Die Festtage sind vorüber. Für viele Menschen ist nun, nach dem Trubel der Adventszeit und der Weihnachtstage, eine Zeit der Ruhe. An die Stelle der Spannung und Anspannung tritt Entspannung, vielleicht gar das Gefühl, dass die Zeit ein wenig langsamer läuft. "Zwischen den Jahren" wird diese Woche zwischen Weihnachten und Neujahr gern genannt. Diese Redewendung beschreibt einen gewissen Schwebezustand, eine Übergangsphase. Spätestens mit dem Silvesterrummel ist das dann vorbei, nach Neujahr herrscht wieder Alltag.

"Zwischen den Jahren" kann also Zeit zum Innehalten sein. Zeit zum Zu-sich-Finden, zum Kraft schöpfen. So mag es vielleicht auch (wenn wir der biblischen Überlieferung folgen) für Maria und Joseph gewesen sein. Nach den Anstrengungen der erzwungenen Reise nach Bethlehem, nach der Aufregung der Geburt Jesu unter widrigsten Umständen in einem Stall gibt es eine kurze Phase der Ruhe, unterbrochen lediglich durch Besuche etwa von Hirten aus der Gegend oder weisen Männern aus dem Osten. Dann aber: Flucht nach Ägypten. Die junge Familie muss vor Herodes, dem Herrscher fliehen.

Was erwartet uns nach der ruhigeren Zeit "Zwischen den Jahren"? Was bringt das kommende Jahr?

Weltweit werden wieder viele Menschen auf der Flucht sein. Die Euro-Krise wird sich entwickeln - in welche Richtung auch immer. Wahlen stehen in Deutschland an, nicht zuletzt die Bundestagswahlen. Viele Menschen sorgen sich um Arbeit, um ihren Arbeitsplatz. Vieles mehr wäre zu nennen, Probleme natürlich, aber auch gute Nachrichten wird es geben, im Kleinen wie im Großen.

Die Frage ist in meinen Augen weniger, ob wir optimistisch oder pessimistisch ins neue Jahr gehen, sondern: Woher nehmen wir Kraft und Mut und Freude, um aus dem, was kommt, nicht nur das Beste, sondern etwas Gutes zu machen. Für mich kommt mindestens ein Teil solcher Kraft und Freude aus der weihnachtlichen Botschaft vom Kommen Gottes in diese Welt, zu uns. Ein anderer Teil kommt aus der Zeit "Zwischen den Jahren", in der der ich wieder "zu mir" kommen kann.

Ich wünsche Ihnen für diese Zeit und für das kommende Jahr, dass Sie Ihre eigenen Kraftquellen finden und nutzen können.

Christian Stehr, Pastor der Vicelin-Schalom-Kirche