Die Anlieger des nördlichen Teils der Ulzburger Straße fühlen sich von der Stadt abgehängt. Sie wohnen im optischen Niemandsland.

Norderstedt. Wenn Elke Schönicke bei einem Versandhandel im Internet bestellt, kann sie nur hoffen, dass die Ware auch bei ihr eintrifft. Eigentlich funktioniert der Versand reibungslos und zügig, aber die Norderstedterin hat manchmal lange gewartet, bis die Pakete bei ihr eintrafen. Hin und wieder kommen sie gar nicht. Und das hat einen besonderen Grund: Elke Schönicke lebt mit ihrer Familie in einem vergessenen Teil der Stadt. Der nördliche Teil der Ulzburger Straße gehört zwar noch zu Norderstedt - aber das ist kaum bekannt, weil das Ortsschild weit entfernt steht.

Elke Schönicke und ihre Nachbarn fühlen sich bisweilen abgehängt: Keine Ortsfremden - und auch die meisten Einheimischen - kämen auf die Idee, dass diese Häuser an der Ulzburger Straße noch zu Norderstedt gehören. Denn Norderstedt endet bereits einige Hundert Meter vorher. Etwa 200 Meter vor der Kreuzung Ulzburger Straße/Schleswig-Holstein-Straße/Kohtla-Järve-Straße steht das Ortsausgangsschild in Höhe der Straße Schleswiger Hagen. Danach folgt bis zum Ortseingangsschild Henstedt-Ulzburg ein optisches Niemandsland, in dem etliche Häuser stehen. Auch einige Unternehmen haben sich hier angesiedelt.

Das Hinweisschild an der Schleswig-Holstein-Straße zeigt Norderstedt links an, das Schild an der Kohtla-Järve Straße zeigt Norderstedt rechts an. Kein Hinweis darauf, dass es Norderstedt auch noch in der jeweils entgegengesetzten Richtung gibt.

Familie Schönicke hat sich vor rund 30 Jahren ein Häuschen an der Ulzburger Straße gekauft. Und schon wenig später begann ihr "Kampf" um eine Verlegung des Ortsschildes. "Wir haben häufiger festgestellt, dass wir nicht gefunden wurden", sagt Elke Schönicke, die gerade wieder eine Eingabe bei der Stadt gemacht hat, um die Situation zu verändern. "Man hat unsere Situation interessiert zur Kenntnis genommen und zeigte Verständnis, aber geändert hat sich bisher nichts."

Bei allem Verständnis für die Situation der dort lebenden "Außen"-Norderstedter, ändern wird sich an ihrer Lage vermutlich auch in Zukunft nichts. Die Bewohner der Häuser überweisen ihre Grundsteuern zwar auf das Konto der Stadt Norderstedt, die Grundstücke aber bleiben weiter im ungekennzeichneten Teil der Stadt. Betroffen sind auch ein Landwirt an der Straße Elfenhagen und ein Restaurant am Bahnhof Meeschensee.

Die Stadt Norderstedt verweist auf die Straßenverkehrsordnung

"Das Problem ist uns seit vielen Jahren bekannt", sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadt Norderstedt. "Aber laut Straßenverkehrsordnung müssen die Ortstafeln dort stehen, wo das Ende der geschlossenen Wohnbebauung ist." Danach folge eine sogenannte Streusiedlung. "Verkehrsrechtlich ist das klar definiert."

In früheren Jahren hat Elke Schönicke in der Nachbarschaft auch schon mal festgestellt, dass ein Rettungsfahrzeug zu spät eingetroffen ist, weil der Fahrer diesen Teil der Straße nicht gefunden hat.

Ein solcher Vorfall könnte sich nach Ansicht von Hauke Borchardt heute aber kaum noch ereignen. "Die Rettungsleitstelle ist informiert." Das bestätigt Florian Gottschalk, Pressesprecher der Norderstedter Hilfs- und Rettungsorganisation KBA. Er macht aber auch eine Einschränkung: "Sollten die Norderstedter Rettungsfahrzeuge alle im Einsatz sein, hätte der Fahrzeugführer eines Einsatzfahrzeuges von außerhalb möglicherweise Probleme, auch wenn er von der Leitstelle auf die besondere Situation dieser Straße hingewiesen wird."

Für Elke Schönicke sind das alles wenig zufriedenstellende Aussagen - sie will nicht aufgeben: "Ich kämpfe weiter für einen optischen Anschluss an Norderstedt."