Marius Browarczyk und seine zwei Mitstreiter wollen an diesem Wochenende mit ihrem eigenen Sportstudio in Norderstedt durchstarten.

Norderstedt. Marius Browarczyk hat alles in die Waagschale geworfen. Sein Fachwissen, sein Kapital, seine Zeit. Das eint ihn mit jährlich mehr als 300.000 anderen Deutschen. Sie sind Existenzgründer - Selbstständige, die unabhängig sein wollen, die ein gewisses Risiko eingehen möchten, die aber auch in der Regel einen klaren Fokus sowie einen intelligente Idee haben.

Der 24-jährige Norderstedter schuftet seit Monaten gemeinsam mit seinen Mitstreitern Bastian Kühn und Henrik Thode in einer ehemaligen Lagerhalle am Kösliner Weg 19 in Garstedt. An diesem Wochenende wollen sie mit ihrem eigenen Sportstudio durchstarten. "North Gym" haben sie es getauft; unter diesem Namen läuft auch die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), es soll ein neuer Anlaufpunkt werden für Hobby- und Leistungsathleten, die sich mit individualisierten Übungseinheiten nach der Methodik des Functional Trainings fit machen wollen. Unter diesem Oberbegriff versteht man, dass nicht nur einzelne Muskeln gestärkt werden sollen wie an herkömmlichen Maschinen. Browarczyk & Co. wollen auch Leute ansprechen, die ihre allgemeine körperliche Konstitution, den Bewegungsapparat, stärken wollen.

Der Schritt in die eigene Existenz muss natürlich wohl überlegt sein. Das Motto "Keine Angst haben, einfach ausprobieren" formuliert Browarczyk als Einladung an potenzielle Kunden, als Basis für einen Businessplan taugt das aber fraglos nicht. Gerade die Fitnessbranche ist zwar attraktiv, aber eben gleichermaßen umkämpft.

Vor fünf Jahren hatte Marius noch eine andere Karriere im Blick

"Bei uns ist es ein schleichender Prozess gewesen. Ich hatte mit meinem damaligen Chef in Bargteheide - Bastian Kühn - überlegt, das Functional Training in einem eigenen Studio anbieten zu wollen", sagt Marius Browarczyk. 18 Monate ist das her. Sobald der Punkt der Gedankenspiele überwunden ist, müssen die Fakten aufgelistet werden. Die Fragen sind vielschichtig: Wie groß müssen die Räumlichkeiten sein? Wo kann das Studio angesiedelt werden? Welche Anfangs- und Langzeitkosten gibt es? Wie viel Personal ist nötig?

Diese Überlegungen kennt Marius Browarczyk natürlich. "Im Prinzip hatte ich mir schon zu Beginn der Ausbildung überlegt, einmal ein eigenes Studio zu eröffnen. Dass es aber so schnell gehen würde, damit habe ich nicht gerechnet."

In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen werde, dass der Sport- und Fitnesskaufmann und Fitnessfachwirt vor fünf, sechs Jahren noch eine andere Karriere im Blick hatte. Browarczyk wechselte als bei Eintracht Norderstedt ausgebildeter Nachwuchsfußballer 2007 zum FC St. Pauli.

Mehrfach schnupperte er am Profiteam, ehe er letztlich doch aussortiert wurde und zurück zur Eintracht ging. Schon damals hatte er allerdings vorgesorgt, um nicht später vor dem beruflichen Nichts zu stehen. Zum einem mit der begonnenen Lehre, zum anderen mit einem gesunden Sparverhalten.

"Als ich bei St. Pauli gespielt habe, begann ich schon damit, Geld zurückzulegen. Das war sowieso dafür gedacht, meine eigene Existenz aufzubauen. Aber da war natürlich noch nicht abzusehen, dass es einmal für ein eigenes Studio gebraucht werden würde."

Ein Lieferant konnte wegen des Karnevals nicht erreicht werden

Mit jedem Tag, den die drei Geschäftsführer - zugleich sind sie auch die drei Coaches und die drei Teilhaber - näher an die Realisierung ihrer Vision rückten, gab es neue Herausforderungen, die die Leidensfähigkeit des Trios auf die Probe stellten. "Es läuft nicht immer alles rund. Wir hatten auch Verzögerungen - so konnten wir einen Lieferanten wegen des Karnevals über Tage nicht erreichen."

Zwangsläufig gehört zur Selbstständigkeit die Pflicht, entweder externe Berater hinzuzuziehen, oder eben eigene Kenntnisse in allen nötigen Fachbereichen zu erwerben. Dazu gehören administrative Angelegenheiten, Rechnungswesen, Buchhaltung oder Marketing. Browarczyk: "Bisher haben wir alles noch selbst gemacht. Wir kommen schließlich gerade aus der Schule, haben das Wissen noch frisch im Kopf und viel gelernt."

Rund um die Uhr gibt es wichtige Handgriffe, die auf der Baustelle erledigt werden müssen, es fallen permanent Details auf, die noch nicht perfekt sitzen, oder es muss schlicht aufgeräumt werden. Die Gründung eines Fitness-Studios läuft nicht von alleine. Marius Browarczyk hat zumindest Glück, dass seine Freundin ebenfalls in der Branche tätig ist und ihm den Rücken frei hält. Denn das Privatleben leidet - sofern es überhaupt stattfindet.

"Ich gehe morgens um 7 Uhr aus dem Haus und bin nachts um 2 Uhr wieder da. Ich bin lange nicht mehr gemeinsam mit meiner Freundin zu Bett gegangen. Alles nimmt sehr viel Zeit in Anspruch, die chronische Ermüdung ist nicht ohne", sagt er, ohne aber den Silberstreif am Horizont zu vergessen. "Du weißt immer, wofür du es machst. Wir arbeiten für unseren Traum - wenn man dann morgens in den Spiegel guckt, ist es ein gutes Gefühl."

Neueröffnung North Gym: Sonnabend/Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr. www.northgym.de