Der Friedrichsgaber Traditionsverein hat die Stadt Norderstedt um Geld gebeten. Der Sportverein hat keine Reserven mehr.

Norderstedt. Es war ein schwerer Gang für die Vorsitzenden des SV Friedrichsgabe (SVF). Doch die drohende finanzielle Schieflage des Vereins ließ ihnen keine Wahl. Im Norderstedter Rathaus baten sie Politik und Verwaltung um Geld. Der Traditionsverein hat keine Reserven mehr. Die letzten Rücklagen hat den SVF der Betrieb und die Abwicklung der Reit-Sparte gekostet. Die Konsequenz: Wenn die Stadt nicht als Geldgeber einspringt, könnte es für den Verein im Januar finanziell eng werden.

Die Stadt Norderstedt bestätigt Angaben, die das Abendblatt aus dem Umfeld des Vereins erhalten hatte: "Ja, es gibt beim SV Friedrichsgabe eine finanzielle Schieflage. Und ja: Es gab Kontakt zwischen der Stadt Norderstedt und der Vereinsspitze", sagt Hauke Borchardt, Sprecher der Stadtverwaltung.

Über den konkreten Stand der Gespräche gibt Borchardt keine Auskunft. Auch nicht darüber, wie hoch die Verbindlichkeiten des Vereins sind und warum sie entstanden sind. Doch in der Stadtverwaltung herrscht die generelle Bereitschaft zur Hilfe: "Einem Traditionsverein wie dem SVF muss man einfach die Hand reichen und schauen, wie man diese finanzielle Schieflage wieder gerade rückt", sagt Borchardt.

Offenbar wurde die Politik über den Vorgang im nicht öffentlichen Teil der letzten Sitzung des Hauptausschusses von Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote informiert. Der Hauptausschuss-Vorsitzende Günter Nicolai (CDU) hält sich entsprechend bedeckt. "So lange nicht konkrete schriftliche Anträge vorliegen, kann der Hauptausschuss nicht über Mittel entscheiden."

Doch anscheinend weiß noch nicht einmal der Verein ganz genau, wie hoch die Verbindlichkeiten sind. Aus Vereinskreisen heißt es, dass konkrete Zahlen für das Ausmaß der Verschuldung erst im Januar vorliegen. Der 1. Vorsitzende des Vereins, Stefan Kroeger, möchte die finanziellen Probleme des Vereins deswegen zurzeit nicht kommentieren. Auskunftsfreudiger ist da hingegen sein Vize Torsten Dreyer, der in der Football- und Cheerleadingsparte aktiv ist. "Fakt ist, dass die Reitabteilung, zu der auch eine stattliche Anzahl eigener Pferde gehört hat, über Jahre defizitär arbeitete und dass der Verein mit der Schließung der Sparte im Mai die Reißleine gezogen hat", sagt Dreyer. Die Abwicklung der Reitabteilung sei nötig gewesen, um den anderen Sparten eine finanziell gesunde Basis für die Zukunft zu schaffen. "Das hat es nur leider nicht zum Nulltarif gegeben; unsere sämtlichen Ressourcen sind aufgebraucht. Jede noch so kleine, zusätzliche Investition würde uns zurzeit vor große Probleme stellen", sagt Dreyer. Die Hilfe durch die Stadt Norderstedt würde dem Verein Luft zum Atmen verschaffen." Warum die Reit-Sparte defizitär war und warum die Auflösung die Ressourcen des Vereins sprengte - darüber sagt Dreyer nichts.

Für die Aktiven habe die Situation zunächst keine Auswirkungen. "Ohne Reitabteilung ist der laufende Sportbetrieb im SVF durch die Beitragseinnahmen nicht gefährdet", sagt Dreyer.

Der SV Friedrichsgabe hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vor allem im Bereich der Leichtathletik einen Namen gemacht und dort zahlreiche Erfolge gesammelt. In den 60er- und 70er-Jahren waren die Geher des SVF auch international eine Macht. Heinz Bründel, Uwe Ermisch, Wilfried Zabel und später auch Dieter Zschiesche machten den Namen SV Friedrichsgabe in der ganzen Sportwelt bekannt.

Heute macht der Nachwuchs von sich reden; in der Rekordliste des Kreis-Leichtathletikverbandes finden sich in der Altersklasse W 15 und jünger jede Menge SVF-Talente. Zudem richten die Friedrichsgaber jedes Jahr den populären Arriba-Stadtlauf aus, an dem rund 2000 Läuferinnen und Läufer der Region teilnehmen. 2013 wird der Lauf bereits zum siebten Mal veranstaltet, Termin ist am Sonntag, 2. Juni.

Auch im Tischtennis wird seit vielen Jahren hervorragende Nachwuchsarbeit geleistet. Mit Natalie Wulf (WTB 61) und Luca-Marie Kabel (Kal tenkirchener TS) spielen zwei ehemalige SVF-Talente in den Oberligateams ihrer Klubs, Miriam Ludwig, 12, hat sich gerade den Landesmeistertitel der A-Schülerinnen gesichert.