Mit der Satire-Show NDR Intensiv-Station machten Norderstedt und das Kulturwerk am See Furore in ganz Norddeutschland

Norderstedt. Am Eingang kleine Notizbüchlein auf dem Sitzplatz Flyer übers gesamte Programm und zum Abschied kleine Döschen mit Pfefferminz-Pillen für einen Heimweg in aller Frische. Der NDR weiß, was das Publikum bewegt. Jedenfalls bei der Aufzeichnung der letzten Sendung der NDR Intensiv-Station, die diesmal in Norderstedts neuster Vorzeige-Immobilie ablief - dem Kulturwerk am See.

"Hallo, Norderstedt", rief Moderator Axel Naumer sensationell gut gelaunt in die Menge des ausverkauften Hauses und erntete den nicht nur erwarteten, sondern eingeforderten Applaus in voller Lautstärke. Schwenk der Kameras ins Publikum, schließlich wurde die Aufzeichnung, um 30 Minuten gekürzt, am Montagabend um 23.30 Uhr über NDR-3-Fernsehen ausgestrahlt, um 21.05 Uhr auf NDR-Info im Radio.

Damit katapultierte der NDR das Kulturwerk in sein gesamtes Sendegebiet, von Flensburg bis Göttingen, von Langeoog bis Usedom.

Nicht alles, was in der eineinhalbstündigen Live-Satire-Show über Norderstedt abgelästert wurde, ging auch über die Sender. Schließlich interessieren in Hannover allenfalls noch Spitzen über Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder, aber nicht über Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote. Den nahm sich Comedian Ingolf Lück vor, nannte ihn kurz Hajo und gab ihm eine fieselige Tenorstimme mit Barmbek-Süd-Slang. Grote aber hat einen satten Bariton und spricht als Paderborner Hochdeutsch. Nicht Barmbeksch.

Oberbürgermeister Grote freute sich über die Präsenz des Kulturwerks

"Der dürfte meine Stimme nie gehört haben", sagte Grote, der die Sendung sowohl im Radio als auch im Fernsehen verfolgt hat, es aber keineswegs "schade" fand, dass ihn der NDR aus dem Sendeformat gestrichen hatte. Grote freute sich indes über die Präsenz des Kulturwerks während der Sendung.

"Damit haben sich unsere Erwartungen erfüllt, dass wir mit dem Kulturwerk eine Szene erreichen, die in dieser Qualität bisher nicht in Norderstedt präsent war", sagte Grote. Durch die Aufzeichnung der NDR Intensiv-Station fürs Fernsehen und Radio habe das Kulturwerk und damit Norderstedt wieder eine neue Zielgruppe erreicht - "und sei es auch nur in Zusammenhang mit 'Hallo, Norderstedt", sagte Grote.

"Es zeigt sich, dass das Konzept, einerseits den Norderstedter Kulturträgern eine Theater- und Konzertstätte zu bauen, andererseits eine Experimentierbühne bieten zu können, auf gutem Weg ist", sagte Grote. Norderstedt würde mit dem Kulturwerk immer mehr in den Fokus der gesamten Region rücken.

Lück lästerte über neuste Nachrichten aus Norderstedt ab, darunter den Lufthansa-Skandal und entwarf einen Geheimplan für das nach dem Personalabbau leerstehende Gebäude am Schützenwall. Vielleicht als neue GEZ-Zentrale, geleitet von uns Uwe Seeler? Oder als Dependance für den missratenen Berliner Großflughafen?

Star des Abends war Antonia von Romatowski als Angela Merkel

Die sonstigen Ein- und Auslassungen des Ingolf Lück zerrten Themen wie Steuer-CDs aus der Schweiz und hyperbesorgte Mütter und Vater ans Licht, wobei er sich auch noch dazu verstieg, die Folter, auf einem Kinderstuhl bei einem Elterntreffen im Kindergarten sitzen und Wollknäuel werfen zu müssen, die des amerikanischen Gefangenenlagers Guantanamo übersteigen würde.

Star des Abends, sowohl der Live-Show als auch der Sendungen, war sie. Unser aller Mutti. Etwas zu dünn geraten zwar, aber ansonsten der Lacher des Abends, brachte sie doch auch die intelligentesten und bisweilen auch schärfsten Witze, Bonmots und Pointen. Das heißt, so scharf waren die nun auch wieder nicht, aber im Programm mit ihren Mit-Comedians gingen Antonia von Romatowskis Angela-Merkel-Sketches über die Rampe wie Chilischoten zu Gänseblümchen-Salat.

Besonders die FDP musste Federn lassen - und bei denen ganz besonders Philip Roesler, der so etwas wie Kindergarten-Atmosphäre ins Kanzleramt bringen würde, aber gegen die Arbeitslosen sei: "Das Schlimme an Roesler ist, dass man sich Westerwelle wieder wünscht".

Opernsänger-Qualitäten bewies David Harrington, der dem Publikum das Leben im Stralsunder Stadttheater vorführte und damit verbunden den neusten Kultur-Sparetat. Ziemlich albern geriet ihm allerdings seine Persiflage auf Herbert von Karajan.

Ein Lichtblick ist Christine Prayon, besonders ihr Gedicht auf den Weltuntergang am 21. Dezember und den damit verbundenen Problem-Lösungen wie dem Weihnachtsfest. Entfällt ja alles, wenn die Welt nicht mehr ist. Prayon scheint sich viel mit Loriot auseinandergesetzt zu haben, denn ihren Abgesang deklamierte sie wie einst der große Humorist sein Adventsgedicht "Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken".

Arnulf Rating blätterte sich mit einem großen deutschen Boulevard-Blatt durch das fast vergangene Jahr 2012, hob auf Ex-Bundespräsident Wulff und Ehefrau Bettina ab, auf den Apotheker-Skandal und auf Politiker in der Leergutannahme: "Alles Flaschen". Auch Moderator Axel Naumer konnte im Jahresrückblick der NDR Intensiv-Station mit Pointen punkten, vor allem aber mit "Hallo, Norderstedt!"