Die Eröffnung der Halle wurde auf Anfang April verschoben. Der Kampfsportverein Kodokan muss ein internationales Großturnier absagen.

Norderstedt. Der meterhohe gelbe Baukran quietscht bedächtig, unter dem Hallendach sind zwei Arbeiter im Einsatz, die Tribünen sind mit einem Gerüst eingezäunt, der Bodenbelag fehlt, an den Seiten türmen sich Rollen mit Dämmstoff. Die am Eingang angebrachte Warnung verdeutlicht es zudem noch einmal schwarz auf weiß: Die Moorbekhalle ist weiterhin zu einem Drittel Sperrzone für Schüler und Vereinssportler.

Normalerweise hätte das nicht passieren dürfen. Der ursprüngliche Zeitplan für die umfangreichen, aus Sicherheitsgründen dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an der Decke und am Boden sah vor, dass die Halle zu Beginn des Jahres 2013 wieder voll nutzbar hätte sein sollen. Darauf hatte sich auch der Kampfsportverein Kodokan verlassen - schließlich wollte dieser am 16./17. Februar die Internationalen Kodokan Open ausrichten, ein renommiertes Turnier für rund 500 Ju-Jutsu-Sportler aus ganz Europa.

Im Dezember war die Eröffnung der Halle erstmals verschoben worden

Der Vorstand des Clubs wurde bereits nervös, als ihm im Dezember 2012 eine erste Fristverschiebung auf den 8. Februar 2013 mitgeteilt wurde. Doch dabei blieb es nicht. "Am 11. Januar hat uns die Stadt Norderstedt mitgeteilt, dass auch dieser Termin nicht eingehalten werden kann. Die Halle sei frühestens im April wieder benutzbar", sagt Stefan Jacobs, Vorsitzender von Kodokan.

In kurzer Zeit mussten alle Alternativen durchgespielt werden. Gibt es eine andere Halle in der Umgebung, die verfügbar und zudem groß genug ist für die vorgesehenen vier Wettkampfflächen, die sich auf 576 Quadratmeter summieren? Die Suche blieb erfolglos. "Fünf Wochen vor dem Veranstaltungstermin ist das ein hoffnungsloses Unterfangen", so Jacobs.

Zur Verdeutlichung: Rein theoretisch wäre die nächstgelegene Halle mit ausreichender Kapazität die Sporthalle Hamburg in Alsterdorf gewesen. Darüber hinaus gibt es nur noch die allerdings völlig überdimensionierte O 2-World in Stellingen.

Einschränkungen gibt es für Vereine, aber auch für Norderstedter Schulen

Das Ju-Jutsu-Turnier fällt folglich aus und fehlt als Institution im Wettkampfkalender. Jacobs: "In diesem Jahr hatte der Deutsche Ju-Jutsu-Verband angekündigt, die Nominierungssichtungen für die diesjährigen Europameisterschaften bei uns durchzuführen. Auch andere Nationen nutzen die Kodokan Open regelmäßig zur Sichtung ihrer Kader." Als Trost bietet der Verein allen teilnehmenden Sportlern, die ihre Reisen und Übernachtungen nicht stornieren wollten oder konnten, ein Trainingslager an. Zumindest finanzieller Schaden wird dem Verein nicht entstehen, da generell sehr vorsichtig kalkuliert wird bei der Organisation der Veranstaltung.

Kodokan ist allerdings nicht der einzige Leidtragende der verzögerten Baumaßnahmen. So sind die Trainingsmöglichkeiten für den 1. Volleyballclub Norderstedt räumlich beeinträchtigt und werden auch gestört durch den Staub von der anliegenden, nur durch eine Trennwand isolierten Baustelle. "Das ist nicht optimal, wenn wir unsere Heimspiele auf Halbfeld austragen müssen. Für die Zuschauer ist es unglücklich, dass nicht zwei Spiele parallel stattfinden können", erklärt Ulli Lampe, Vorsitzender des VCN.

Dazu gibt es erhebliche Nutzungseinschränkungen für das Lessing-Gymnasium, die Regionalschule Friedrichsgabe und das Berufsbildungszentrum Norderstedt. Der jeweilige Sportunterricht findet auf Grundlage von Notfallplänen statt, insbesondere im Winter stehen sich Kinder und Jugendliche auf den Füßen. Improvisierte Ausweichstätten sind die Tennishalle des TC Friedrichsgabe an der Lawaetzstraße oder sogar reguläre Klassenzimmer.

Bleibt die entscheidende Frage, warum die Halle immer noch eine Baustelle ist. Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse erklärt die Problematik: "Unter der Decke müssen laminierte Stützbalken befestigt werden. Diese wurden bestellt, gebaut und kurz vor Weihnachten geliefert. Dann aber stellte sich heraus, dass sie den statischen Anforderungen nicht gerecht werden."

Die neuen Balken sollen nun Anfang Februar geliefert werden

Als Konsequenz werden derzeit neue Balken gefertigt, die Anfang Februar angeliefert werden sollen. Ferner könnte es einen Rechtsstreit darüber geben, wer die mutmaßlich falsche Berechnung zu verantworten hat. Schließlich muss geklärt werden, wer die zusätzlichen Kosten übernehmen wird.

Doch damit nicht genug - es gab eine weitere Panne. "Eine beauftragte Firma ist komplett ausgefallen und musste ersetzt werden, weil sie aus Krankheitsgründen nicht mehr genug Personal hatte", so Thomas Bosse. Er räumt ein: "Es ist nachvollziehbar, dass die Vereine kein Verständnis für die Verzögerung haben."

Was bleibt, ist ein Versprechen der Stadt: Zu Ostern sollen alle Arbeiten spätestens abgeschlossen und alle drei Hallensegmente wieder nutzbar sein.