Katholiken im Kreis Segeberg sind mit der Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst sehr zufrieden

Kreis Segeberg. Fünf Minuten hat Paul Boon in Bad Segeberg gebraucht. Dann läutete der Pfarrer die Glocken der Kirche St. Johannes der Täufer. Währenddessen saß der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Stephan Haustein, nebenan bei einem Glaubensgespräch im Gemeindehaus der katholischen Kirchengemeinde. Ihm war klar: "Wir haben einen neuen Papst."

Am Tag nach der Wahl wunderte sich der Laie aus Bark bei Bad Segeberg zunächst über die schnellen Statements aus der Politik. Nach seiner Meinung zu Jorge Mario Bergoglio gefragt, konnte er nur sagen: "Ich kenne den Mann ja gar nicht." Und so drückt er zunächst nur allgemein seine Freude über die Herkunft aus: "Es ist gut, dass es ein Nicht-Europäer geworden ist."

Haustein hofft, dass der neue Papst die Kirche verändert und modernisiert. So wünscht er sich für seine Kirche die Zulassung von Wiederverheirateten und Geschiedenen zur Eucharistiefeier und eine Gleichberechtigung von Mann und Frau bis ins Priesteramt. Das aber werde dieser Papst kaum durchsetzen. Stephan Hausstein aber ist sich sicher: "Irgendwann wird das passieren, vielleicht in 20 oder 30 Jahren."

Reformen dieser Art erwartet Berthold Bonekamp-Kerkhoff auch nicht vom neuen Papst. Der Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde Jesus Guter Hirt in Bad Bramstedt freut sich jedoch ebenfalls über die Wahl des Argentiniers. "Mich hat der erste Auftritt bewegt", sagt Bonekamp-Kerkhoff, der im Hauptberuf das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg leitet.

Er erwartet, dass der Papst den Ausgleich zwischen Arm und Reich forciert und sich mit den Problemen in der Kirche, den Missbrauchsfällen und den Missständen auseinandersetzt. "Er ist ein Hoffnungsträger, bei dem man nicht weiß, was kommen kann." Der neue Papst erscheine ihm sehr offen und werde viel für die Menschen tun und mit ihnen leben.

Rudolf Kemme, Pfarrer der St.-Annen-Kirche am Schmuggelstieg, war nicht überrascht, dass der neue Papst aus Lateinamerika stammt. Wohl aber, dass es Jorge Mario Bergoglio geworden ist. Die Namenswahl des Papstes habe ihn etwas erstaunt, denn Franz von Assisi genieße als Namenspatron vor allem in Italien hohes Ansehen. Dass nun der erste lateinamerikanische Papst sich in diese Tradition stelle, scheine Programm zu sein. "Seine bisherige Lebensweise spricht dafür und das Thema Armut in der Welt ist natürlich existenziell. Das geht uns alle an", sagt Kemme.

"Wir können uns sehr freuen, dass wir in der modernen Zeit einen so einfachen Papst bekommen haben und Gott dafür danken", ergänzt Pater Kuriakose Moozhayil, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Hedwig in Norderstedt. Die Geste des Papstes, der sein Volk um Fürbitte bat, bewegt ihn besonders. "Wir beten zwar in der Eucharistie und zu anderen Gelegenheiten für den Papst, dass er aber so direkt um das Gebet für ihn bittet, war etwas ganz Neues", sagt er. Die Wahl eines Nicht-Europäers hatte er erwartet. Sie zeige, dass die katholische eine universelle Kirche sei und "der heilige Geist weht, wo er will".

Große Freude herrschte auch in Henstedt-Ulzburg im Haus von Mirja Kahle, die dem Pfarrgemeinderat von St. Hedwig vorsteht. Ihre Tochter sei zwar etwas enttäuscht, dass es kein schwarzer Papst geworden ist, aber "dafür ist die Kirche wohl noch nicht reif", meint Kahle. Sie wünscht sich, dass der Papst die Kirche moderner gestaltet. Insbesondere der Priestermangel wirke sich deutlich auf die Ortsgemeinde aus, sodass sie beispielsweise sogenannte Pastorale Räume bilden muss. In ihnen müssen sich künftig mehrere Gemeinden einen Pfarrer teilen. Dabei sei es allerdings zu einfach, nur auf das Zölibat zu schauen. Auch in der Evangelischen Kirche gebe es schließlich einen Mangel an Pastoren. In der Wahl des Argentiniers sieht sie einen neuen Schritt und eine Öffnung. Kahle: "Das hat eine große Symbolkraft und gibt mir Hoffnung."