Mit der Wohnqualität sei es vorbei. Zwischen Hausbesitzern am Glashütter Weg und der Smiley's-Filiale herrscht seit drei Jahren Krieg.

Norderstedt. Anwohner gegen Pizza-Bringservice. Am Glashütter Weg tobt seit mehr als drei Jahren der Streit zwischen Hausbesitzern und der Smiley's-Filiale an der Ulzburger Straße 328. Der Vorwurf der Anwohner: Die Fahrer des Lieferservices verursachen bis spät in die Nacht zu viel Lärm. Sie fahren zu schnell in der Wohnstraße, sie wenden auf Privatgrundstücken, sie parken falsch. Die Liste der Vorwürfe und Anzeigen ist lang. So lang, dass der Betreiber der Pizza-Filiale nun um seine Existenz bangt. Obwohl er glaubt, alles dafür getan zu haben, um die Anwohner nicht über Gebühr zu stören.

Der kaufmännische Angestellte Torsten Ehlers, 48, hat sich in direkter Nachbarschaft zu der Gewerbeimmobilie mit dem Pizza-Service an der Ulzburger Straße sein Traum-Häuschen am Glashütter Weg gebaut. Ein rot getünchtes Haus mit Satteldach, dazu ein hübsch gestalteter Garten mit Terrasse. "Leider ist das unsere Altersvorsorge. Würden wir hier zur Miete leben, wären wir längst weg", sagt Ehlers verbittert.

Seit der Pizza-Service 2009 in das bis dahin leer stehende Gebäude zog, sei es mit der Lebens- und Wohnqualität der Familie Ehlers vorbei. Immer von 11 bis 24 Uhr, 365 Tage im Jahr, würde Smiley's seine Pizzen ausliefern. "Hundert an- und abfahrende Autos, jeden Tag. Kofferraumklappe auf und wieder zu, Tür auf und zu. Dazu aufheulende Motoren." Ehlers sagt, er sei mit den Nerven fertig. Seine Frau müsse den Lärm den ganzen Tag ertragen. Abends im Wohnzimmer verhindere der Lärm die Entspannung. "Die Terrasse nutzen wir gar nicht mehr. Und schlafen mit offenem Fenster geht nicht", sagt Ehlers.

Die Fahrer, laut Ehlers "alles junge Kerle", würden oft zu schnell durch den Glashütter Weg fahren. "Mich wundert, dass es noch keine Unfälle gegeben hat." Nachbarn hätten schon Nägel auf ihren Grundstücksauffahrten ausgestreut, um das Wenden der Pizza-Fahrer zu verhindern. "Ich habe mehrfach die Schlüssel in den Wagen abgezogen, weil sie mit laufendem Motor vor unserem Haus standen", sagt Ehlers.

Anfangs habe er noch in gutem Einvernehmen mit dem Smiley's-Filialleiter gestanden. Mittlerweile spreche man nur noch über die Anwälte miteinander. Auf dem Rechtsweg hat Ehlers nach Lärmmessungen des zuständigen Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Itzehoe erreicht, dass die Pizza-Fahrer den Parkplatz des Bringservices an der Grundstücksgrenze nur noch zum Abstellen, aber nicht zum An- und Abfahren nutzen dürfen.

Außerdem musste ein Zaun zwischen den Häusern aufgestellt werden. Enttäuscht ist Ehlers von der Stadt Norderstedt. Er hat sich in einem Brief an Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote gewandt. Dort macht Ehlers seiner Wut Luft, wonach die Stadt drei Jahre gebraucht habe, um ihm mitzuteilen, dass nicht sie, sondern das LLUR für den Fall zuständig sei - sonst habe die Stadt Norderstedt in der Sache nichts unternommen. "Ich komme mir vor wie der lästige Nörgler, der mit seinen Lärmproblemen übertreibt. Doch dieser dauernde Lärm macht uns krank. Am Wochenende flüchten wir aus dem Haus, nur damit wir Ruhe bekommen", sagt Ehlers.

Der Betreiber des Bringdienstes äußert sich nicht persönlich zum Streit mit den Nachbarn. Das übernimmt Ingo Graetz, der Geschäftsführer der Smiley's Franchisezentrale in Hamburg. "Wir haben ja durchaus Verständnis für die Probleme der Anwohner. Auf der anderen Seiten unternehmen wir alles, was in unserer Macht steht, um die Leute nicht zu stören." Sämtliche amtlichen Auflagen zur Lärmreduzierung seien eingehalten worden, sagt Graetz. Die Fahrer des Bringdienstes seien vom Filialleiter instruiert, sich unauffällig und rücksichtsvoll zu verhalten. "Wer Türen schlägt oder Kofferraumdeckel, wer zu schnell fährt oder falsch parkt, der wird bei uns mit Freizeit bestraft. Das heißt, er bekommt keine Touren und verdient kein Geld", sagt Graetz.

Aus Rücksicht auf die Nachbarn würde Smiley's den angemieteten Parkplatz nur noch bis 18 Uhr benutzen. "Danach starten unsere Wagen auf dem Parkplatz eines benachbarten Gewerbebetriebes", sagt Graetz. Er empfindet es als unfair, wenn Menschen ihre Häuser neben existierende Gewerbebetriebe bauen und sich in dieser Vehemenz über die Beeinträchtigungen beschweren. "Mit dem, was wir tun können, stoßen wir jetzt an eine Grenze. Ich habe das Gefühl, die Nachbarn wollen uns unter allen Umständen dort weghaben", sagt Graetz. Beim Norderstedter Franchise-Nehmer würden die Nerven blank liegen. Seine Existenz stehe auf dem Spiel. "Wenn es eine Alternative gebe, würden wir auch umziehen. Doch auf den Kosten bleibt der Filialleiter sitzen", sagt Graetz.

Torsten Ehlers will gar nicht, dass der Pizza-Service ganz aus der Nachbarschaft verschwindet. "Eine Verlagerung des gesamten Liefer-Verkehrs auf die ohnehin stark befahrene Ulzburger Straße wäre eine Lösung." Doch hier sind einfach keine Parkplätze für Smiley's vorhanden. Und ob die Stadt oder der Eigentümer der Gewerbeimmobilie sie einrichten könnte, das weiß auch Ingo Graetz nicht. "Wir sind für jede gute Idee offen, wie wir das Problem lösen könnten. Wir möchten mit allen Nachbarn in Frieden leben. Schließlich sind das alles potenzielle Kunden", sagt Graetz. Torsten Ehlers sagt: "Pizza? Esse ich nur noch, wenn sie von meiner Frau gemacht wurde."