsaison 2011/12 zur Strecke gebrachten Wildschweine (9200) gehen die Jäger und Förster davon aus, dass derzeit etwa 40.000 Stück Schwarzwild in den Wäldern des nördlichsten Bundeslandes leben. 2009/10 lag der Bestand noch bei etwa 64.000 Tieren.

Die Kreisjagdbehörde hat einen weiteren Umstand ausgemacht, der zur Dezimierung des Schwarzwildes beiträgt: Es seien mehrere Jäger beim Abschuss von Bachen mit Frischlingen erwischt worden. Mehrere Strafverfahren wegen unzulässiger Jagd liefen bereits. Die Rede ist von einem klaren Verstoß gegen das Jagdgesetz, das sei unwaidmännisch und strafbar.

Während der Wildbestand in harten und langen Wintern zurückgehe, besteht nach Angaben von Förster Steffen Ahnert keine Gefahr für andere Wildtiere. "Die Tiere leiden keine Not, sie sind auf den Winter eingestellt." Durch das Abholzen der Knicks und den sonstigen Holzeinschlag in den Wäldern gebe es genügend Knospen von frischen Bäumen im Bodenbereich.

Rehkitze würden erst nach dem Winter, im Mai und Juni, zur Welt gebracht.

Während der Jagdsaison 2011/12 seien in Schleswig-Holstein 52.200 Rehe, 900 Stück Rotwild und 9900 Stück Damwild geschossen worden. Die tatsächliche Population sei etwa drei- bis viermal größer, sagt Förster Ahnert.