Norderstedt . "Mit Fulbert Steffensky und Hans-Martin Gutmann zu musizieren, ist ein Erlebnis", sagte Michael Schirmer nach dem Konzert mit Lesung in der Vicelin-Schalom-Kirche. Das Trio tritt als Clerical Beauties auf, und schon der Titel beweist eine Portion humorvoller Selbstironie. Ein außerordentlicher Abend!

Theologe Fulbert Steffensky überraschte mit selten zu hörenden Texten und Kommentaren zur Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15) und mit Gedanken über den Segen und das Segnen. "Die Katholiken segnen alles, was ihnen unter die Füße kommt", sagte der ehemalige Benediktinermönch, der 1969 zum Protestantismus konvertierte. Steffensky war zuletzt Professor für Religionspädagogik in Hamburg und mit der Sprachwissenschaftlerin und Theologin Dorothee Sölle verheiratet, die 2003 starb.

Die gut 70 Zuhörer im Kirchsaal lauschten seiner angenehmen Stimme und seinen anregenden Ausführungen mit Spannung. "Die Buben spielen so fröhlich, dass es gar nicht zu meinen Texten passt, aber wir leben von den Gegensätzen", sagte Steffensky zum Spiel Schirmers und Gutmanns.

"Wenn Fulbert liest, dann ist es so still, das man nicht mal mehr die Gitarre stimmen kann, das kann fatal werden", antwortete Schirmer. Mit "Es kommt ein Schiff geladen" eröffneten "die Buben" das Konzert. Schirmer ließ den Jazz fließen, während Hans-Martin Gutmann ihm am Vicelin-Flügel einen verlässlichen Klangteppich legte. Schirmer und Gutmann suchen in ihren Songs die christliche Sprache, den christlichen Ton und fügen ihn in den Jazz ein, ebenfalls die Musik vieler Religionen. "What a Friend Is Our Jesus" ist so ein Song, ein Traditional mit "viel gutem Herzschmerz" (Schirmer) und auch der Adventschoral "Fröhlich soll mein Herze springen".

Mit "Boppin at Woblitz" gab es eine Eigenkomposition Schirmers, eine mitreißende Melodie mit klarem Rhythmus. "Take Care And Be Blessed" ist eine Eigenproduktion Schirmers und Gutmanns, in die sich wie so oft viel feiner Humor mischt. Das gilt auch für "No Coffee Blue Morning", ein leises Lied mit zartem Melos über den vermissten Kaffee, das die Wichtigkeit der kleinen Begebenheiten des Alltags betont. In einer Hommage an Nelson Mandela holte Schirmer alles an akustischen Klängen aus seiner Gitarre raus. Ein besonderes Erlebnis fürs Publikum war "By and By", für das alle aufstanden und mitsangen. "Es ist viel Blues im Haus", sagte Schirmer und strahlte. Von diesem Blues bitte noch mehr!