Pater Kuriakose Moozhayil ist seit zwei Jahren Pfarrer der katholischen St.-Hedwig-Kirche – ein umschwärmter Mann im Norden.

Norderstedt. Sie lieben ihn, ihren Pater aus Indien. Während des Weihnachtsbasars war Kuriakose Moozhayil ein umschwärmter Mann. Inmitten bunt verpackter Geschenke, Adventskränzen und Anisplätzchen, gegrillter deutscher Wurst, israelischen Falafel und nordischen Elchen wurde er fröhlich begrüßt, nach seinem Befinden und um Rat gefragt.

Der Mann im schwarzen Anzug mit dem Bäffchen am Kragen nahm geduldig alle Hände, beantwortete Fragen und eilte dann zielstrebig in die Kirche: "Zeit für die Beichte und die Abendmesse." Kuriakose Moozhayil ist ein viel geachteter Mann in der katholischen St.-Hedwig-Kirche am Falkenkamp in Norderstedt. Er ist immer für die Gemeinde da, auch früh morgens um Vier. "Ich erhielt einen Anruf aus einer Klinik, die mich zu einem Gemeindemitglied rief", sagt der Seelsorger. Sofort sei er hingefahren, habe den Kranken gesalbt, mit ihm gebetet, und sei bis zu seinem Tod bei ihm geblieben. Woran starb der Mann? "Er hatte sein Alter erreicht", sagt der Pfarrer schlicht, Demut schwingt in seiner sanften Stimme mit.

Wenn ein Mensch ein Gespräch mit ihm sucht, fragt der katholische Geistliche auch nicht nach der Konfession. "Gestern habe ich einen Mann besucht, der ausdrücklich mit einem Priester sprechen wollte", sagt Moozhayil. Der Mann sei 62 Jahre alt, evangelisch, wollte aber mit einem katholischen Geistlichen beten.

Sein Tag beginnt morgens um sieben Uhr. Er öffnet die Kapelle, spricht sein Stundengebet. "Danach müssen auch Padres frühstücken", sagt er und lächelt jungenhaft. Um 8.30 Uhr beginnt seine Bürozeit, er führt Gespräche, beispielsweise über die Taufe, über eine Hochzeit.

Eine Auszeit nimmt sich Kuriakose Moozhayil von 12 bis 14 Uhr. "Die Zeit habe ich für mich reserviert, um den Morgen zu reflektieren und mich auf den Nachmittag vorzubereiten", sagt er. Es sei denn, jemand braucht ihn dringend. Dann entfällt die persönliche Zeit. Wie schöpft er Kraft für die oft intensiven Gespräche?

"Eine große Kraftquelle neben Gott und der Heiligen Mutter Maria ist die Musik", sagt der Pfarrer von St. Hedwig. Er spielt Keyboard, lernt Geige und will mit seinem Geigenlehrer Andreas Biermann am zweiten Adventssonntag im Gottesdienst spielen. Politik mag er nicht. "Schon als Kind war ich davon nicht begeistert", sagt er. In Kakombu im indischen Bundesstaat Kerala ist er 1961 geboren und wuchs dort auf. Seine Eltern sind Bauern und schickten ihn als gute Christen ins Priesterseminar der Missionsgesellschaft Apostel Thomas. 1989 wurde er in Muttom in Kerala zum Priester geweiht. Im Mai 1993 folgte der Ruf nach Deutschland, ins bayerische Augsburg. September 2010 schickte ihn sein Bischof nach Norderstedt.

Es ist eine große Umstellung, von Augsburg nach Norderstedt zu ziehen, vom katholischen Kernland ins katholische Niemandsland. Doch nicht etwa die Diaspora ist es, die der Pater am Norden schätzt. Sondern - der Nebel. Besser: Der Mangel an Nebel. "In Bayern verlaufen sich die Menschen sogar, so dicht ist dort oft der Nebel, das gibt es hier nicht", sagt Moozhayil, der gar nicht nach Deutschland wollte. Sondern in die USA. Doch ein Pater geht, wohin ihn sein Bischof schickt. Das gilt auch für die vier indischen Pater, die Moozhayil betreut. Einer von ihnen, Pater Bennig Thonikuzhy, unterstützt ihn in der Gemeindearbeit an St. Hedwig und hat in Norderstedt gerade seinen Führerschein bestanden. Mit ihnen fährt Moozhayil am zweiten Weihnachtsfeiertag zum großen Treffen aller Ordensbrüder in einen Ort in der Nähe von Frankfurt am Main. Im Februar fliegt er nach Hause, nach Indien.

Auch die Hälfte des Basar-Erlöses von insgesamt mehr als 8000 Euro der St.-Hedwig-Kirche wird der Mission Apostel Thomas in Indien gespendet. "Es leben viele arme Menschen auf den Dörfern Indiens", sagt Kuriakose Moozhayil. Viele Kinder seien behindert, blind und stumm, hätten keine Hände. "Wir helfen ihnen in unserer Mission, sie erhalten vor allem eine Ausbildung, um selbstständig leben zu können", sagt St. Hedwigs Pater aus dem fernen Indien.