Das Soziale Zentrum Norderstedt legt für 2013 ein buntes Veranstaltungsprogramm vor

Norderstedt. Als er erst einmal auf der Bühne stand, ging er auch nicht wieder runter. Obwohl die nächste Band wartete. Tom Hoove blieb. Der Mann, der sich als Singer-Song-Writer bezeichnet, eröffnete das Konzert zum ersten Geburtstag in der Blues-Kneipe im Sozialen Zentrum Norderstedt mit selbstgemachten Liedern. Traurigen Liedern, Protestsongs à la 68er und einige Songs im mitreißenden Rhythmus. Als nun dieser Mann so gar nicht runter vom Podium wollte, gingen die anderen einfach rauf. Schließlich war ohnehin Jam Session angesagt.

Blues-Kneipe-Initiatorin Anna-Louise Zehl, genannt A-Lou, setzte sich mit ihrer Gitarre neben die Bühne, Harper Claas Krüger blies einen fetten Blues, Jan Bruhn spielte Keyboard, andere Percussion. Die Stimmung im Musik-Container zog an, und so konnte ab 23 Uhr endlich der erste Geburtstag der Blues-Kneipe gefeiert werden - ein Meilenstein in der wechselvollen Geschichte des Sozialen Zentrums, dem "Selbstverwalteten Zentrum für linke Politik und Kultur in Norderstedt".

1993 besetzten einige Linke ein Reihenhaus an der Bahnhofstraße in Norderstedt. 1995 gründeten sie einen Verein und zogen ins ehemalige Puppenspielerhaus des verstorbenen Peter Stelly an der Ulzburger Straße 4. Mit ordentlichem Vertrag mit der Stadt Norderstedt. Doch linke Gruppen, zumal Hausbesetzer, hatten keine Konjunktur. 2003 kippten Norderstedts CDU- und FDP-Fraktionen den Vertrag. Mit dem Argument, dass der Knotenpunkt Ochsenzoll ausgebaut werden und die Stadt das Gelände als Parkraum für das Einkaufsquartier Schmuggelstieg brauchen würde, wurde das Haus Silvester 2005 unter Protest nicht nur von den Linken abgerissen. Es sei ohnehin stark sanierungsbedürftig gewesen.

Seit 2010 ist das Soziale Zentrum anerkannter Kulturträger der Stadt.

Die Gruppen des Sozialen Zentrums, die mit kleinen Konzerten, engagierten Ausstellungen zu aktuellen Gesellschaftsfragen wie Neo-Nazismus und Jugendtreffs das Leben der Stadt bereicherten, standen auf der Straße.

Doch die Initiatoren ließen nicht locker und erhielten schließlich im Januar 2010 mit einem Gebäude im Garstedter Industriegebiet von der Stadt ein neues Zuhause. Auf die Schlüssel zu den Containern mussten sie allerdings noch bis 15. November 2011 warten.

Seit 2010 ist das Soziale Zentrum auch anerkannter Kulturträger der Stadt Norderstedt. Beim Kulturträgerfest "Bühne frei" im Kulturwerk stellten sich A-Lou Zehl, Claas Krüger und Jan Bruhn auf der Bühne vor. Prompt gesellten sich Musiker der Musik-Werkstatt dazu, und gemeinsam gaben sie eine beeindruckende Jam Session.

"Mittlerweile haben wir uns eingerichtet in dem Haus In de Tarpen, nur die Verkehrsverbindung ist problematisch", sagt Zehl, die auch das Klamotten-Café erfunden hat, in dem Secondhand-Kleidung angeboten wird. "Dafür bringe ich auch meine Nähmaschine mit", sagt A-Lou. "In der Blues-Kneipe gibt es Konzerte von Pop und Rock über Metal bis Punk", sagt A-Lou. Die Blues-Kneipe findet immer am ersten Sonnabend im Monat von 20 Uhr an statt. Wer spielen will, geht auf die Bühne.

Das Soziale Zentrum bietet vielen Gruppen ein Zuhause und ein Podium, und so ist das Veranstaltungsspektrum bunt. Jeden Dienstag trifft sich eine offene Sportgruppe, donnerstags wird die Klause veranstaltet, ein Abend zum Diskutieren und Klönen zu bestimmten Themen. Alle 14 Tage montags tagt das Hausplenum und bespricht Veranstaltungen, neue Einrichtungen, Finanzen. Das Soziale Zentrum finanziert sich selbst und ist auf Einnahmen aus Konzerten und auf Spenden angewiesen.

Veranstaltungen: Am Sonnabend, 9. März, steigt von 22 Uhr an die Benefiz-Disco "Up From Your Knees" mit den DJanes Yshay und Ra-Käthe für das Bündnis gegen Rechts (Eintritt drei Euro). Am 31. März lädt das Soziale Zentrum zum Osterkonzert mit Osterfeuer und Osterbiersuchen ein. Zum achten Mal wird im Sommer das Anti-Rassismus-Fußballspiel-Turnier auf dem Platz an der Moorbekschule veranstaltet. Am 24. August steigt ein Sommerfest für die ganze Familie auf dem Gelände In de Tarpen 8 mit Konzert. Mehr unter www.soziales-zentrum.de im Internet.