Baubeginn für das Kaltenkirchener Bahnhofsviertel verzögert sich erneut. Angekündigter Termin geplatzt. Start aber angeblich noch im Januar.

Kaltenkirchen. Am Bahnhof ragt ein Bauschild meterhoch in den Kaltenkirchener Himmel. Die Rasenflächen sind mit Bauzäunen versperrt, vor dem Zugang zu den Bahnsteigen stehen zwei Baucontainer. Die Kaltenkirchener kennen dieses Bild - aus dem Jahr 2008. Damals wollte der israelische Baukonzern Gazit ein neues Geschäftsviertel auf der Innenstadtfläche bauen, ließ dann aber das Areal jahrelang brach liegen. Jetzt stehen erneut Zäune und ein Bauschild an der AKN-Station - und wieder passiert anscheinend nichts.

"Geplante Umsetzung in drei Bauabschnitten: 2012/13" ist auf dem Schild des neuen Investors Ferox aus Wuppertal zu lesen, doch das Jahr 2012 ist inzwischen vorüber, ohne dass ein Bauarbeitern aufgetaucht wäre. Als Ansprechpartner wird "Herr Roth" auf der Tafel inklusive Telefonnummer genannt. Zu erreichen ist Ferox-Projektplaner Philipp Roth jedoch seit Wochen nicht mehr, jedenfalls nicht für die Anfragen der Medien. Zeitweise ist nicht einmal die Telefonzentrale besetzt. Roth hatte Ende Oktober in der Stadtvertretung abgekündigt, dass die Bauarbeiten im November 2012 beginnen würden. Endlich habe Ferox einen Generalunternehmer gefunden und könne nun zügig damit beginnen, das neue Geschäftsviertel zu errichten. Die Blöcke für Geschäfte, Büros und Praxen sollen immerhin 26 Millionen Euro kosten, wenn sie denn gebaut werden. Ferox hat dem Projekt den Namen "Neue Mitte Kaltenkirchen" gegeben. Wer auf die Webseite von Ferox in die Rubrik "Aktuelle Projekte" blickt, wird allerdings vergeblich danach suchen.

Offenbar ist es Ferox immer noch nicht gelungen, eine ausreichend hohe Anzahl von gewerblichen Mietern zu finden. Vor wenigen Wochen sollen die Verhandlungen mit der Kaltenkirchener Bank gescheitert sein, die in das alte Bahnhofsgebäude und einen modernen Anbau umziehen wollte.

Die Stadtverwaltung bemüht sich, den Eindruck zu zerstreuen, dass nach der gescheiterten Zusammenarbeit mit Gazit auch der zweite Anlauf mit Ferox ein unerfreuliches Ende nimmt. "Wir sind ständig in Kontakt", heißt es aus dem Rathaus. Ein Mitarbeiter formuliert es vorsichtiger: "Meines Wissens gibt es Ferox noch." Angeblich sollen nach neuesten Planungen die Arbeiten noch im Januar starten.

Die Kaltenkirchener warten bereits zehn Jahre darauf, dass sich die 20.000 Quadratmeter von einer Brache in eine moderne Innenstadtfläche mit Geschäften, Restaurants und Praxen verwandeln. Als 2004 der erste AKN-Zug durch den neuen, tiefer gelegten Bahnhof rollte, waren die technischen Voraussetzungen erfüllt, um mit dem Bau des Viertels beginnen zu können.

Ein Investor namens Hans-Dieter Schmitter begann, sich über die Fläche Gedanken zu machen. Ein Vorgang, der sich weitgehend im Verborgenen abspielte. Die Öffentlichkeit bekam nie Pläne zu sehen. Nicht einmal alle Kommunalpolitiker kannten den Namen des Mannes aus dem Rheinland.

Im Jahr 2007 trat dann die vermeintlich überraschende Wende ein. Der Vorstand der Hamburger Planungsgesellschaft Matrix kündigte den Baubeginn an. Bauherr sollte eine Firma namens Tutela sein, die zu 100 Prozent Gazit gehört und 25 Millionen Euro investieren wollte. Nach jahrelangen Verzögerungen gründete die Gazit eine weitere Firma, die das Projekt unter ihre Fittiche nahm, Bauzaun und Schilder aufstellte, sich jedoch kurz darauf aus Kaltenkirchen zurückzog und nicht einmal mehr für den Bürgermeister erreichbar war.

Im März 2012 war scheinbar der Durchbruch geschafft: Ferox übernahm die Fläche von Gazit, ersetzte das Bauschild der Israelis durch ein eigenes und kündigte den Baubeginn für den Spätsommer desselben Jahres an. Darauf warten die Kaltenkirchener allerdings immer noch.