Kaltenkirchen-Holstentherme führt die Rangliste der besten Bahnhöfe an. Mehrere AKN-Stationen schneiden mit sehr guten Noten ab.

Kaltenkirchen. Das Wartehäuschen bietet Schutz vor Regen und Wind, LED-Lampen tauchen den Bahnsteig in helles Licht, der Mülleimer wurde picobello gereinigt. So lange die Gutachter auch suchten, sie fanden keinen einzigen Mangel auf der kleinen AKN-Bahnstation Kaltenkirchen-Holstentherme, die damit beim landesweiten Vergleich aller Bahnhöfe die beste Bewertung erhielt. So komfortabel, sauber und sicher wie hier geht es auf keinem der 172 Bahnhöfe im gesamten Schleswig-Holstein zu.

Die AKN liegt nicht nur mit ihrem Haltepunkt Holstentherme, sondern auch mit ihren anderen Bahnhöfen auf dem Spitzenplatz der Untersuchung, die von der Landesverkehrsservicegesellschaft (LVS) in Auftrag gegeben wurde. Die Note "Sehr gut" erhielten außerdem Bad Bramstedt-Kurhaus, Boostedt, AKN-Elmshorn, Nützen und Wiemersdorf. Hätten die Prüfer der Agentur BahnStadt in Boostedt nicht einen kleinen Kratzer in einer Vitrinenscheibe entdeckt, wäre auch diese Station als komplett mängelfrei eingestuft worden.

Das Eisenbahnunternehmen verbuchte die Gesamtnote 1,81

Kein anderes Eisenbahnunternehmen konnte so viele Bestnoten verbuchen wie die AKN. Das Kaltenkirchener Eisenbahnunternehmen verbuchte die Gesamtnote 1,81. Die Norddeutsche Eisenbahngesellschaft Niebüll, die in Nordfriesland unterwegs ist, schaffte 1,86. Der Branchenriese Deutsche Bahn liegt mit seinen drei Regionalbereichen bei durchschnittlich 2,6.

"Unsere eigenen Maßstäbe an Service und Qualität sind sehr hoch, und daher freuen wir uns sehr über diese erneut guten Noten", sagt AKN-Vorstand Wolfgang Seyb. Die Kaltenkirchener Eisenbahner liegen seit Beginn der Prüfungen im Jahr 2001 bis auf zwei Ausnahmen stets auf dem ersten Platz. Alle sechs Monate schickt die Landesverkehrsservicegesellschaft Gutachter an die Strecken, die auf den Bahnhöfen nach dem Rechten sehen.

Dass es an den Eisenbahnlinien auch anders als bei der AKN zugehen kann, zeigen exemplarisch zwei Bahnhöfe der Deutschen Bahn. Unter Service heißt es in Hademarschen bei den Prüfern "Nicht vorhanden". Den Wartekomfort in Flensburg-Weiche benoteten sie mit einer Fünf. Entweder waren die Scheiben der beiden Wartehäuschen demoliert oder sie fehlten ganz. Schlechte Noten sind außerdem fällig, wenn der Schnee nicht geräumt wird oder Fahrkartenautomaten defekt sind.

"Dass die Uhren und alle Lampen funktionieren, ist nicht selbstverständlich", sagte Nadine Niewiera von der Landesverkehrsservicegesellschaft bei einem Besuch in der Station Holstentherme. Sie lobte außerdem das vollständige Informationsangebot in den AKN-Schaukästen. "Hier finden sich auch Ortsunkundige zurecht", sagte sie.

Auch bei AKN ist Vandalismus natürlich ein Thema

AKN-Sprecherin Christiane Lage zählt den hohen Standard der Bahnhöfe zu den Qualitätsmerkmalen des Unternehmens. "Das ist kostenintensiv", räumte sie ein. "Auch bei uns ist Vandalismus ein Thema." Jeder Bahnhof werde einmal pro Tag kontrolliert. Außerdem haben die Lokführer und die Mitarbeiter im Stellwerk per Kameraüberwachung ein Auge auf die Stationen.

Landesweit ist es an den Bahnhöfen Schleswig-Holsteins ungemütlicher geworden. "Die Qualität der Stationen war in diesem Winter erkennbar schlechter als vor einem Jahr und lag auch deutlich unter dem im letzen Sommer ermittelten Wert", schreibt die landeseigene LVS in ihrem Qualitätsbericht. Dazu trage bei allen Eisenbahnunternehmen der geringere Wartekomfort im Winter im Vergleich zum Sommer bei. "Sowohl unzureichender Winterdienst als auch eine relativ hohe Zahl defekter Bahnsteig- und Zugangsbeleuchtungen wurden an mehreren Stationen festgestellt", schreiben die Prüfer, die im Winter stets in der Dunkelheit unterwegs sind.

Dass der Zustand mancher Bahnhöfe zu wünschen übrig lässt, bleibt für die Eisenbahnunternehmen folgenlos. "Das haben wir keine Handhabe", sagt LVS-Sprecherin Niewiera. "Wir können die Unternehmen nur darauf aufmerksam machen."