Eltern, deren Kinder einen weiten Schulweg haben, werden voraussichtlich ab August nicht mehr zur Kasse gebeten.

Kreis Segeberg. Seit 2007 geht es hin und her. Mal müssen Eltern zu den Fahrkarten ihrer Kinder Geld zuschießen, mal nicht. Seit vergangenem Dezember ist es den Kreisen in Schleswig-Holstein wieder einmal freigestellt, ob sie die Eltern zur Kasse bitten. Bis dahin war es Pflicht. Doch ab dem 1. August gibt es die Tickets für die Schüler wieder kostenfrei - vorausgesetzt, der Kreistag folgt im März der Beschlussempfehlung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport.

Dieser hat mit den Stimmen der CDU die Befreiung der Eltern von den Kosten beschlossen, Grüne, FDP und SPD enthielten sich. Die Sozialdemokraten wollten dabei noch weitergehen und die Eltern ab dem 1. Februar rückwirkend entlasten. Lore Würfel sagte: "Wir fanden es schon immer richtig, keine Elternbeteiligung zu fordern." Dem hielt der CDU-Kreispolitiker Wilfried Wengler entgegen, dass das Geld, das für diese zusätzliche Forderung ausgegeben werden müsste, anderswo sinnvoller angelegt wäre. Und so stimmte am Ende nur die SPD für die Befreiung ab dem 1. Februar.

Wenn der Kreistag der Empfehlung des Ausschusses folgt, heißt das allerdings nicht automatisch, dass alle Schülerkarten im Kreis für die Eltern kostenlos werden. Denn damit das so ist, müssen Voraussetzungen erfüllt werden. Grundsätzlich bekommen Grundschüler bei Schulwegen von zwei Kilometern zur zuständigen Schule eine Karte, wer zur weiterführenden Schule fährt, bekommt ab vier Kilometern eine Karte - mit einer wichtigen Einschränkung. Rüdiger Jankowski von der Kreisverwaltung erklärt: "Wer am Wohnort zur Schule geht, der hat keinen Anspruch auf eine Karte." Das sei bisher schon so gewesen.

In Norderstedt wiederum ist es noch einmal anders. Hier bezahlt die Stadt den Schülern 25 Prozent der Fahrkarte, und die Eltern müssen 75 Prozent zahlen, derzeit 27,11 Euro im Monat für eine Schülerkarte im Gesamtbereich des HVV, erläutert Carolin Tzrenski von der Stadtverwaltung. Dabei gelten die gleichen Entfernungsregeln wie im Kreis, und es gilt der Weg zur zuständigen Grundschule. Deswegen bekommen derzeit nur etwa 25 Schüler hauptsächlich in Friedrichsgabe eine Schülerkarte von der Stadt. Bei den weiterführenden Schulen gibt es keine Bezirke, und so bekommen in der Stadt immerhin 265 Schüler einen Zuschuss zur Fahrkarte.

Von der Kreisregelung profitieren somit Schüler auf den Dörfern oder auch aus Henstedt-Rhen und Götzberg, die zwar zu Henstedt-Ulzburg gehören, für die aber aufgrund der abgetrennten Lage eine Sonderregelung gilt. Nach Norderstedt wiederum kommen von außerhalb vor allem Schüler aus Nahe, Itzstedt und Kayhude. Da für sie beispielsweise die Norderstedter Gymnasien am nächsten liegen, übernehmen Kreis und Kommunen künftig die Kosten für die HVV-Kreiskarte. Von den knapp 600.000 Euro, die der Beschluss der Kreispolitik die öffentliche Hand künftig im Jahr kostet, müssen der Kreis zwei Drittel und die Gemeinden ein Drittel zahlen.

Laut Claudius Mozer von der Südholstein Verkehrsservicegesellschaft (SVG), die die Schülerbeförderung im Kreis regelt, bedeutet die Entscheidung weniger Verwaltung für die Gemeinden. Er hofft darauf, dass die jetzige Entscheidung endlich einmal Bestand hat. Allerdings sieht Mozer auch die Gefahr, dass das Geld an anderer Stelle eingespart wird - möglicherweise auch beim Busverkehr. Dabei gebe das Land die jährliche Erhöhung der Zuweisungen für den Nahverkehr nicht an die Kreise weiter, sondern hat den Betrag eingefroren. Während das Land den Bahnverkehr komplett aus Bundesmitteln bestreiten kann, muss beispielsweise der Kreis Segeberg 2,5 Millionen Euro für den Busverkehr zuzahlen. Allerdings werde verhandelt, so Mozer, und so könnte das Geld, das künftig mehr für die Schülerkarten ausgegeben wird, möglicherweise auch aus zusätzlichem Geld vom Land kommen.