Eine Glosse von Eike Pawelko

Ohne meine Thermoskanne mit Heißgetränk gehe ich neuerdings nicht mehr aus dem Haus. Jedenfalls nicht zu Abendveranstaltungen auf dem flachen Land bei arktischen Temperaturen. Ich überlege sogar, mir einen Rollkoffer anzuschaffen, um Pudelmütze, Handschuhe und Winterstiefel immer dabeizuhaben. Und alles nur wegen der Sache mit dem Autoschlüssel.

Der präsentierte nämlich neulich unerwartet sein kompliziertes Innenleben. Platine, Knopfzelle, Sprungfeder, Knöpfchen, zwei Kunststoffhälften und der Schlüsselbart gingen getrennte Wege, als der Schlüssel in einem unachtsamen Moment aus der Hand rutschte und unsanft auf dem Steinfußboden vor einem Hotel landete. Es gibt angenehmere Situationen, als um 22.30 Uhr bei minus acht Grad auf Stöckelschuhen unter den befremdeten Blicken der Passanten die kleinen Flüchtlinge zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzupuzzeln. In diesem Moment hätte ich viel darum gegeben, wenn das Hightech-Paket, das unter anderem mein Fahrzeug öffnet und startet, einfach nur ein solider Autoschlüssel gewesen wäre. Wie früher, als ich noch so aussah wie mein Führerscheinfoto.

Was, wenn mein Vehikel den lädierten Schlüssel nicht mehr verstand? Schon beim Gedanken an die einsame Warterei auf Bus und Bahn wuchsen mir Frostbeulen. Das Smartphone? Leer telefoniert. Und kein Bargeld fürs Taxi.

Als ich meine Bastelarbeit vor dem Auto schließlich in Anschlag brachte, fühlte ich mich wie Django vorm Duell. Ich siegte. Das Gefährt ließ mich rein und sich starten. Aber ab heute ist die Thermoskanne Pflicht.