Zu Besuch am Klüthsee in Klein Rönnau : der etwas andere Osterurlaub zwischen Eis, Matsch und viel Natur

Klein Rönnau. Es ist ruhig an der Rezeption des Campingplatzes Klüthsee in Klein Rönnau, und das liegt nicht nur daran, dass gerade Mittagspause ist. Am Mittwoch kurz vor Ostern sind hier noch wenig Gäste zu sehen. Vor der Schranke steht immerhin ein Wohnwagen-Gespann. Brita und Finn Pedersen sind aus Silkeborg in Dänemark angereist und warten nun darauf, dass die Platzbetreiber wiederkommen, die Schranke öffnen und sie ihren Wohnwagen abstellen können.

Zunächst einmal schauen sich die Pedersens ein wenig um. Im dicken Pullover. Aber die Sonne täuscht, es ist kalt, und vor dem Gespräch müssen sich beide erst einmal eine dicke Jacke anziehen. "Das Wetter ist egal", sagt Brita Pedersen dann. In ihrem Wohnwagen haben sie eine gute Heizung, viele Bücher mitgenommen, und es gibt dann und wann einmal ein Gläschen Rotwein.

Die Pedersens campen bei jedem Wetter. Auch im Winter. Dann aber normalerweise nur in Dänemark, der kurzen Fahrt wegen. "Wir lieben die Ruhe, es gibt bei uns kein Fernsehen", sagt sie. In Klein Rönnau sind die beiden Dänen nur auf der Durchreise, zu Ostern wollen sie bereits in Dresden sein. Zwei bis drei Wochen, genau wissen sie es noch nicht. Dann vielleicht Berlin und noch einmal Klein Rönnau.

Diese Freiheit ist es, die viele Camper lieben. Das eigene Bett ist immer dabei. Die Ruhe ist eine weitere Konstante beim Camping. Wer sie sucht, ist im Wohnwagen oder im Wohnmobil richtig. Besonders deutlich wird dies im kalten Frühling des Jahres 2013 auf dem größten Campingplatz im Kreis Segeberg mit mehr als 600 Plätzen. Die Spuren im Schnee zeigen, dass schon einige Gäste da sind, aber die meisten Wohnwagen sind verrammelt. Aber gleich am zweiten Wohnwagen am Weg hinter der Schranke steht ein Camper auf der Leiter und hängt Fahnen an Zelt und Eingang. Hamburg, Schleswig-Holstein, Deutschland. Mit der Zeitung will er indes nicht sprechen.

Anders Hans-Jürgen Stoffer aus Trappenkamp, der wenige Schritte weiter seinen Platz hat. Er ist beim Renovieren seines Vorzelts und stärkt sich gerade mit einem Brötchen. Auch wenn es hier noch nach viel Arbeit aussieht, schon zu Ostern will er fertig sein. Stoffer wohnt mit seiner Frau in einer Mietwohnung und liebt am Campen vor allem die Natur. Das Wintercampen Ende März ist für ihn kein Problem, im Wohnwagen bollert die Gasheizung, und auch das Vorzelt wird beheizt. Nur zum Duschen muss er ein paar Meter zum Waschhaus gehen.

So ist das nun mal: Als Camper muss man rausgehen, ob man will oder nicht

"Das ist das Camperleben", sagt Stoffer. "Da musst du rausgehen, ob du willst oder nicht." Und wenn man dann schon einmal auf den Beinen ist, geht es auch gerne einmal an den Großen Segeberger See. "Zu Hause bleibt man bei dem Wetter gerne drinnen. Aber man muss sich ja bewegen." Der 65-jährige Rentner war schon immer viel an der frischen Luft, arbeitete früher als Straßenbauer. Seit zwölf Jahren hat er seinen Wohnwagen nun in Klein Rönnau, vorher stand er an der Ostsee in Schubystrand im Kreis Rendsburg-Eckernförde. "Da muss man das Vorzelt jeden Winter abbauen, hier ist es praktisch, dass es stehen bleiben kann", sagt er und macht sich wieder an die Arbeit.

