Dank einer Spende der Stadtwerke Norderstedt kann sich die Rosa-Settemeyer-Stiftung einen Spezialsitz fürs therapeutische Reiten leisten

Norderstedt. "Ich fühle mich mit dem neuen Sattel viel sicherer", sagt Lorenz Settemeyer. Er ist behindert und steigt regelmäßig aufs Pferd. Das therapeutische Reiten tut nicht nur ihm gut, sondern den meisten der 52 Männer und Frauen, die in der Behindertenheimat Norderstedt leben. Sie sitzen jetzt fester auf dem Pferderücken. Möglich macht das ein Spezialsattel, den die Rosa-Settemeyer-Stiftung als Betreiber der Einrichtung mit Spenden finanziert hat. 700 Euro haben die Stadtwerke Norderstedt beigesteuert, die jedes Jahr Geld an Norderstedter Hilfseinrichtungen ausschütten.

"Neu ist nicht nur der speziell angefertigte Sattel. Wir konnten uns dank der großzügigen Unterstützung von Sponsoren auch noch ein neues Pferd gönnen", sagt Karin Ellinghausen, Geschäftsführerin der Behindertenheimat. Die drei Island-Pferde, die bisher die Reiter durch die Halle trugen, sind gut 20 Jahre alt. Die neue Artgenossin bringt es nur auf die Hälfte. Sie heißt Djupa und ist im Unterschied zu den Männern im Stall hell. Insgesamt hat die Rosa-Settemeyer-Stiftung rund 9000 Euro investiert, um das Reitangebot zu erweitern und zu modernisieren.

Im Unterschied zu normalen Sätteln hat der Spezialsitz einen mit Leder überzogenen Griff, an dem sich die Reiter festhalten können. "Und er ist weicher gepolstert, weil Behinderte oft mit einem wunden Po zu kämpfen haben", sagt Uwe Schenk. Er betreut zusammen mit seiner Kollegin Claudia Behnke die Reiter, die mit verschiedenen Handicaps klarkommen müssen.

Angela zum Beispiel ist von Geburt an fast blind. Seit ihrer Geburt ist der Sehnerv zerstört, sie hat nur noch zehn Prozent Sehfähigkeit und kann sich schlecht orientieren, bewegt sich nur langsam und vorsichtig vorwärts und hat Probleme mit dem Gleichgewicht. "Seitdem ich regelmäßig reite, kann ich viel besser die Balance halten", sagt die junge Frau, steigt aufs Pferd und dreht mehrere Runden in der Reithalle. Auch ihr verleiht der neue Sattel mit dem stabilen Griff mehr Sicherheit. Reitlehrer Schenk ermuntert das Tier mit der Gerte zu mehr Tempo, aus dem gemächlichen Schritt beschleunigt der Vierbeiner in den Tölt - eine für Island-Pferde typische Gangart zwischen Schritt und Galopp, im Unterschied zum Trab bleibt der Reiter relativ ruhig sitzen.

Selbst Rollstuhlfahrer kommen in der Behindertenheimat in den Genuss, auf dem Rücken der Island-Pferde den täglichen Trott zu durchbrechen und eine ganz spezielle Form der Wellness zu erleben. Sie werden mit einer Spezialvorrichtung aus dem Rollstuhl auf die Pferde gehoben.

"Beim Reiten lösen sich durch die gleichmäßige Bewegung Verspannungen in der Muskulatur", sagt Uwe Schenk. Die Wärme des Tieres durchflutet den Körper des Reiters, was das angenehme Gefühl noch verstärkt. Schließlich, so der Reitlehrer, erfahren die behinderten Menschen ein Erfolgserlebnis, bewältigen eine Aufgabe, steuern die Pferde. Mit dem Spezialsattel und dem neuen Pferd kann das beliebte Angebot in der Behindertenheimat nun für die nächste Zeit gesichert werden.