45.000 Euro genehmigte die Stadtvertretung für die neue Gestaltung des ersten Stocks am Friedrichsgaber Weg. Nun wird umgebaut.

Norderstedt. Die Küche der 20er-Jahre steht neben der Nissenhütte, Fotografien hängen an Stellwänden, Relikte der NS-Zeit liegen in Vitrinen. Das Obergeschoss des Stadtmuseums Norderstedt am Friedrichsgaber Weg gleicht eher einem Möbel-Magazin mit antiquarischen Gegenständen, denn einem Museum, in dem sich die Besucher durch Interaktion den einzelnen Dekaden der Entwicklung der vier Dörfer Garstedt und Glashütte, Friedrichsgabe und Harksheide zur Stadt Norderstedt nähern können.

Doch jetzt wird im Obergeschoss des Stadtmuseums gründlich aufgeräumt. Entstehen soll eine Dauerausstellung mit Filmvorführungen und interaktiven Bereichen, mit pädagogischen Maßnahmen, die besonders Kinder und Jugendliche an die Stadtgeschichte heranführen soll. 45 000 Euro hat die Norderstedter Stadtvertretung dafür aus dem Nachtragshaushalt genehmigt. Einstimmig. "Das ist ein wunderbarer Segen", sagt Manfred von Essen. Norderstedts Museumsleiter und Stadtarchivar, der über die Geschichte des Stadtteils Friedrichsgabe promovierte, teilt sich die Museumsarbeit mit Stadtarchivarin Marlen von Xylander.

"Wir werden beispielsweise die Schau über die Entwicklung von Norderstedt-Mitte vom Erdbeerfeld zum Stadtkern mit Rathaus, Veranstaltungszentrum und U-Bahnhof neu gestalten und auch als Film-Dokumentation zeigen können", sagt von Essen. Die Schau soll den jüngsten Norderstedter Stadtteil auf einer Wand mit einem großen Bildschirm als Mittelpunkt darstellen. Mit einer Touch-Screen-Anlage können die Besucher die wichtigsten Gebäude einfügen und die Entwicklung nachbauen. Fotografien der Geschichte von Norderstedts Ursprungsgemeinden von 1945 bis 1970 werden mit Kommentaren auf DVDs gebrannt und auf dem Bildschirm gezeigt. Stuhlreihen sollen eine Kino-Atmosphäre vermitteln. Gegenstände aus der jeweiligen Zeit werden in Vitrinen gezeigt.

Einen größeren Umbau erfordert die stilgerechte Inszenierung eines Wohnzimmers aus den 1950er-Jahren. "Dafür müssen zwei Seitenwände eingezogen werden, außerdem wollen wir mit einer Fototapete mit einer Norderstedter Stadtansicht eine schöne Aussicht simulieren", sagt von Essen.

Ein weiterer Kern der Ausstellung wird die Dokumentation der NS-Zeit. Ein dunkler Gang soll Deutschlands schwärzesten Geschichtsabschnitt symbolisieren. In dem Gang zeigen beleuchtete Informationstafeln und Vitrinen die NS-Zeit in Garstedt, Glashütte, Friedrichsgabe und Harksheide, beispielsweise das KZ Wittmoor, die Häuser der verfolgten jüdischen Familien Alfred Stern (Gründer des ersten Norderstedter Amateur-Theaters NAT) und Strauß und den Brüderhof in Harksheide, auf dem junge Juden die Landwirtschaft lernten für ihre Auswanderung ins damalige Palästina. An einem Info-Terminal mit Touch-Sreen-Bildschirm können die Museumsbesucher die Gründung und Entwicklung der Stadt spielerisch erforschen. Ein Norderstedt-Puzzle soll Kinder an die Geschichte heranführen.

"Wir freuen uns, dass wir endlich den Weg für eine Weiterentwicklung des Stadtmuseums frei machen konnten", sagt Emil Stender, kulturpolitischer Sprecher der Norderstedter SPD-Fraktion, die aufgrund eines Konzepts des Museums auch den Antrag für die Mittel über 45 000 Euro stellte. Beim Umbau bleibt das Museum geöffnet.