Achtung, Geheimprojekt. Darf man eigentlich gar nicht drüber sprechen. Stand aber schon in der Zeitung, deshalb riskieren wir es mal. Also, geflüstert: Eine umtriebige Achse Verschworener - Stadtwerke Norderstedt, IBM sowie eine Firma namens "akquinet outsorcing GmbH" - baut an der Ulzburger Straße ein Rechenzentrum. Ein Projekt mit zweithöchstmöglicher Geheimhaltungsstufe.

Nach Fertigstellung werden Daten der öffentlichen Verwaltungen diverser Bundesländer hierhin gespeichert. Unter anderem, weil der hiesige Standort als besonders sicher gilt.

Wieso eigentlich? Halten die unsere Hacker vor Ort für besonders dämlich? Die Betreiber bleiben mit Erklärungen in dieser Hinsicht zurückhaltend - Geheimprojekt, Sie verstehen. Zum Glück ist Ihre Lieblingszeitung traditionell dem Prinzip des investigativen Journalismus verschrieben und erkämpfte sich schließlich doch Einblick in die Liste der Worst-Case-Szenarien, die selbstverständlich erstellt wurde, bevor das Projekt "Rechenzentrum" an den Start ging.

Auf sämtliche Weltuntergänge programmierte Großcomputer errechneten für das Norderstedter Bauvorhaben eine 0,1-prozentige Wahrscheinlichkeit für die Möglichkeit, dass ein vorbeifahrender Trecker entgleist und das Rechenzentrum rammt - Platz 3.

Platz 2, mit 0,5-prozentiger Wahrscheinlichkeit: Ein Flugschüler verwechselt bei Schlechtwetter das Gebäude mit dem Tower des Flugplatzes Hartenholm und ruiniert mit seinem Ultraleichtflieger den Gummibaum auf der Fensterbank im 1. Stock.

Platz 1 im GAU-Ranking ließ die Betreiber jedoch erschauern: 99 Prozent Wahrscheinlichkeit für einen totalen Stromausfall am 13. Juli 2014, 21 Uhr MEZ - wenn in Rio das WM-Endspiel Deutschland gegen Spanien angepfiffen wird - und die Einschaltquote landesweit auf sagenhafte 101 Prozent schnellt.

Also errichtet man gleichzeitig mit dem Rechenzentrum einen baugleichen Zwilling in Hamburg. Beide Zentren werden per Direktleitung miteinander verbunden. Und wenn bei einem von beiden Trecker und Flugschüler einschlagen oder der Strom ausfällt, gibt es ja noch das Pendant. Clever gemacht. Das Ganze ist so einleuchtend, dass wir dieses Prinzip öfter anwenden sollten. Zweitfernseher und Zweitauto bewähren sich bereits bei vielen. Sogar die katholische Kirche arbeitet demnächst mit Ersatzpapst. Besonders hoch ist die Dunkelziffer derer, die in der Liebe auf Zweitbeziehungen setzen.

Letzteres ist allerdings hochgradig riskant und sollte daher unbedingt ein Geheimprojekt bleiben.