Kein Chance

9. Januar: "Morddrohungen gegen Tiertrainer"

Aus Tierschutzsicht ist die Sachlage sehr eindeutig. Es wurde nicht versucht, dem Hund eine Chance zu geben, die Situation anders zu lösen - es sollte Gewalt angewendet werden, und es ist sehr zu bezweifeln, dass dieser Hund ohne Management mit fremden Menschen zusammen sein kann. Es ist aber hundertprozentig sicher, dass das gleiche Trainingsergebnis für den Hund viel stressfreier hätte erzielt werden können. Von welchen Normen ein Amtstierarzt spricht, ist mir nicht klar - denn das Tierschutzgesetz ist eindeutig; die wissenschaftlichen Studien zum Thema Lernverhalten liegen lange vor.

Es ist erschreckend, dass ein Trainer, der so einen Umgang mit Tieren propagiert, der heute noch Stromhalsbänder in seinem Training verwendet, auch noch den Schutz von sogenannten Experten erhält. Dass es möglich ist, dass ein solcher Mensch Einfluss darauf nehmen kann, ob ein Trainer eine Zertifizierung der Tierärztekammer erhält oder nicht, ist für mich ein Skandal.

Sylvia Schulze, Hoisdorf

Behandelt man so Freunde?

Wenn dieser Hund so gefährlich war, warum durfte dann ein Auszubildender an ihm üben? Wenn man sich das Video anschaut, bemerkt man ganz genau, wie Frank F. (der Mann, der den Hund hielt) unsicher auf Anweisungen wartet. Lediglich beim Zuschlagen schien er sehr sicher. Wir befinden uns im Jahr 2013, und wir haben ein Tierschutzgesetz - welches übrigens sehr wohl eine Norm für Ausbildungen hergibt. Es kann einfach nicht sein, dass man bei dem heutigen Stand und Wissen der Kynologie noch auf solch brachiale Methoden zurückgreifen muss. Und schon gar nicht sollte es im Rahmen einer Ausbildung gelehrt werden.

Es wird Zeit, dass ein Umdenken geschieht. Man nennt den Hund den besten Freund des Menschen - behandelt man so Freunde?

Diana Drewes

Angst und Schmerzen

Es ist nicht akzeptabel, dass Herr Grewe Gewalt angedroht wird und er anscheinend sogar Morddrohungen erhält. Dies schmälert aber nicht die Gewalt, die der Schäferhund in der auf dem Video gezeigten Szene unter seiner Trainingsanleitung erlebt.

Das Argument, dass der Schäferhund vorher bereits zur Einschläferung freigegeben war und diese Szene nur ein Teilausschnitt des Trainings war, verändert meiner Meinung nach nichts. Das, was zu sehen ist, bleibt ja bestehen: Es wird einem Lebewesen, das Angst und Schmerz empfinden kann, im Training mit einer Metallschüssel auf den Kopf gehauen wird. Nur weil das Tier in diesem Moment nicht aufjault, bedeutet dies nicht, dass es keinen Schmerz empfunden hat.

Martina Maier-Schmid

Falsche Methode

Ich arbeite seit einigen Jahren als Hundetrainer und arbeite, ebenso wie Herr Grewe, mit sogenannten gefährlichen oder zur Einschläferung anstehenden Hunden. Ich wende allerdings die Prinzipien der positiven Verstärkung an, nicht die veralteten Methoden, auf die Herr Grewe sich beruft.

Je mehr mit aversiven Maßnahmen gearbeitet wird, desto größer ist das Risiko, dass durch die Anwendung Fehler gemacht werden, Fehlverknüpfungen beim Hund stattfinden und das Verhalten nur kurzzeitig unterdrückt wird. Oder man muss den Hund dauerhaft mit, in dem vorliegenden Fall, einer Futterschüssel ins Gesicht schlagen.

Die Frage ist doch: Wie anhaltend ist die Wirkung? Drei Tage? Zwei Wochen? Zwei Monate? Es kann doch nicht der Sinn einer "Erziehungsmethode" sein, ein Lebewesen den Rest seines Lebens zu schlagen, um ein unerwünschtes Verhalten zu unterdrücken.

Wenn ich mit einem Hund mit Aggressionsverhalten arbeite, dann ist ebenfalls eine längere Behandlung notwendig. Aber das Schlimmste, dass dem Hund dabei passieren kann ist, dass er keine Belohnung bekommt. Das hat keinerlei Nebenwirkungen, im Gegensatz zu einem Schlag ins Gesicht.

Dieter Degen, Niederkassel

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