Warum sich drei Jugendliche aus Henstedt-Rhen an der Fastenaktion beteiligen und auf Gewohntes wie Süßigkeiten verzichten.

Henstedt-Ulzburg . "Fastest du?" "Ja." "Und worauf verzichtest du?" Die zweite Frage beantworten Yasmin Egge, Svenja Evers und Florian Six unterschiedlich. Gemeinsam ist den Jugendlichen, die sich allein der Jugendarbeit der evangelisch-lutherischen St.-Petrus-Gemeinde im Henstedt-Ulzburger Ortsteil Rhen engagieren, dass sie sich bewusst für einen Verzicht entschieden haben. Die Jugendlichen beteiligen sich an der Aktion "7 Wochen ohne" der evangelischen Kirchen in Deutschland, bei der es nach Aussage der Kirche nicht darum geht, besonders hart oder gar asketisch gegen sich selber vorzugehen. "Vielmehr wollen wir dazu verhelfen, in dieser Zeit etwas freizulegen und in Bewegung zu bringen", heißt es in der Selbstdarstellung.

"Verzichte nicht nur, sondern genieße die Zeit mit Gott"

So sieht es auch Christoph Kaiser, Gemeindepädagoge der St.-Petrus-Gemeinde. Er hat mit vielen Jugendlichen über das Fasten gesprochen und auf der Website der Rhener Jugend die besondere Bedeutung der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern hervorgehoben. Das Fasten habe auch ein Ziel: "Verzichte nicht nur, sondern genieße die Zeit mit Gott, denn dafür lohnt sich jeder Verzicht!" Kaiser selbst verzichtet aufs Computerspielen. Besonders gerne spielt er Fußball am PC, jetzt hat er so zwei bis drei Stunden mehr Zeit, die er mit Spaziergängen oder auch einem Gebet verbringt.

Die 15-jährige Yasmin Egge schminkt sich sieben Wochen nicht. Sie habe es morgens vor der Schule als besonders stressig empfunden und vor der Fastenzeit festgestellt: "Darauf kann ich verzichten." Stattdessen macht sie etwas, das Gemeindepädagoge Kaiser im Gespräch freudig zustimmen lässt. "Ich lese in der Bibel oder bete für den Tag", sagt Egge, "das entspannt - vor allem vor der Schule." Die Reaktionen ihrer Umwelt waren bislang positiv. Den Freunden und Bekannten, denen sie davon erzählte, sei gar nicht aufgefallen, dass sie sich nicht schminken würde. Allerdings mache sie das ohnehin nur dezent und nicht jeden Tag, sagt Egge.

Svenja Evers hat sich in den 40 Tagen vor Ostern vorgenommen, am Nachmittag nicht mehr vor dem Computer abzuhängen. "Ich habe mir eine Begrenzung gesetzt", sagt die 18-Jährige. Ganz verzichten will sie nicht, schließlich sieht sie ihren Freund nur einmal in der Woche, und da ist das tägliche Gespräch über das Internet mit Webcam für sie wichtig. Auch mit anderen Freunden in der Ferne hält sie Kontakt über das Netz. Aber zwischen 14 und 18 Uhr bleibt der Rechner aus. Normalerweise habe sie jeden Tag, wenn sie von der Schule nach Hause kam, sofort erst einmal den Computer angemacht. Nun bleibt Zeit, für das Abitur zu lernen oder um ein Buch zu lesen, etwa das von Jennifer Strickland, die als ehemaliges Model den Weg zu Gott gefunden habe, sagt Svenja.

Florian Six hat in jüngster Vergangenheit sehr viel genascht. "Ich habe gerne zugegriffen", sagt der 16-Jährige. In seiner Kleingruppe in der Rhener Gemeinde stehe immer etwas bereit, und Six nutzte das ausgiebig. Als sie dann dort über die Fastenzeit sprachen, hat er sich entschlossen, sinnvollerweise einmal auf das Naschen zu verzichten - außer auf Kuchen. Denn im Mathe-Unterricht müssten er und seine Mitschüler immer einen Kuchen mitbringen, wenn sie zu spät kommen - und das käme gerade besonders häufig vor.

Der Verzicht als Chance, einmal über ein Laster nachzudenken

Gummibärchen, Chips oder Schokolade bleiben aber außen vor. Und das fällt Six schwer. "Ich merke das besonders, wenn ich nach Hause komme", sagt er. Die fehlende Schokolade kompensiert er durch Apfel oder Joghurt. Zeitgewinn bedeute diese Form des Verzichts wenig. Für ein kurzes Gebet bleibe dennoch Zeit, so Six. Für ihn ist das bewusste Fasten die Möglichkeit, über sein Laster einmal nachzudenken. Sicher werde er nach Ostern wieder naschen, aber er hofft, dass es nicht mehr so viel sein wird. Six: "Ich lasse mich überraschen."

Dass das Fasten auch auf die Menschen in ihrer Umgebung wirkt, haben die drei Jugendlichen schon gemerkt. Svenja Evers hatte sich bereits vor dem Beginn mit einer Freundin besprochen, ob ihr Entschluss sinnvoll sei. "So eine Meinung ist mir wichtig", sagt sie. Yasmin Egge hat eine Freundin über das Fasten aufgeklärt, die damit nichts anfangen konnte. Das gab einen sehr schönen Austausch, erzählt sie.

Dabei ist es den Jugendlichen wichtig, dass sie niemanden schief anschauen, wenn er sich nicht an der Aktion beteiligt. "Es gibt ja auch gute Gründe, nicht zu fasten", sagt Evers. Und wer sich jetzt nicht entschließen konnte: Auch 2014 beginnt zu Aschermittwoch wieder die Fastenzeit.