Eine Glosse von Frank Knittermeier

Eigentlich wollte ich es ja nicht an die große Glocke hängen: Ein schnelles Mittagessen beim Chinesen in der Einkaufspassage. Nichts Besonderes: Viel Gemüse, wenig Fleisch, viel Sauce, wenig Geld. Pampe, aber mit nachhaltiger Wirkung. Das ganze Gericht war dermaßen in Knoblauch getränkt, dass meine Mitmenschen und ich noch zwei Tage danach an den Auswirkungen litten.

Wobei wir zum grundsätzlichen Problem kommen. Manche können von diesem Gewürz gar nicht genug bekommen. Zu dieser Gattung Mensch gehöre ich eindeutig nicht: Hin und wieder ja, aber nicht immer. Wenn es zum Gericht passt, bitte. Aber heute scheint die Knoblauchzehe, das Knoblauchpulver oder das Knoblauchsalz zu jedem x-beliebigen Gericht zu passen. Oder andersherum betrachtet: Jedes x-beliebige Gericht passt zum Knoblauch, der als Kulturpflanze einst aus den Steppengebieten Zentral- und Südasiens über das Mittelmeer nach Europa gelangte und hier hemmungslos in die Kochtöpfe und Pfannen jeder Drei-Zimmer-Wohnung, jedes Mittelreihenhauses und jedes Imbissstandes gespült wurde.

Das ist nicht verwerflich, aber es hat dazu geführt, dass wir vom Knobi umzingelt sind. Wer heute ganz harmlos ins Lokal geht, kommt garantiert mit Knoblauchfahne wieder heraus. Wer ausdrücklich darauf besteht, ein Gericht "ohne" auf den Teller zu bekommen, erntet verständnislose Blicke und steht kurz vor einem Lokalverbot.

Das ist alles unerfreulich. Schließlich gibt es in Deutschland nicht nur die Meinungsfreiheit, sondern auch das Recht auf knoblauchfreie Zonen. Die gesundheitliche Wirkung dieser Pflanze sollte allerdings nicht unterschätzt werden: Wer regelmäßig Knoblauch zu sich nimmt, läuft wenig Gefahr, sich anzustecken - die Mitmenschen halten automatisch Abstand.