Fraktionsvorstand nach Streit um Kandidatur für die Kommunalwahl im Mai abgewählt

Bad Segeberg. Nach der Kandidatenkür der CDU in Bad Segeberg wurden "die Messer gewetzt". So formuliert es Thomas Vorbeck, stellvertretender Bürgermeister und bis vor Kurzem auch Fraktionsvorsitzender der CDU in der Stadtvertretung. Er und seine Stellvertreterin Ursula Michalak wurden kurz nach der Aufstellung der Kandidaten zur Kommunalwahl abgewählt. Ohne Ankündigung und mit sieben zu fünf Stimmen - bei Abwesenheit von Ursula Michalak.

Hintergrund des Streits ist die geplatzte Kandidatur des CDU-Kreistagsabgeordneten Henning Wulf für die Stadtvertretung der Kreisstadt. Michalak und Vorbeck hatten vor der Kandidatenaufstellung versucht, diese zu verhindern.

Als das nicht klappte, trat Michalak gegen ihn für die Direktkandidatur im Wahlbezirk 1 an, erreichte in zwei Wahlgängen exakt die gleiche Stimmenzahl wie Wulf und gewann das anschließende Losverfahren. Wulf zog sich frustriert zurück. Danach wollte sich die Partei wieder zusammenraufen und geschlossen in den Kommunalwahlkampf ziehen. Aber es kam ganz anders.

Innerhalb der Fraktion war der Unmut gegen den Vorstand gewachsen, und so stellte der CDU-Ortsvorsitzende Markus Gahr den Antrag auf eine Neuwahl, die der ehemalige Fraktionsvorsitzende Günter Winter gewann. Er amtiert nun erst einmal bis zur Kommunalwahl. Seiner Meinung nach ist ein Neuanfang möglich: "Die Kandidaten sind da, es ist noch keiner von der Fahne gegangen." Das sei für ihn auch ein Zeichen, dass es sich zwar schlimm anhöre, aber so schlimm gar nicht sei.

Das sieht Thomas Vorbek anders. "Das ist eigentlich eine Katastrophe, man kann sagen ein Eigentor der CDU", sagt er mit Blick auf die Kommunalwahl im Mai. Weitermachen will er allerdings, das hat er bei der jüngsten Stadtvertretersitzung in dieser Woche unter dem Beifall aller Fraktionen betont. Auch Ursula Michalak macht weiter. Sie ist sich keiner Schuld bewusst und kann die Abwahl nicht nachvollziehen. "Vielleicht mag man es nicht, dass ich offen und ehrlich bin", sagt sie. In den vergangenen Jahren habe sie die meisten Initiativen von Partei und Fraktion ergriffen und das immer mit dem Blick auf die Bürger der Stadt. Dass sie nach den Ereignissen der vergangenen Tage viel Zuspruch erhalten habe, tue gut. Schließlich habe sie sich gefragt, warum ihr unterstellt worden sei zu lügen.

Markus Gahr will so weit nicht gehen, meint aber, dass Vorbeck und Michalak im Vorfeld der Kandidatenaufstellung die Fakten "sehr weit gedehnt" hätten. Er kann bis heute nicht verstehen, warum der Widerstand gegen die Kandidatur von Henning Wulf so groß gewesen sei. Das Argument der Doppelkandidatur für Stadt und Kreis hält er für vorgeschoben, denn schließlich gibt es auf Kreis- und Landesebene auch Doppelkandidaturen. Michalak sei schließlich auch stellvertretende Kreisvorsitzende. "Vielleicht gab es die Angst, Posten oder Positionen zu verlieren", sagt er.