Viermal wurde die Stelle bereits ausgeschrieben. Hartmut Henniges ist der einzige Bewerber. Der 56-jährige Pädagoge hat viel Erfahrung.

Ellerau . Der Mann hat Erfahrung. Hartmut Henniges war zwölf Jahre lang Konrektor an der Grundschule Flottkamp in Kaltenkirchen und leitete sie zweimal für jeweils ein Jahr. Wie eine Schule zu leiten ist, weiß der 56-Jährige also - und es macht ihm Spaß. Henniges will künftig regulärer Schulleiter sein, und er wird dringend gebraucht in Schleswig-Holstein, wo viele Schulen derzeit nur kommissarisch geleitet werden. Auch die Grundschule Ellerau.

Seit Anfang des Schuljahres steht Henniges dem Kollegium von 15 Lehrerinnen und Lehrern vor und will auch in Ellerau bleiben. Bei der erneuten Ausschreibung der Schulleiterstelle habe er sich beworben, sagt der Kaltenkirchener. Die endgültige Entscheidung hat aber der Schulleiterwahlausschuss. Er wird zur Hälfte von der Gemeinde als Schulträger und zur anderen Hälfte von Eltern und Lehrern besetzt und könnte im April über die endgültige Besetzung der seit dem Sommer 2011 vakanten Stelle beschließen. Sicher ist das aber nicht.

Bürgermeister Eckart Urban (SPD) hätte gerne zwei oder drei Bewerber, unter denen dann verglichen und eine Auswahl getroffen werden könnte. Derzeit gibt es aber nur die eine Bewerbung von Henniges. Da die Leitung der Grundschule Ellerau bereits zum vierten Mal ausgeschrieben wurde, dürfte sich das auch in Zukunft nicht ändern, zumal die Ellerauer mit ihrem Problem nicht allein sind. Zwar wartet nur eine andere Grundschule im Land noch länger auf die reguläre Besetzung der Schulleitung, aber wenig attraktiv ist der Posten auch anderswo.

Die Gemeinde habe dabei relativ wenige Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, so Urban. "Die Vergütung regelt das Land, das ist keine Angelegenheit der Gemeinde", sagt der Bürgermeister und spricht das größte Problem an. Denn Schulleiter haben zwar mehr Arbeit und mehr Verantwortung, aber kaum mehr Geld als ihre Kollegen. "Es rechnet sich einfach nicht", sagt die zuständige Segeberger Schulrätin Adelia Schuldt, und auch Hartmut Henniges sagt: "Das Geld reizt keinen." Laut Schulrätin Schuldt, die selbst in Halstenbek Schulleiterin an einer Grundschule war, gibt es jedoch viele Gestaltungsmöglichkeiten.

Diese reizen auch Hartmut Henniges in Ellerau. Bereits in Kaltenkirchen hat er sich nach eigenen Worten maßgeblich eingebracht. Sein Ziel bringt er in wenigen Worten auf den Punkt: "Ich möchte, dass die Schule allen Beteiligten Spaß macht." Einige Ideen für die Ellerauer Schule mit ihren 265 Schülerinnen und Schülern hat er schon. "Ich will das Ende der Kreidezeit einläuten", sagt Henniges. Statt der üblichen Tafeln mit Kreide sollen künftig interaktive Tafeln in den Klassenräumen hängen - wenn die Lehrer einverstanden sind. "Ich würde nie etwas gegen den Willen des Kollegiums durchsetzen", sagt er. Auch ein weiteres Projekt betrifft die Umstellung der Schule auf moderne Technik. Henniges plant mit Unterstützung durch den Schulverein einen Laptop-Wagen anzuschaffen, da der aktuelle Computerraum der Schule mit gerade einmal zehn Rechnern zu klein für eine Klasse ist. Die Laptops auf dem Wagen könnten dann in die Klassenräume selbst gefahren werden und dort eingesetzt werden. "Es gibt viele gute Lernprogramme", sagt er. Schließlich will Henniges seine Erfahrung als Kreisfachberater für Verkehrserziehung gerade in seiner eigenen Schule einbringen. Für ihn ist die Arbeit als Schulleiter nach wie vor attraktiv und er hofft, dass der Schulträger bald über den Nachfolger des beliebten Hans-Jürgen Büll entscheidet, der 2011 in den Ruhestand getreten ist.

Elleraus Bürgermeister Urban erinnert sich gerne an den ehemaligen "Schulmeister" vom alten Schlag in seiner Gemeinde. Für ihn ist es wichtig, dass auch ein neuer Schulleiter nicht nur verwaltet, sondern auch darüber hinaus Ideen mitbringt. "Das ist vielleicht etwas, wovor viele sich scheuen", sagt er. Hartmut Henniges hat damit kein Problem. Er sieht es auch als Vorteil an, dass ihn die Menschen in Ellerau seit August kennengelernt haben. Natürlich werde er mit seinem Vorgänger verglichen. Aber er will eigene Wege gehen. Wer versuche, jemanden zu kopieren, kann nur verlieren, stellt er fest.