Großauftrag für Charity Network: Initiative beliefert 111 Sportvereine und gemeinnützige Organisationen mit Hard- und Software.

Norderstedt. "Hast du alle Teile für den Tierschutzverein Dachau?", ruft einer in den Raum, ein Kollege tauscht Festplatten aus, einer reißt Luftpolsterfolie von der Rolle, und Walther Zielinski sitzt über einer langen Liste. Der Chef von Charity Network muss abhaken, wenn das Paket für den Empfänger verschlossen und etikettiert ist. Sechs Arbeitslose, zwei Praktikanten und viele Ehrenamtliche wie Zielinski werkeln in einer Nische, die sich längst zum florierenden Kleinunternehmen entwickelt hat: Sie sammeln ausrangierte PCs, bringen sie auf den aktuellen Stand und geben sie an gemeinnützige Einrichtungen weiter.

Und da hat sich das Team gerade einen neuen Großauftrag eingehandelt: Die Mitarbeiter liefern Hard- und Software an wohltätige Organisationen in ganz Deutschland. 111 Adressaten stehen auf der Liste, Sportvereine, Tierschutzvereine, kirchliche Institutionen, das Rote Kreuz, eine katholische Frauengruppe, der Theaterverein Sigmaringen, parlamentswatch.de aus Hamburg, der Verein der Tagesmütter und -väter in Hamburg, Sozialdienste und Selbsthilfegruppen - alle wollen Hard- und Software aus der Norderstedter PC-Schmiede. Doch viele geben sich nicht mit einer Kompletteinheit zufrieden, manche hätten auch gerne mehrer Pakete. Insgesamt muss das Team 258 PCs samt Zubehör fertig machen, einpacken und versenden.

Die Computer-Bastler arbeiten in ihrem Container auf dem Gelände des Schulzentrums Nord zurzeit im Auftrag von Stifter-Helfen.de - das Online-Portal versorgt gemeinnützige Einrichtungen mit PCs, Monitoren, Mäusen, Druckern und Kabeln. "Der große Vorteil für die Empfänger ist, dass der Internet-Versender Verträge mit allen großen Software-Firmen für verbilligte Produkte hat", sagt Zielinski. Ob Microsoft, Cisco, Adobe oder SAP - die Rabatte gebe es für 127 Lizenzen, und die Ermäßigungen seien zum Teil erheblich.

Den Kontakt zum neuen Partner hat Norderstedts Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der als Vorsitzender des Städteverbandes Schleswig-Holstein und seit kurzem auch als Vize-Präsident der Deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas jede Menge Kontakte hat, hergestellt. "Der Verwaltungschef steht seit Jahren hinter uns, er hat auch dazu beigetragen, dass wir unter das Dach der Norderstedter Bildungsgesellschaft schlüpfen konnten", sagt Zielinski, der sich mit dem Online-Portal in Verbindung gesetzt und den Leiter der Programmentwicklung, Clemens Frede, nach Norderstedter eingeladen hat. "Dem hat das, was wir hier machen, auf Anhieb gefallen. Er hat uns sofort eine Kooperation angeboten", sagt der Leiter von Charity Network.

Das ehrenamtliche Engagement des pensionierten Pädagogen hat sich inzwischen fast zum Vollzeitjob ausgewachsen. Er hat seit dem Projektstart aufgerüstete Computer bis nach Afrika geliefert. Regelmäßig verschifft er die Geräte nach Namibia, versorgt Schulen mit der modernen Technik und bringt das digitale Zeitalter mit Unterstützung der Regierung auch in den Busch. Die Ureinwohner sollen fit gemacht werden für die Zukunft, der Umgang mit Internet und E-Mail ist Teil des Antidiskriminierungs-Programms im Südwesten des Kontinents.

Seit Mitte Oktober richten sich die Aktivitäten im PC-Container wieder vorrangig auf Deutschland. Bisher hat das Team von Charity Network rund die Hälfte des Großauftrags von Stifter-Helfen.de abgearbeitet. Zielinski hat erst Mal die Notbremse gezogen und weitere Aufträge abgelehnt: "Die Nachfrage ist enorm, aber jetzt kommen wir an die Grenze unserer Kapazität", sagt der Chef. Zwar gebe es keinen Mangel an Spenden, mehr als 1000 ausrangierte Rechner und Zubehör stünden in den vier Lagern. Aber personell gehe mehr nicht, und Aufstockung sei kein Thema, schließlich sei Charity Network kein profitorientiertes Wirtschaftsunternehmen. Und dann gibt es noch ein ganz praktisches Problem: Die Mäuse sind aus, aber Logistik-Künstler Zielinski ist zuversichtlich, schnell Nachschub zu finden.

Es sei ohnehin nur möglich, die Aufträge abzuarbeiten, weil es ein Netzwerk an Helfern gebe. Nicht nur die Stadt helfe, wenn neue Lagerflächen gebraucht werden, auch DHL unterstützte die Initiative. Das Logistikunternehmen hole die Pakete ab und versende die Fracht zu einem reduzierten Preis. "Und über die Etiketten haben wir jederzeit die Möglichkeit, den Weg einer Sendung nachzuverfolgen", sagt Zielinski, der aber schon wieder die weite Welt im Visier hat.

Demnächst will Charity Network PCs nach Ghana und Uganda liefern - da könnte das Netz einen weiteren Faden bekommen. Schüler der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark kümmern sich mit Lehrerin Ulrike Pirke an der Spitze seit Jahren um Aids-Waisen in Uganda. "Wir werden demnächst Kontakt zu Charity Network aufnehmen", sagt Ulrike Pirke.

Genau weiß Zielinski nicht, wie viele aufgerüstete Computer samt Zubehör von der kleinen Werkstatt in Norderstedt aus in die Welt verschickt wurden. Aber mehr als 5000 dürften es in jedem Fall sein.