Eine unfreiwillige Beobachtung von Celina de Cuveland

Männer tun manchmal komische Dinge, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. So pinkelte vor ein paar Tagen ein Mann an eine Hecke in Norderstedt. Ist ja nichts Ungewöhnliches, denken Sie. Der Herr mittleren Alters verrichtet sein Geschäft aber keineswegs auf einem Feld oder am Straßenrand. Nein - er stellt sich am Rande des U-Bahnhofs Norderstedt-Mitte an eine Hecke, öffnet den Reißverschluss seiner Hose und lässt es entspannt laufen. Was er nicht weiß: Ich habe unfreiwillig einen Logenplatz für die Vorstellung reserviert. Die Dame auf der anderen Seite der Hecke hätte übrigens auch einen spitzenmäßigen Ausblick gehabt. Wäre sie nur auf die Idee gekommen, einmal um die Pflanzen herumzuluken, hinter der sie ihre Mülltonnen abstellt.

Von meinem Arbeitsplatz aus kann ich den grauhaarigen Mann jedenfalls gut sehen. Und auch die Nachbarhäuser mit Wohnungen und Büroräumen bieten sicher keinen schlechten Beobachtungspunkt. Da muss man sich doch irgendwie beobachtet fühlen. Ich kann es nicht fassen. Schon drängen sich auch die Kollegen am Fenster. Da dreht sich der Mann um und schlendert in Richtung Rathaus. Wir blicken uns verstört an.

Als ich am Abend nach Hause komme, steht ein Mann in der gleichen breitbeinigen Haltung an einem Busch gegenüber meiner Wohnung. Ich habe den Eindruck, von Wildpinklern umzingelt zu sein. Glauben Männer wirklich, dass sie unsichtbar sind, sobald sie sich breitbeinig umdrehen?