Das Einkaufszentrum müsste erhebliche Umsatzeinbußen verkraften, wenn das Mode- und Möbelhaus in Kaltenkirchen erweitern darf.

Norderstedt. Die geplante Erweiterung von Dodenhof in Kaltenkirchen bedroht den Einzelhandel in Norderstedt. Wenn das Mode- und Möbelhaus um 12.200 Quadratmeter expandiert, stehe die Zukunft des Herold-Centers, aber auch die der Einkaufszentren in den Stadtteilen auf dem Spiel, heißt es in der Stellungnahme der Norderstedter Stadtverwaltung, die die Politiker am Donnerstag, 21. März, im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr beschließen sollen.

Diese Aussage steht in krassem Widerspruch zum Gutachten des Instituts GMA, das Dodenhof in Auftrag gegeben hatte. Die GMA-Gutachter hatten so gut wie keine negativen Folgen für den Einzelhandel in der Region festgestellt. Kaltenkirchens Stadtvertreter wie Bürgermeister Hanno Krause haben sich für die Expansion ausgesprochen.

Norderstedt hat deutlich weniger Einkaufsfläche als Kaltenkirchen

Um differenziert zu den Wachstums-Plänen Position beziehen zu können, hat die Stadt Norderstedt eine Expertise beim Hamburger Büro BBE in Auftrag gegeben. "Die beantragte Erweiterung von Dodenhof würde das Ungleichgewicht im Wettbewerb weiter zu Lasten Norderstedts verschärfen und die weitere Entwicklung des Einzelhandelsstandortes gefährden. Das gilt insbesondere für die schon beschlossene Erweiterung des Herold-Centers", schreiben die Gutachter.

Schon gegenwärtig habe Norderstedt deutlich weniger Einkaufsfläche als Kaltenkirchen. Die Norderstedter Händler bringen es laut Gutachten auf 111.670 Quadratmeter, was 1,54 Quadratmeter pro Einwohner entspreche. 90.460 Quadratmeter gibt es in Kaltenkirchen, bei 20.104 Einwohner bedeutet das 4,5 Quadratmeter pro Einwohner.

Die Norderstedter verfügten über eine Kaufkraft von 459,3 Millionen Euro, geben aber "nur" 421,9 Millionen in ihrem Wohnort aus. Dass Kaufkraft nach Hamburg, aber auch nach Henstedt-Ulzburg und eben auch zu Dodenhof abfließt, ist seit Jahren bekannt. Die Stadt hat versucht gegenzusteuern, indem sie die Einkaufszentren in den Stadtteilen stärkt. Inzwischen ist auch die seit Jahrzehnten geforderte Süd-Erweiterung des Herold-Centers beschlossen. Karstadt expandiert, ein Elektronik-Fachmarkt und ein Lebensmittel-Markt werden gebaut.

Während die Einzelhändler in Norderstedt 92 Prozent der Kaufkraft abschöpfen, haben die BBE-Analysten für Kaltenkirchen einen Wert von 209 Prozent ermittelt - der Zufluss an Kaufkraft ist mehr als doppelt so hoch wie die eigentlich in der Stadt vorhandene Kaufkraft. Noch krasser zeigt sich die Differenz bei Bekleidung, Schuhen und Sportbekleidung. In diesem Segment erreicht Kaltenkirchen eine Umsatz-Kaufkraft-Relation von 268 Prozent, Norderstedt nur 90,8 Prozent. Ursache sei die Lage Norderstedts zwischen "den leistungsstarken Magnet-Standorten in Kaltenkirchen (Mode bei Dodenhof) und Henstedt-Ulzburg (Fachmarkt-Zentrum am Gutenbergring) im Norden und dem Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel". Vor allem das AEZ übe eine starke Anziehungskraft auf die Norderstedter aus. Die Gutachter bescheinigen Norderstedt Wettbewerbsdefizite gegenüber dem Angebot in Kaltenkirchen, der Einzelhandel in Norderstedt müsse sich dringend weiter entwickeln.

Gefährdet sei das Herold-Center vor allem durch die geplante Dodenhof-Erweiterung im Bereich Bekleidung, Textilien, Schuhe und Lederwaren. Hier sollen 5300 Quadratmeter hinzukommen. Dadurch steigt der Umsatz in diesen Verkaufssegmenten um rund 5,3 Millionen Euro, hat BBE ermittelt. Den Löwenanteil würde Dodenhof vom Herold-Center abziehen: 3,8 Millionen Euro weniger hätten die Geschäftsleute am Norderstedter Haupteinkaufsort in der Kasse. Dieser dramatische Umsatzeinbrauch unterstreiche deutlich, wie stark das Herold-Center unter der Dodenhof-Erweiterung leiden würde. Laut Expertise müssten die Händler in der Kaltenkirchener Innenstadt einen Umsatzrückgang von 460.000 Euro hinnehmen, die Geschäftsleute in Bad Bramstedt nähmen rund 250.000 Euro weniger ein.

Auch andere Städte protestieren gegen die Expansionspläne des Möbelhauses

Mit der Zusatzfläche würde Dodenhof auf 11.200 Quadratmetern Bekleidung, Schuhe und Sportbekleidung verkaufen - das entspricht laut BBE 73 Prozent der entsprechenden Verkaufsfläche im Herold-Center. Das habe nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsberichtes in jedem Fall schädliche Auswirkungen für den betroffenen Anbieter (Herold-Center). Wie sich die Expansion von Dodenhof auf die Einkaufszentren in den Norderstedter Stadtteilen auswirken würde, lasse sich nicht sagen. GMA hatte weder die Stadtteilzentren noch die Erweiterung des Herold-Centers einbezogen.

Nicht nur Norderstedt protestiert gegen die Dodenhof-Erweiterung. Auch Bad Segeberg, Elmshorn, Pinneberg, Itzehoe und Rendsburg hatten Widerstand angekündigt. Ob der Erfolg hat, wird sich Anfang Mai zeigen, wenn das Land über die Expansionspläne von Dodenhof entscheidet.