Die Cheerleader der Starlets Norderstedt sind auf Erfolgskurs. Demnächst treten sie sogar bei den Deutschen Meisterschaften im Cheerleading an.

Die Anspannung steht in die Gesichter der Mädchen geschrieben. Alles oder nichts, Meister oder "unter ferner liefen", darum geht es jetzt. Konzentrierte Blicke. Im Hintergrund dröhnt aus dem Lautsprecher eine Ansage. Applaus erfüllt die Sporthalle, Tröten, Sprechgesänge.

Die Fotografen richten ihre Kameras auf die Gruppe - das Signal. Noch einmal tief Luft holen, Lächeln aufsetzen und rauf auf die Bühne.

Die Cheerleader der Starlets Norderstedt wissen, was nun kommt. Donnernde Musik ertönt. Jedes Mädchen nimmt eine festgelegte Position ein - so wie Dutzende Male zuvor auch. Jeder einstudierte Tanzschritt wird quasi automatisch im Gehirn abgespult und umgesetzt, jeder Sprung in die Luft, jede Drehung, jede Tempoänderung, jedes Wirbeln mit Pompons. Routine. Und dennoch eine unglaubliche Konzentrationsaufgabe. Der Puls steigt, die Muskeln werden strapaziert. Nach etwas mehr als zwei Minuten ist alles vorbei. Jubel, Applaus. Die Punkterichter verziehen keine Miene und notieren.

Für Silke Dreyer und ihre Schützlinge steht der Spaß im Vordergrund

Es sind die Landesmeisterschaft im Cheerleading, und lange haben die Starlets dafür geübt. Die Arbeit hat sich gelohnt. Am Ende gibt es zwei Titel für die Mannschaft um Trainerin Silke Dreyer. Wieder einmal, denn die Starlets sind seit Jahren im Höhenflug. 2011 wurden sie sogar Deutscher Meister. Diesen Titel wollen sie in Kürze wieder holen. Doch trotz all der Anspannungen und all der Wettkämpfe: Für Silke Dreyer und ihre Schützlinge steht der Spaß beim Cheerleaden nach wie vor im Vordergrund.

Seit 23 Jahren ist Silke Dreyer Trainerin bei den Starlets. Ursprünglich war es nie ihre Idee, Trainerin der Mannschaft zu werden. "Ich bin über Freunde, die American Football spielten, zum Cheerleaden gekommen. Ich wollte einen Sport machen und sah bei einem Footballspiel eine Gruppe von Cheerleadern. Da habe ich mitgemacht und Spaß daran gefunden", erzählt sie. Trainiert wurden die Mädchen damals von einer Amerikanerin. Als diese wieder in die USA zurück reiste, wurde Dreyer gefragt, ob sie nicht das Training leiten wolle. "Und daraus ist dann der jetzige Verein hervorgegangen", sagt sie. Ende der 90er-Jahre wurde es dann, wie Dreyer sagt, alles etwas professioneller.

"Die Mädchen machen gut mit, die Stimmung passt"

Mit Rebecca Salas und Anja Bremert wurden zwei weitere Trainerinnen in das Team geholt. Die Deutsche Meisterschaft, die wollte sie immer mal gewinnen. Dass es einmal klappen würde, daran hatte sie damals noch nicht gedacht. Denn es lag viel Arbeit vor ihr und der Mannschaft.

Die hört inzwischen auf die Trainerin. "Die Mädchen machen gut mit, die Stimmung passt. Dass es natürlich aber auch mal Tage gibt, wo plötzlich nichts läuft, auch das gehört dazu", sagt Trainerin Silke Dreyer. Und das sei manchmal zum Haare raufen.

Schritte und Figuren, die vorher geklappt haben, sind plötzlich weg. "Da hilft nur, etwas ganz anderes zu machen, damit die Köpfe wieder frei werden. Irgendwann macht es dann wieder Klick bei den Mädchen", sagt Dreyer. Die Trainerin weiß, wie sie mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Frauen umgehen muss, damit am Ende alles passt. Die Mannschaft schätzt das.

"Silke kann uns prima motivieren und nimmt sich auch Zeit, wenn jemand mal etwas nicht kann", sagt die 22-jährige Janice Schulten. Und wenn in der Gruppe jemand etwas auf dem Herzen habe, so erzählt die 17-jährige Madita Lynsche, dann sei sie immer für einen da. Und kreativ sei sie, komme auf Ideen, die nachher den Erfolg mit garantieren, achte dabei auch auf kleine Dinge, die sonst untergehen würden. "Sie kann einen aber auch gut treten. Das brauchen wir manchmal", sagt Schulten. Die Mannschaft nickt zustimmend und kichert. Silvia Dreyer grinst.

Doch wieso wollen Mädchen in Deutschland, wo es anders als in den USA keine so große Showtradition gibt, unbedingt Cheerleaden? Die Gründe dafür sind so unterschiedlich wie die Mädchen. "Manche träumen vom Pferd, ich dagegen träume vom Tanzen", sagt Lynsche. Eine typische Tanzschule war der Teenagerin aber zu langweilig. Amerikanische Sportfilme hatten sie dann auf die Idee gebracht, es mit Cheerleaden zu versuchen. "Das ist einfach schöner. Und beim Tanzen vergisst man alles um sich herum, es ist einfach nur ein toller Moment, den wir dann genießen", sagt sie.

