30 Jahr ist es her, die Älteren unter uns werden sich erinnern: Bis zum Neujahrstag 1983 gab es im Handel keine anderen Streichhölzer als die "Haushaltsware" in gelben Schachteln und die dunkelblau verpackten "Welthölzer". Der kleine Zunderstock bestand aus Pappelholz, kam auf eine genormte Kantenbreite von 2,1 Millimeter sowie eine Länge von 4,4 Zentimeter - sonst war es Mist und außerdem verboten. Ab Neujahr 1983 war Schluss damit.

Erst fiel das Deutsche Zündholzmonopol. Und jetzt sind die Schornsteinfeger dran. Seit Neujahr 2013 dürfen Hausbesitzer auch im Kreis Segeberg Kaminkehrer aus dem europäischen Ausland mit der Schlotreinigung beauftragen. Den Bezirksschornsteinfegermeister gibt es zwar weiterhin, vielleicht aber bloß noch, weil diese Berufsbezeichnung einfach viel zu lang ist, um ohne Weiteres gestrichen zu werden. Betrieben wurde das Ende des Kehrmonopols von der EU und begründet mit dem unwiderstehlichen Argument "Liberté, Égalité, Kaminkehré". Oder so. Jedenfalls sitzen wir jetzt vor unseren gemütlichen Kaminöfen und freuen uns. Schließlich sind Streichhölzer viel preisgünstiger geworden, damals vor 30 Jahren. Na gut, seinerzeit brannte das Kaminfeuer sofort beim ersten Monopolzündholz. Heute verbrauchen wir für den gleichen Akt den kompletten Inhalt einer Schachtel und sitzen nach Ablauf der Heizsaison mit akutem Tennisarm beim Orthopäden, weil die minderwertigen "Geiz ist geil"-Feuerstäbchen auf der Reibfläche reihenweise abknicken wie Strommasten in einem Katastrophenfilm von Roland Emmerich. Aber dafür spart man ab jetzt ja beim Schornsteinfeger. Fraglos wird es uns nach eingehender Recherche gelingen, auf der Suche nach der Schnäppchenalternative zum Bezirksschornsteinfegermeister im europäischen Ausland fündig zu werden. Bei einem Schornsteinfeger aus Krakau, beispielsweise. Blöd nur, wenn der dann die Anfahrt berechnet. Aber man kann ja nicht alles haben.

Dafür dürfen Kaminkehrer nach entsprechender Gesetzesänderung ab sofort viel mehr als bloß Schornsteine fegen: Rauchmelder installieren, Öfen verkaufen, Dachrinnen reinigen - um nur ein paar Dinge zu nennen. Das ist ausbaufähig. Ich sehe eine Armee schwarzgewandeter Universalhelferleins, die uns Pizza anliefern, Laub fegen und die Kinder vom Reiten abholen.

Und vernünftige Streichhölzer könnten sie uns eigentlich auch verkaufen.