"Man kann mit einer Wohnung einen Menschen genau so töten wie mit einer Axt", stellte der Grafiker, Maler und Fotograf Heinrich Zille bereits vor einem knappen Jahrhundert fest. Auch in dieser Hinsicht ist unsere Gesellschaft bedeutend effektiver geworden: Heutzutage gefährden wir Menschenleben sogar schon ganz ohne Wohnung. Überall in Deutschland. Nicht bloß in den finsteren Vierteln verkommener Großstädte, auch im Landkreis Segeberg. Eine Abendblatt-Reportage über die Obdachlosen-Tagesaufenthaltsstätte (TAS) am Lütjenmoor zeigte diese Woche auf: In Zeiten, da Ein-Zimmer-Wohnklosetts mit Kochnische und Blick auf sechsspurige Ausfallstraßen von findigen (windigen?) Maklern als traumhaft geschnittenes Single-Paradies in verkehrsgünstiger Szene-Lage angepriesen und, trotz aberwitziger Forderungen, auch umgehend vermietet werden - in solchen Zeiten stehen immer mehr Menschen vor der bitteren Erkenntnis, dass sie sich keine Wohnung mehr leisten können. Möglicherweise sogar nicht, wenn sie einer geregelten Arbeit nachgehen. Dass sie als Mieter nicht einmal infrage kommen, wenn die Mietkostenübernahme amtlich garantiert ist.

Allmählich regen sich die politischen Entscheidungsträger aller Parteien. Städtische Kofinanzierung im Wohnungsbau, Neugründung einer öffentlich getragenen Genossenschaft oder ganz andere Patentrezepte - der Konsens ist noch weit entfernt, aber immerhin tut sich was. Bei hinreichender Medienresonanz tut sich ja immer etwas - das beweisen die Rekord-Zuschauerquoten fürs jüngst abgelaufene RTL-"Dschungelcamp". Was läge also näher, als diesen Erfolg zu nutzen und um das neue Format "Großstadtdschungelcamp" zu erweitern, um das Thema Wohnungsnot im Gespräch zu halten und so die Entscheidungsträger zum zügigen Handeln zu motivieren?

So könnte es aussehen: Ein bunter Haufen Castingshow-Versager, Ex-Prominenter und ausgebooteter Politiker wird unter einer Brücke ausgesetzt. Einziges Mobiliar: Für jeden ein Abendblatt zum Zudecken. Erst plaudern die Camper offenherzig über die Schlagzeile des Tages ("Mich hat man auch schon sexuell belästigt - aber wer ist eigentlich dieser Brüderle?"), dann folgt die erste Großstadtdschungelprüfung: Mit einer Hartz-IV-Bescheinigung eine Wohnung mieten. Abenteuer pur. Das wird lustig.

Bloß nicht, wenn einen keiner da raus holt.