Was nervt: Ständig müssen neue Gasflaschen geschleppt werden

Ein paar kleine Kaninchen hoppeln über den Platz, an einer Hecke hängen Ostereier. Nicht alle Vorzelte haben den Winter und den Schnee gut überstanden, eines liegt am Boden. Die Sonne lässt einen fast vergessen, dass es immer noch kalt ist. Aber nicht zu kalt für Melanie Wagner. Die 49-Jährige sitzt vor ihrem Vorzelt und sonnt sich. Mit Sonnenbrille auf der Nase, einer Tasse Cappuccino in der Hand und in eine dicke Jacke gehüllt lässt sie es sich gut gehen. Während andere hier Urlaub machen, hat sie heute nur frei. Wagner wohnt auf dem Campingplatz. "Ich wollte raus in die Natur", sagt sie. Sie habe in Hamburg gelebt, dort war es laut und dreckig. "Hier hört man nur die Vögel", sagt sie und ist kurz leise. Und richtig, trotz Winterwetter sind einige Gesänge zu hören. Und auch ihr Kater schaut vorbei, der ihr vor fünf Jahren zugelaufen ist und seitdem mit im Wohnwagen wohnt.

"Ich habe Dauerurlaub", scherzt Melanie Wagner. Sie arbeitet beim Roten Kreuz in Bad Segeberg und unterstützt alte Menschen und andere Hilfsbedürftige bei der Hausarbeit. Seit anderthalb Jahren ist sie offiziell auf dem Campingplatz gemeldet, aber sie lebt bereits seit fast zwölf Jahren hier. "Ich habe es noch nicht eine Sekunde bereut", sagt sie. Gerade in diesem Winter sei es zuweilen schon beschwerlich, sagt sie. Ständig müssten neue Gasflaschen geschleppt werden, elf Liter halten nicht lange für Heizung und Herd. "In den letzten drei Monaten habe ich jeweils 180 Euro nur für Gas verbraucht", berichtet sie. Wohnwagen und Vorzelt seien aber auch nicht besonders gut isoliert. Während die Sonne scheint, ist es im Vorzelt aber warm und hell - auch ohne Heizung. Hier ist alles vorhanden, was auch eine kleine Wohnung bietet: Küchenzeile, Sitzecke und sogar ein Bad mit Dusche und WC.

"Die Menschen fragen immer, ob ich nicht friere", sagt sie. "Aber ich schwitze eher." Melanie Wagner ist ein fröhlicher und freundlicher Mensch. Sie braucht ihre Ruhe und die Zeit für sich, stellt sie fest, da ist ein Campingplatz genau das richtige. Die meisten Nachbarn kämen nur über das Wochenende, und dann herrsche eine gute Gemeinschaft. Viele würden sie auch fragen, ob sie, wenn sie oft fast allein auf dem Platz ist, Angst habe. "Wenn ich Angst hätte, könnte ich das hier nicht durchhalten", sagt sie. "Ich sage immer, ich habe ein gutes Messer." Außerdem besitze sie keine wertvollen Gegenstände. Wie lange sie noch im Wohnwagen leben wird, weiß sie nicht. Alles könne auch schnell wieder abgebaut werden. Derzeit aber sagt sie: "Ich bin froh, dass ich hier leben darf."

Echte Camper lassen sich vom Wetter nicht abhalten

Auf dem Rückweg zur Rezeption läuft wieder ein kleines Kaninchen über den Weg. Menschen sind allerdings weiterhin kaum zu sehen, nur bei den Stoffers ist etwas los. Und direkt gegenüber der Schranke schließt Finn Pedersen gerade den Strom bei seinem Wohnwagen an. Evelin Erdmann hat ihm den Platz zugewiesen, von dem es nur ein kurzer Weg zu den Toiletten und zur Dusche ist.

Die Chefin auf dem Platz hält das Gerede über das Wetter für übertrieben. "Das ist nicht das erste Mal, dass wir zu Ostern Schnee haben." Sicher kämen etwas weniger Urlauber als sonst, und die Wasserleitungen für die Durchgangsgäste sind noch nicht angestellt. Aber zu Ostern gibt es ein volles Programm. "Wir haben eher noch draufgesattelt", sagt Evelin Erdmann. Das Osterfeuer in Klein Rönnau wird nicht verschoben, es gibt Glühwein, Stockbrot, und die Funny-Boys singen live. Echte Camper werden sich von dem Wetter doch nicht abhalten lassen.