Es wäre fast zu einer Katastrophe gekommen. Mann bei Installationsarbeiten verletzt. Viele Haushalte blieben über Stunden ohne Gas.

Norderstedt. Ein kleiner Funke, eine achtlos weggeworfene Zigarette - und es wäre zu einer Katastrophe gekommen. Dieses Szenario blieb den Norderstedtern glücklicherweise erspart, doch weil bei Installationsarbeiten an einer Gasleitung falsch gebohrt worden war, blieben etliche Häuser für einige Stunden ohne Gasversorgung.

Wie es zu dem Zwischenfall kam, kann bei den Norderstedter Stadtwerken recht genau nachvollzogen werden. In Höhe der Hausnummer 486 am Friedrichsgaber Weg machte sich ein Trupp Mitarbeiter der von den Stadtwerken beauftragten Firma WGF aus Neumünster an die Arbeit, um ein Einfamilienhaus an das städtische Gasnetz anzuschließen. Eigentlich keine schwierige, sondern eher eine Routineangelegenheit: Es gibt Pläne, in denen sämtliche unterirdisch verlegten Leitungen eingezeichnet sind.

Da die Gasleitung und das Haus durch die Straße getrennt sind, musste die Leitung vom Haus per Durchschlagsrakete unter der Straße hindurchgezogen werden. Auf der anderen Straßenseite verlaufen zwei Gasleitungen parallel: Eine, die das Gas in das Wohngebiet leitet, eine andere, die das Gas zu den Häusern bringt. Die Arbeiter hätten anhand der Zeichnung erkennen können, dass beide Leitungen etwa 200 Meter von der geplanten Anschlussstelle die Seiten wechseln. Das allerdings hatte offenbar niemand bemerkt.

Und so kam es zu dem Unglück. Ein Mitarbeiter machte sich daran, die erfolgreich unter der Straße hindurch geführte Hausleitung an das Gasrohr anzuschließen - allerdings erwischte er die "Gasautobahn", durch die das Gas mit sechs Bar hindurchgepresst wird. Hätte er nicht die Hochdruckleitung, sondern die Niederdruckleitung erwischt, wäre nichts passiert. Durch diese wird das Gas lediglich mit einem Bar gepresst.

So aber hielt die Muffe, die zur unterbrechungsfreien Verbindung der Rohre angesetzt wird, dem Druck nicht Stand. Sie flog davon, traf den Arbeiter am Kopf, wobei der sich leicht verletzte -, und das hochexplosive Gas strömte mit hohem Druck aus der Leitung an die Luft. Die sofort alarmierte Feuerwehr riegelte den Straßenzug bis zur Einmündung Rebhuhnweg ab. Vorher hatten das die anwesenden Mitarbeiter der Installationsfirma bereits provisorisch gemacht.

Zusammen mit einem Mitarbeiter der Norderstedter Stadtwerke riegelten Feuerwehrleute und WGF-Mitarbeiter den defekten Leitungsteil ab und unterbrachen damit die Gaszufuhr. Alle Beteiligten atmeten auf. Denn nicht nur ein Funke auf der Erdoberfläche hätte alles zur Explosion bringen können, auch unter der Erde lauerten Gefahren: Überall im Erdreich sind an dieser Stelle Leitungen verlegt - zum Beispiel von der Telekom. Sie alle hätten schwer beschädigt werden oder eine Explosion auslösen können. "Wir hatten wirklich noch einmal Glück im Unglück", sagt Stadtwerkesprecher Oliver Weiss.

Gegen 10 Uhr begannen die Reparaturarbeiten an der durchlöcherten Hochdruckgasleitung. Bis gegen 15 Uhr dauerten sie an. Während dieser Zeit konnten Teile von Norderstedt nicht mit Gas versorgt werden. "Wir hatten auch Glück, dass es gestern während dieser Zeit nicht so kalt war und überdies die meisten Bewohner wahrscheinlich nicht zu Hause waren."

Nach Angaben von Oliver Weiss ist es nicht das erste Unglück dieser Art im Stadtgebiet. Bereits früher sollen Mitarbeiter des Neumünsteraner Unternehmens, mit dem die Stadtwerke einen Rahmenvertrag über mehrere Jahre abgeschlossen hat, die Gasleitungen verwechselt haben. "Wir werden die Sache jetzt ganz genau prüfen", sagt der Stadtwerkesprecher. Einen Fehler in den Plänen schließt er aus. Es sei deutlich gewesen, dass die Hoch- und Niederdruckleitungen etwa 200 Meter von dieser Stelle entfernt die Lage gewechselt hätten.

Das Norderstedter Stadtgebiet ist unterirdisch von Gasleitungen durchzogen: Nach Angaben von Oliver Weiss sind insgesamt etwa 340 Kilometer Gasleitungen verlegt.