Damit zieht die Polizei die Konsequenzen aus der neuen Unfallstatistik. Fahrräder weisen häufig erschreckende Mängel auf und sind nicht verkehrssicher.

Kreis Segeberg . Für die Statistiker der Polizei war 2012 ein rabenschwarzes Jahr: Noch nie seit 2002 starben so viele Menschen auf den Straßen des Kreises Segeberg bei Verkehrsunfällen. Insgesamt 19 Menschen kamen ums Leben, im Jahr zuvor waren es nur 14. Im Jahr 2007 hatte die Statistik mit sieben getöteten Verkehrsteilnehmern den Tiefststand in der Region Segeberg erreicht. "Individuelles Fehlverhalten" und "Augenblickversagen" haben zu den meisten Unfällen mit tödlichem Ende geführt, sagte der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion, Dirk Petersen.

Auf lange Sicht betrachtet, entwickelt sich die Tendenz jedoch erfreulich. In den 70er-Jahren lagen die Zahlen um ein Mehrfaches höher. Zum deutlichen Anstieg im vergangenen Jahr hat ein einzelnes Unglück beigetragen. Am 30. Juni starben in Hardebek vier Menschen, als ein VW-Bus gegen einen Baum prallte (s. Kasten).

Landesweit geschieht jeder zehnte Unfall im Kreis Segeberg

Erfreulich ist ebenfalls der Rückgang der Schwerverletzten um 11,4 Prozent auf 147, die Zahl der Leichtverletzten stieg hingegen leicht auf 1356. Mit 6757 blieb die Gesamtzahl aller Unfälle halbwegs konstant. Jeder zehnte Unfall in Schleswig-Holstein geschieht im Kreis Segeberg.

Viel befahrene Kreuzungen und Straßen gelten weiterhin als Unfallschwerpunkte. Doch in den vergangenen Jahren hat die Polizei gemeinsam mit den Kommunen baulich die meisten gefährlichen Einmündungen und Fahrbahnen entschärft. Zu den letzten Schritten gehörte der Bau einer Ampel an der Ecke Waldstraße/Ulzburger Straße in Norderstedt. Dort waren in den vergangenen Jahren immer wieder Radfahrer verunglückt, weil Autofahrer sie übersehen hatten (das Abendblatt berichtete).

Die Erhöhung der Verkehrssicherheit gehöre auch in Zukunft zu den wichtigsten Aufgaben der Polizei, betonte Petersen. Schwerpunkt sollen in diesem Jahr landesweit die Radfahrer sein, deren Zahl stetig zunimmt. Außer den Kindern und Jugendlichen, die aufs Rad angewiesen sind, beobachtet die Polizei immer mehr Erwachsene, die aufs Auto verzichten und aufs Fahrrad umsteigen.

Bei zwei Drittel aller Unfälle, bei denen ein Mensch zu Schaden kam, war ein Radfahrer beteiligt, hat der Unfallexperte der Direktion, Bernd Steiner, festgestellt. "Wenn ein Radfahrer an einem Verkehrsunfall beteiligt ist, geht das meistens mit einer Verletzung einher", sagte er am Donnerstag bei der Präsentation des Verkehrssicherheitsberichts.

Eine große Gefahr lauert stets auf dem linken Radweg

Kommt es zu einem Unglück, sind die Radfahrer nicht nur Opfer. "Oft sind sie auch die Verursacher", sagt Steiner. Eine besondere Gefahr lauert stets, wenn Radler den linken Radweg benutzen. Viele Autofahrer rechnen an Einmündungen nicht damit, dass ein Radfahrer von rechts kommt - auch dann nicht, wenn die Benutzung des linken Radwegs vorgeschrieben ist. "Dort müssen wir das Bewusstsein schärfen", sagte Steiner.

Der Radverkehr werde das dritte Thema neben Alkohol und Drogen bei den Kontrollen in diesem Jahr sein. Dabei werden die Beamten auch auf die Sicherheit der Fahrräder achten. Polizeidirektor Petersen bezeichnete es als "erschreckend", wie viele Mängel die Polizei bei den Fahrradkontrollen in den vierten Klassen der Grundschulen in jedem Jahr entdecke.