Dass ein neuer Papst zügig große Reformen anstoßen wird, glauben die Vertreter der katholischen Kirchen im Kreis Segeberg nicht.

Kreis Segeberg. Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. zum 28. Februar hat die Welt wie ein Blitz getroffen. Trifft die Amtsniederlegung des Oberhaupts der katholischen Kirche auch die katholische Basis, die Gläubigen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Städten und Gemeinden? Wir fragten im Kreis Segeberg nach.

"Wir sind alle sehr überrascht", sagt Rudolf Kemme, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Annen am Schmuggelstieg, der zurzeit Pfarrer Kuriakose Moozhayil von der katholischen Kirche St. Hedwig in Norderstedt vertritt. "Eine Auswirkung auf die Gemeinde hat der Rücktritt nicht", sagt Kemme. Er glaube nicht, dass ein neuer Papst große Reformen einläuten werde: "Es wäre sicher wünschenswert, wenn die katholische und die evangelische Kirche den Eucharistie- und den Abendmahls-Gottesdienst gemeinsam feiern würden, doch daran müssen beide Kirchen noch viel arbeiten."

Auch auf mehr Gleichberechtigung der Frau in der katholischen Kirche hofft Kemme kaum: "Da könnte sich etwas ändern, doch zur Priesterweihe dürften Frauen auch mit einem neuen Papst kaum zugelassen werden." Der Geistliche verweist darauf, dass es "in den vergangenen 50 Jahren dramatische Veränderungen in der katholischen Kirche" gegeben habe.

"In dieser relativ kurzen Zeitspanne gab es durchgreifende Reformen in der Liturgie, beispielsweise, dass sie nicht mehr auf Lateinisch gehalten werden darf", sagt Kemme. Das habe großen Einfluss auf die Gemeinden gehabt.

Gabriele Kief, seit 30 Jahren Gemeindereferentin der katholischen Kirche in Trappenkamp, sieht ebenfalls keine nachhaltigen Einflüsse auf die Gemeinde. "Ich würde mir zwar wünschen, dass Frauen mehr Rechte erhalten, doch eine Priesterweihe für Frauen sehe ich in den nächsten 50 Jahren nicht", sagt Kief. Ihr Amt mit Altardienst, ihre verantwortliche Mitarbeit in der Glaubensverkündigung, bei der Liturgie und in der Diakonie, bei Kommunionen und Firmungen, in der Kinder-, Jugend- und Erwachsenenarbeit würde sie auch so ausfüllen.

"Wir leben in einer ökumenischen Gesellschaft, und die meisten Familien bei uns in der Gemeinde bestehen aus Katholiken und Protestanten, da wäre eine gemeinsame Eucharistie- und Abendmahlsfeier wünschenswert", hofft Kief. Ein großer Schritt nach vorn wäre es, wenn der neue Papst eine Reform des Zölibats anstoßen würde. "Für Welt-Priester sollte das Zölibat freigegeben werden, sie sollten heiraten dürfen", wünscht Kief.

Auch Berthold Bonekamp-Kerkhoff, Pfarrer der katholischen Gemeinde Bad Bramstedt/Kaltenkirchen, sieht keine Veränderungen durch Papst Benedikts Niederlegung des Pontifikats. "Der Rücktritt ist für die Gemeinden nicht so relevant", sagt Bonekamp-Kerkhoff. Er sei voller Respekt für Benedikt XVI., weil er so eine schwerwiegende Entscheidung für sich selbst getroffen und alle Macht abgegeben habe.

"Die Kirchenpolitik für die Basis findet nicht in Rom statt", sagt Bramstedts Pfarrer. Wer jetzt erwarte, dass es eine gemeinsame Eucharistie- und Abendmahlsfeier geben werde, habe zu große Erwartungen. "Wir haben mit unserer evangelischen Schwestergemeinde die Osternacht zusammen gefeiert, und das ist ein großer Fortschritt", sagt Bonekamp-Kerkhoff. Eine größere Chance gebe er einer möglichen Erlaubnis der katholischen Kirche zur Wiederverheiratung Geschiedener.

Vorangetrieben werden müsse die Fortsetzung der Ökumene, sowohl zwischen den Kirchen als auch zwischen den Religionen. "Ich lade oft den Imman der Bramstedter Moschee zu uns in die Gemeinde ein, es gibt viele Punkte des Austausches und der Ergänzung", sagt Bonekamp-Kerkhoff.

Auch das Zusammenwirken mit den jüdischen Gemeinden müsse in den christlichen Gemeinden vertieft werden. "Der Holocaust ist die Schuld der Deutschen, und auch die katholische Kirche hat eine große Schuld auf sich geladen. Das müssen wir unseren Gemeindegliedern immer wieder bewusst machen, damit wir eine Wiederholung vermeiden", sagt der Pfarrer. Doch das sei die Arbeit der Pfarreien und Gemeinden, ein neuer Papst könne sie aber fördern.

Frauen im Priesteramt erteilt Berthold Bonekamp-Kerkhoff eine klare Absage: "Ich will keine Frau diskriminieren, ich habe große Hochachtung vor vielen Theologinnen, die oft besser sind als ihre Kollegen. Doch für das apostolische Amt hat Jesus nur Männer berufen, und dabei sollte es bleiben." Gleichwohl würden Frauen beim Leiten der Wort-Gottesdienste hervorragende Dienste leisten. "Papst Benedikt XVI. hat Werte geschaffen, auf denen wir aufbauen können", sagt Bramstedts Pfarrer.