Seit 28 Jahren dient Hans Peter Sager der Umwelt. Mit 73 Jahren ist er längst noch nicht amtsmüde

Kreis Segeberg. Wenn er von der Birkhahnbalz in frühester Kindheit erzählt, sprüht Hans Peter Sager vor Leben. Temperamentvoll berichtet er von Begegnungen mit Tieren, von seiner ersten Jagd mit Fretchen - 1944, damals war er gerade fünf Jahre alt -, von Geländespielen mit Freunden. Kein Zweifel, dieser Mann ist nicht nur eng mit der Natur verbunden, er hat auch die Gabe, sie anderen Menschen wortgewaltig nahe zu bringen. Wer ihm zuhört, sieht sich schon nach wenigen Minuten selbst draußen im Wald, hört den Vögeln zu und lauscht, ob das Knacken im Unterholz vielleicht auf ein nahendes Reh hindeutet. Dieser Mann ist ein wahres Natur-Talent. Menschen seines Schlages sind rar geworden.

Einsatz für die Natur, wenn es sein muss, bis zum Umfallen. Pflichterfüllung Ehrensache. Das zeichnet Hans Peter Sager aus. Er redet laut, was vermutlich seinem früheren Beruf geschuldet ist. Als Lehrer, der in Klassenräumen unterrichten musste, in denen sich alle Jahrgänge auf einmal tummelten, musste er sich durchsetzen und Gehör verschaffen. So mancher Junglehrer scheiterte hoffnungslos bei dem Versuch, sich hier Respekt zu verschaffen, dieser Mann hat Autorität vom Scheitel bis zur Sohle. Das spürt jeder, der sich mit ihm unterhält oder in den Genuss eines Kurzvortrages kommt. Auch heute noch, fast zehn Jahre nach dem Ende seiner Schullaufbahn, ist er der Lehrer geblieben.

So einem vertraut man gerne ein Ehrenamt an, das mit viel Arbeit verbunden ist. Seit 1985 ist Hans Peter Sager aus der Dorfstraße in Strukdorf, der ehemalige Schulmeister, Kreisbeauftragter für Naturschutz, seit 1975 ist er Vorsitzender im Beirat für Naturschutz im Kreis Segeberg. Organisationen und Posten, von denen 230.000 der 260.000 Menschen im Kreis Segeberg vermutlich nicht wussten, dass es sie gibt. Von all den anderen Naturschutzfunktionen, die Hans Peter Sager im Kreis Segeberg übernommen hat, ganz zu schweigen. Es sind fünf weitere, zwei andere Naturschutzposten im Ehrenamt hat er inzwischen abgegeben.

In der Lehrerfamilie gab es damals jede Menge Haustiere

Ohne jemandem nahe treten zu wollen: Es dürfte innerhalb der 1433,39 Quadratkilometer Kreisfläche niemanden geben, der mehr für die Natur tut, mehr von ihr kennt und mehr über sie weiß als Herr Sager aus Strukdorf, dem 250-Einwohner-Dörfchen ganz im Norden des Kreises Segeberg.

Wer ihn kennengelernt hat, vergisst ihn nicht. Wer mit ihm in der Natur unterwegs durch Wälder stapft, Bäche besichtigt oder Wasservögel beobachtet, lernt viel - mehr als aus Lehrbüchern. Denn Hans Peter Sager hat die Natur verinnerlicht. Das Verständnis wurde ihm sozusagen in die Wiege - sie stand in Sülfeld - gelegt. In der Lehrerfamilie gab es damals Schweine, Hühner und jede Menge Haustiere. Der Vater war Naturschutzbeauftragter des Kreises von 1935 bis 1960. Die sagerlose Naturschutzzeit im Kreis Segeberg betrug also nur wenige Jahre.

Schade aber, dass nicht mehr Menschen über die Arbeit von Hans Peter Sager Bescheid wissen. Dabei arbeitet er keineswegs im Verborgenen. Er ist eigentlich allgegenwärtig. Als Kreisbeauftragter für Naturschutz und Landschaftspflege ist er fast jeden Tag unterwegs: Auf 243 Aktivitäten ist er im vergangenen Jahr gekommen - Hans Peter Sager hat sie alle akribisch festgehalten. Darunter zum Beispiel: 19 Besuche bei der Unteren Naturschutzbehörde, 36 Stellungnahmen zu Bebauungsplänen, Flächennutzungsplänen, Abbauplänen oder Projektbewertungen, 21 Ortstermine, um Projekte voranzubringen, Veranstaltungen vorzubereiten, um an Beirats- und Jurysitzungen teilzunehmen oder Naturschutzmaßnahmen zu besprechen. 33-mal hat er an Mitgliederversammlungen, Baumpflanzungen, Dorfbegehungen oder Ehrenamtsmessen teilgenommen, 46-mal gab es Kontakte zu Einzelpersonen, um Ratschläge oder Informationen zu geben oder um ganz allgemein bestimmte Vorhaben zu unterstützen.

Kann das alles gewesen sein? Natürlich nicht! Er setzt noch einen drauf: Der langjährige stellvertretende Landrat Hans Peter Sager hat 2006 den Arbeitskreis "Grünes Zentrum" ins Leben gerufen. In diesem Kreis haben alle in Natur und Landschaft tätigen Verbände oder Einzelpersonen die Möglichkeit, Ideen zur Umweltbildung einzubringen oder Projekte zu entwickeln. Als Vorsitzender dieses Arbeitskreises ist Hans Peter Sager wiederum Mitglied im Beirat der "AktivRegion Holsteins Herz" - und in dieser Eigenschaft schiebt er zusammen mit Imkern aus Hamburg und Schleswig-Holstein das Projekt "Imkerschule als Erlebnisraum" an. Geplant ist die Einrichtung eines Bienenlehrpfads an der Segeberger Imkerschule.

Er alleine kann die Natur nicht retten. Das weiß Hans Peter Sager natürlich ganz genau. "In Gefahr ist die Natur immer, aber wer in der Natur wirtschaftet, ist ja nicht so dumm, sich den Ast selbst abzusägen." Seine Arbeit betrachtet er als eine Art diplomatischer Hilfestellung. "Die Natur muss von Menschen geschützt werden. Das klappt im Kreis Segeberg in vielen Bereichen gut."