Ähnlich war es bei Kathrin Höfke. Die 26-Jährige fand Jazztanz nach 15 Jahren allmählich langweilig, und auch das Arbeiten im Team fehlte ihr. Beim Cheerleaden findet sie beides: Abwechslung und Teamarbeit. Über ihre Arbeit schnupperte sie einmal in das Firmen-Cheerleading-Team hinein. Die Faszination hatte sie von da an gepackt. Der Wechsel zu den Starlets war, so erklärt sie, nur noch Formsache.

Ronja Witterstein war ursprünglich auch Tänzerin. Ballett und Standard hatte sie getanzt. Doch als die 17-Jährige mit der Familie eine Reise quer durch die USA machte, traf sie dann in Nevada beim morgendlichen Joggen unerwartet auf eine Cheerleadertruppe, die gerade trainierte. "Da habe ich natürlich erst mal geluschert, was die so machen. Ich hatte vorher noch nie professionelle Cheerleader gesehen", sagt sie. Tanzen gab es nicht zu sehen, dafür wurde gelaufen. Und eindrucksvolle Stunts waren zu sehen. Die Idee, selbst in einer Cheerleadergruppe zu sein, gefiel ihr. Irgendwann hörte sie dann von den Starlets. Und so ging sie mit einer Freundin zum Training, um in den Verein einfach mal hinein zu schnuppern. "Und dann bin ich da gleich backen geblieben", sagt sie und lacht.

Zwischen den Mädchen sind gute Freundschaften entstanden

Dies auch, weil zwischen den Mädchen im Verein die Stimmung locker ist und gute Freundschaften entstanden sind. Doch auch der Erfolg, den die Mädchen haben, zeigt, dass vieles bei den Starlets richtig läuft. Ohne ein gutes Klima im Verein, ohne den nötigen gegenseitigen Respekt und das volle Vertrauen ineinander wären die Titel kaum erreichbar gewesen. Und auf ihre errungenen Titel sind die Cheerleader mächtig stolz. Als 2011 der Meistertitel errungen wurde und die Mannschaft beim German Bowl in Magdeburg auftrat, war das für alle etwas Besonderes. "Da waren wir plötzlich auch außerhalb von Norderstedt ein wenig bekannt", erinnert sich Janice Schulten.

Auf der Straße sei die Mannschaft dann schon mal von bis dahin wildfremden Menschen angesprochen und beglückwünscht worden. In Norderstedt waren sie ohnehin Gesprächsthema. "Dass wir plötzlich bekannt waren und uns unbekannte Menschen gratuliert haben, das war schon sehr nett. Aber etwas Außergewöhnliches, was einen groß beflügelt, war es für uns letztlich nicht. Wir sind wir geblieben", sagt die 22-Jährige. Dennoch: Der Auftritt beim German Bowl sei eine tolle Erfahrung gewesen, ihren Meisterschaftsring hüten sie alle wie ihren Augapfel.

Am 13. April werden die Starlets erneut zu den Deutschen Meisterschaften antreten - diesmal in Hildesheim. Bis dahin gilt es, das einstudierte Programm zu verfeinern, zu perfektionieren. Darauf hat sich das Trainer-Trio eingestellt. Zweimal die Woche wird trainiert, dazu kommen Wochenendcamps. "Wir haben aber kein Problem, beim Training unser Programm mal abzuändern", sagt Trainerin Rebeca Salas. Wenn Trainerstab oder Mannschaft neue Ideen haben, dann wird überlegt, ob das in das Programm passt und ob das auch gut von der Mannschaft umgesetzt werden kann. "Wir haben zum Beispiel mal den Abschluss unseres Programms vor einem Wettkampf komplett umgestellt. Irgendwas passte vorher nicht, es war nicht aus einem Guss. Dann kamen Ideen von der Mannschaft und plötzlich hatte alles Hand und Fuß", sagt Dreyer.

Wer einmal ganz oben angekommen ist, der will dort natürlich auch bleiben

Das Motto, zu dem sie bei Meisterschaften und Veranstaltungen, zu denen sie gebucht werden, tanzen, kommt zumeist von den Mädchen selbst. "Uns ist es wichtig, dass sich die Mannschaft entwickeln kann, sich immer neu kreativ einbringt und Spaß daran hat, ein komplexes Showprogramm zu entwickeln", sagt auch Salas. Bisher habe das hervorragend funktioniert. Und daran wird sich wohl wenig ändern. Denn wer einmal ganz oben, bei den Besten angekommen ist, der will auch dort für gewöhnlich auch bleiben.

Am kommenden Montag stellen wir die Vereine für Partnerstädte in Henstedt-Ulzburg vor. Alle bisherigen Folgen unserer Serie "Mein Verein..." finden Sie im Internet.

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