Der erste Beer Craft Day in Norderstedt übertraf alle Erwartungen. 2500 Bier-Fans stürmten das 90 Meter lange Foyer im Kulturwerk.

Norderstedt. Die Biergläser mussten im Schnee gekühlt werden, der Koch kam nicht mehr vom Herd, der Service nicht mehr aus dem Laufschritt, und das Bier floss in Strömen. Nicht 1000 Besucher, wie geplant, kamen zum ersten Craft Beer Day ins Kulturwerk nach Norderstedt, sondern 2500 Bier-Fans stürmten das 90 Meter lange Foyer.

"Um 12 Uhr fing es langsam an, und wir dachten schon, das wird nichts", sagte Rajas Thiele, Geschäftsführer des Kulturwerks. Doch eine Stunde später waren 1132 Biergläser verteilt. Stände, Tische und Bänke im Foyer und im Alfred-Stern-Studio waren rappelvoll und alle Leute gut drauf. Hauptthema: Das Bier in all seinen Variationen. Kein Thema: Industriell hergestelltes Bier. Dafür kamen Braunbier, Rotbier, Schwarzbier und Weißbier ins Probierglas, Ale und Pale, Pils, Rauchbier und Biere, die sich nicht so nennen dürfen, weil sie in der heimischen Küche gebraut werden. "Mangoooh!" aus der Ahrensburger Bierküche von Zeugenbräu ist so eins.

Boris Georgiev kocht das süffige Zeug. "Das mache ich mit viel leckerem Hopfen und Gerstenmalz, dazu kommen Sachen wie Mango, Kardamom, Piment oder auch Tabasco", sagt Georgiev. Das Handwerk des Brauens lernte er von Torsten Schumacher, der seine Grönwohlder Biere vorstellte und seinem Ahrensburger Lehrling Boris ein Stück vom Stand abgab. "Das bringt hier unglaublich viel Spaß", sagte das Bierbrau-Duo. Schumachers Dunkel schmeckt leicht lakritzig und hat trotzdem eine frische Note.

Von Grönwohld nach Stralsund. Bier-Sommelier Jens Henning von der Störtebeker Braumanufaktur schenkt Atlantik-Pale ein. Es hat ein angenehm leichtes Zitrus-Aroma, "Wir hier oben an der Küste haben eine tolle Fischküche, verlieren aber viel zu viel an den Riesling, das wollen wir jetzt ändern", sagt Henning.

Weiter nach Lüneburg zur Sommerbecker Dachsbrauerei. Frank Pischkl und Rasmus Hoffmann betreiben ihre Brauerei nebenberuflich. Sechs Wochen Reifezeit auf dem Fass gönnen sie ihren Bieren, und das "Bier mit dem Tier", das Pils, ist süffig, hat eine herbe Note.

Auch ein Whisky-Land will sich mit Bier durchsetzen. Black Isle heißt es und kommt aus Schottland. "Wir haben fetten schwarzen Boden, ideal für Gerste", sagt Thomas Glas von der Bierwerkstatt aus Kiel, der die Schotten-Brauerei vertritt. Ale schenkt er aus. Es hat ein röstiges Aroma mit einer blumigen Brombeer-Note. Gleich kartonweise geht es über den Tresen, und auch Thomas Hundt von der Block-Brauerei an den Hamburger Landesbrücken deckt sich ein. "Die Biere, die hier heute angeboten werden, bekommt man sonst nur selten", sagt Hundt. Dazu gehören auch die Biere des Finsterwalder Brauhauses. Markus Klosterhoff lässt nach dem Motto "Einmal auf und zu" ein Rauchbier ins Probierglas laufen. Es schmeckt frisch, hat im Abgang eine rauchige Note.

Kein Craft Beer Day ohne Bayern. Weißbier hat Timo Hinkel von der Brauerei Schneider Weisse aus Kehlheim an der Donau mitgebracht, ein neues frisches Sommerbier aus einer neuen Hopfenzüchtung aus Neuseeland. Einmal "Auf und zu", und ins Glas läuft ein Bier mit einer feinen Grapefruit-Apfel-Note. "Ein wunderbarer Craft Beer Day, hier trifft sich die ganze Bier-Community", schwärmen Phil Culleton aus Irland, Any Sholt und Jonallen Noris aus den USA. Das Trio gehört zur eingefuchsten Gemeinschaft und trifft sich zum Verkosten eigener Biere: "Bei uns brauen viele Leute ihr eigenes Bier, aber jetzt lernen die Deutschen das auch", sagen sie grinsend.

"Wir sind so begeistert, dass wir den Craft Beer Day wiederholen, dann aber im Mai und mit Ständen und Tischen im Innenhof", sagen Thiele und Axel Ohm von der Hamburger Ratsherrn-Brauerei, die den ersten Craft Beer Day in Norderstedt mit aufgebaut hat.