Leserin Heidi Hopkins fand in Norderstedt einen sympathischen Helfer in der Not

Norderstedt. Jeden Tag eine gute Tat - für Pfadfinder ist das selbstverständlich. Doch die können nicht überall sein. Hilfsbereitschaft gegenüber dem Mitmenschen sollte deswegen für jeden Bürger selbstverständlich sein. Doch Geschichten, wie sie unsere Leserin Heidi Hopkins in Norderstedt erlebt hat, bleiben einzigartig sympathisch. Aber lesen Sie selbst:

"Engel gibt es nicht? Spätestens seit dem 31. Dezember weiß ich, dass es sie gibt! Und sie sind mitten unter uns. In meinem Fall war es ein blauer Engel, besser gesagt ein Mensch auf einem blauen Motorroller. Ich kam aus der Post an der Ohechaussee und versuchte vergeblich, mein davor abgestelltes Fahrrad wieder aufzuschließen. Der Schlüssel im Schloss ließ sich einfach nicht mehr bewegen.

Ich hatte mich schon damit abgefunden, mit Sack und Pack den langen Weg nach Hause zu Fuß zu laufen, da fuhr er langsam auf mich zu. "Keine Angst", rief er lachend, "ich fahre Sie nicht um, ich mache rechtzeitig vor Ihnen Halt!" "Sie schickt mir der Himmel", sagte ich, "vielleicht können Sie mir helfen, mein Fahrradschloss zu öffnen?" "Bestimmt kann ich das", beruhigte mich der Engel. Und dann versuchte er, mit einigen Werkzeugen, die er bei sich hatte, mein Fahrradschloss zu öffnen, doch leider vergeblich.

"Ein Sägeblatt würde mir genügen, aber am besten wäre es, wenn Sie sich einen Bolzenschneider ausleihen könnten", meinte der Engel. Und so machte ich mich auf den Weg zu einem nahe gelegenen Geschäft. In dem Moment, als ich das Geschäft betreten wollte, kam der Engel ganz außer Atem mit meinem Fahrrad angeradelt und rief: "Alles gut, ich habe es geschafft!" Und während wir zur Post zurückliefen, sagte er zu mir: "Ihre Reifen haben zu wenig Luft. Wir versuchen, uns irgendwo eine Fahrradpumpe auszuleihen." Vor den Geschäften in der Nähe der Post fand er tatsächlich ein Fahrrad mit einer Pumpe. Und in dem Moment, wo er begonnen hatte, den ersten Reifen aufzupumpen, kam der Besitzer des pumpenlosen Fahrrades und wollte davonfahren. Wir hielten ihn zurück und entschuldigten uns für das unerlaubte "Entwenden" seiner Luftpumpe. Doch anstatt böse zu sein, lächelte der Mann nur und sagte: "Ich freue mich, dass meine Pumpe helfen konnte. Man soll jeden Tag eine gute Tat vollbringen, dann bin ich ja heute damit durch." Der blaue Engel ist dann noch rechtzeitig zur Post gekommen, denn da wollte er ja ursprünglich hin. Seinen Namen wollte er mir nicht geben, dazu war er viel zu bescheiden. Aber ich habe ihn trotzdem rausbekommen. Er heißt Walter Hensel. Achtung, liebe Single-Damen: Hensel sucht noch seine Gretel. Leider bin ich zu alt für ihn. Walter ist sicher erst in den Fünfzigern."