Noch bis zu den Osterferien sind sie unterwegs: Gut eingespielte Kernbohrteams, die auf der Autobahn zwischen Hamburg und dem Bordesholmer Dreieck an diversen Stellen den Asphalt durchstechen und Bodenproben entnehmen.

eSo soll vor dem geplanten Ausbau der A 7 von vier auf sechs Spuren überprüft werden, in welchem Zustand sich die Unterkonstruktion der Fahrbahn befindet. Wir kennen das Prinzip aus der Antarktis, wo parkavermummte Klimaforscher erst mehrere Meter Stangeneis aus Eisbergen bohren, dann anhand von Verfärbungen und Lufteinschlüssen neue Theorien zum Aussterben der Dinosaurier zum Besten geben und sich schließlich das prähistorisch Gefrorene in den Martini bröseln. Letzteres mit einem A-7-Bohrkern zu versuchen, könnte einem ganz unschön den Feierabend-Cocktail verhunzen.

Aus archäologischer Sicht sind die Bodenproben von der Autobahn jedoch von unschätzbarem Wert. So ergaben die Laboruntersuchungen eines bei Hasloh entnommenen Bohrkerns, dass der dort im September 1971 abgestürzte Paninternational-Flieger mit Tomatensaft betankt gewesen sein muss - von Kerosin keine Spur. Unweit der Ausfahrt Großenaspe stieß ein Bohrteam gar auf einen kompletten Leopard-Räumpanzer der Bundeswehr, Relikt der Schneekatastrophe anno 78/79. Die Besatzung zeigte sich bei guter Gesundheit (dank der Bundeswehr-Notfallrationen mit jahrhundertelang haltbarem Pumpernickel und Dosenwurst), wollte aber erst nicht glauben, dass seit ihrem Ausrücken damals schon über 30 Jahre vergangen sind - weil Heino immer noch in den Charts ist.

Neben diesen Sensationsfunden sind es vor allem die nur scheinbar unspektakulären Dinge, die das Bild des Autobahnalltags früherer Zeiten abrunden. Wenige Zentimeter unter dem Asphalt nahe der Raststätte Aalbek ruhte eine Tankrechnung vom September 2000 über 38 Liter Diesel. Literpreis: 1,68 DM. Das hier beschäftigte Bohrteam musste nach dem Fund, von Weinkrämpfen geschüttelt, arbeitsunfähig in den Vorruhestand entlassen werden.

Schon jetzt darf man gespannt darauf sein, was die Testbohrungen erbringen werden, wenn dereinst in 40 Jahren die A 7 von sechs auf acht Spuren erweitert wird. Möglicherweise lässt sich aus Luftblasen im dann längst wieder maroden Unterbau eine flotte Theorie dazu ableiten, warum die FDP ausgestorben ist.

Und danach bröseln wir den Bohrkern in den Raststättenkaffee - den Unterschied bemerkt eh keiner.