Gartenbaubetriebe, Landwirte und Spargelbauern befürchten hohe Umsatzeinbußen durch den Dauerfrost

Kreis Segeberg/Tangstedt . Spätestens in der Woche vor Ostern ist in der Gärtnerei Jenkel in Tangstedt-Wilstedt Hochsaison. Normalerweise. Doch in diesem Jahr sind Jenkels Gewächshäuser noch voll mit Frühlingsblumen, mit Primeln, Stiefmütterchen und Bellies. In weiteren Gewächshäusern warten aber schon die Sommerblumen und Stauden.

Doch wegen des anhaltenden Frostes können keine Frühlingsblumen in den Garten, auf Terrasse und Balkon gepflanzt werden. Nina und Jörn Schmidt, Mit-Inhaber der Gärtnerei Jenkel, befürchten, dass sie auf den Frühjahrsblumen sitzen bleiben. Denn die Garten- und Balkonbesitzer könnten nahtlos zu den Sommerblumen übergehen, wenn es auch in den nächsten Wochen immer noch keinen Frühling gibt.

Gärtnerei Jenkel rechnet mit Einbußen von bis zu 150.000 Euro

"Ich rechne mit Umsatzeinbußen von bis zu 150.000 Euro", sagt Jörn Schmidt. Die Gärtnerei Jenkel baut die Frühblüher selbst an, und wenn sie nicht verkauft werden, wäre die Investition in Arbeit, Material und Löhne umsonst. Der Diplom-Betriebswirt und Gärtner befürchtet, dass der Wintereinbruch, der seit 9. März starken Frost und Schneefall bringt, weniger gut aufgestellte Betriebe an den Rand des Ruins bringen könnte.

"Die Einnahmen, die wir seit Anfang März durch den Verkauf von Frühlingsblumen gehabt hätten, sind weggefallen", sagt Schmidt. Doch die Kosten für den Betrieb der Gärtnerei, darunter Heizkosten, Löhne und Gehälter, würden weiterlaufen. Die Umsatzeinbuße käme aber nicht nur durch den Nicht-Verkauf der Frühblüher zustande. "Auch im Gartenbau können wir nicht starten, was wiederum einen Einnahmestau bedingt", sagt Schmidt. Der Einnahmestau würde sich zwar regulieren, wenn endlich der Frost schwindet, doch bis dahin brauche man ein finanzielles Polster. "Wer das nicht hat, bekommt Schwierigkeiten", sagt Schmidt.

"Im Zierpflanzenbau drohen ganze Sätze von Frühjahrs-Blühern unterzugehen", sagt Frank Schoppa, Hauptgeschäftsführer des Gartenbauverbandes Nord. Der Verkaufsstau wirke sich auf die Betriebe derart negativ aus, dass der Verband beschlossen habe, den Mitgliedern mit zinsverbilligten Krediten eine Liquiditätssicherung über die landwirtschaftliche Rentenbank anzubieten.

Auch Betriebe, die mit Gehölzen und Zierpflanzen handeln, seien stark beeinträchtigt. Schoppa hofft wie Schmidt auf ein "Aufbrechen des Wetters" gleich nach Ostern. "Wenn der Frost noch zwei Wochen länger dauert, gehen die Leute allerdings zu Sommerblumen über, da die Frühblumen zeitlich begrenzt blühen", sagt Schoppa. Die Nachfrage nach günstigen Krediten sei aber bis jetzt noch "übersichtlich".

"Die Frühblüher-Saison ist fast um, die Gewächshäuser sind voll, doch ich denke, jetzt um Ostern holen die Menschen alles nach und kaufen Frühlingsblumen", sagt Anja Schmuck von der Götzberger Gärtnerei Schmuck in Henstedt-Ulzburg zuversichtlich. Auch nach Ostern würden ihre Frühblüher "top aussehen".

Die Verluste beim Spargel sind erst nach der Ernte einschätzbar

Der Spargelhof Bolhuis am Kringelweg in Tangstedt sieht den anhaltenden Frost skeptisch. "Das ist eine traurige Geschichte", sagt Mike Bolhuis. "Wir haben zwar schon im Februar, als der Boden frostfrei war, unsere Spargelbeete angehäufelt und wohlweislich mit Folien kleine Minigewächshäuser darauf gebaut, doch der schwere, nasse Schnee hat die Folie teilweise eingedrückt", sagt Bolhuis. Trotzdem hofft der Spargelbauer, Mitte April den ersten Spargel anbieten zu können. Die Verluste könne er aber erst nach der Ernte einschätzen.

Solange der Frost noch in der Erde steckt, können wir nichts machen", sagt Jens Walter Bohnenkamp. Der Vorsitzende des Bauernverbandes des Kreises Segeberg kann die Verluste aber ebenfalls erst nach der Ernte abschätzen. "Das Wetter ist ein Unternehmerrisiko der Landwirte", sagt Bohnenkamp. Viele Kollegen des Norderstedter Landwirts hätten bereits Dünger auf die Felder gebracht. Sommergerste und Hafer aber könnten erst eingesät werden, wenn der Boden frostfrei ist. Doch die Natur würde sich die Zeit schon zurückholen, und auch, wo jetzt Schnee liegt, würden die im Winter gesäten Getreidesorten wachsen, zeigt sich der Landwirt optimistisch.