Betroffener berichtet beim Gesundheitsforum der Schön-Klinik über Burn-out und Depression

Bad Bramstedt. Der Begriff Burn-out ist in aller Munde. Wer das Wort googelt, der erhält mehr als 65 Millionen Treffer. Einer, der ganz genau weiß, was ein Burn-out ist, ist Wolf Hansen. Der Werbetexter - besser ehemalige Werbetexter - hat jetzt den Teilnehmern des Gesundheitsforums der Schön-Klinik Bad Bramstedt seine Leidensgeschichte erzählt, über die er auch ein Buch ("Störungsmeldungen") geschrieben hat.

Wolf Hansen lebte früher ein Leben auf der Überholspur: Er war ein erfolgreicher Werbetexter, fuhr teure Autos und leistete sich exklusive Urlaube. Bis zu 14 Stunden arbeitete er am Tag. "Ich war gewollt und begehrt in der Branche und habe das auch sehr genossen", erinnert sich Hansen. Doch ein "normales" Privatleben konnte er über viele Jahre nicht führen. Als Ersatz dafür gönnte er sich beispielsweise schöne und vor allem schnelle Autos: "In so einer Rakete bekommt man von der Welt nicht viel mit", sagt Hansen.

So ignoriert er zunächst auch einen sich anbahnenden Hörsturz. Erst als er immer häufiger an alltäglichen, ganz banalen Dingen scheitert, wird ihm bewusst, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. "Eines Morgens brach ich in Tränen aus, weil ich mein Toast einfach nicht schmieren konnte", sagt Hansen.

Er sucht sich professionelle Hilfe. Doch nach einem Klinikaufenthalt stürzt er sich wieder in die Arbeit und ignoriert, dass er noch lange nicht geheilt ist. Die Folge: Seine Depressionen werden immer schlimmer, er kann nicht mehr schlafen, wird lustlos und gereizt. Als ihm dann immer häufiger Suizid-Gedanken kommen, lässt er sich in eine Akut-Klinik einliefern - da ist es eigentlich schon zu spät, wie Hansen heute weiß. Er leidet nach wie vor an einem chronischen Tinnitus. "Ich meide laute Räume, bin total lärmempfindlich", sagt Hansen. Seinen Beruf musste er an den Nagel hängen, er lebt mit seiner Freundin zusammen und arbeitet als freier Autor.

Viele seiner alten Freunde haben sich von ihm abgewendet. Doch bereits in einem früheren Interview hatte er folgendes Fazit gezogen: "Ein Alkoholiker ist sein ganzes Leben ein Abhängiger, selbst wenn er trocken ist. Bei einer Depression ist es genauso, man trägt das meist für den Rest des Lebens mit sich herum. Aber ich teile mir meine Kräfte ein und bin äußerst sensibel für erste Alarmzeichen. Meine Devise lautet jetzt ganz einfach: Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst und nicht die Macht oder der Erfolg."

Wolf Hansen: "Störungsmeldungen", 224 Seiten, 9,95 Euro, ISBN 978-3-86265-117-7, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin