Damit drückten die 600 jungen Menschen ihre Solidarität mit Opfern und Erkrankten aus. 78.000 Menschen in Deutschland infiziert.

Norderstedt. Aufgeregt liefen sie durcheinander. Plätze wurden getauscht, rote T-Shirts tragende Schüler an die richtige Position geschoben - dann war es fertig, das eindringliche Zeichen gegen Aids. Rechtzeitig zum heutigen Welt-Aids-Tag bildeten rund 600 Schüler und Schülerinnen der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark und Lise-Meitner-Gymnasiums eine riesige menschliche Aids-Schleife. Damit drückten die Schüler ihre Solidarität mit den Aids-Opfern und denjenigen, die an der Immunschwächekrankheit leiden, aus.

Dass die Thematik aktueller denn je ist, zeigen die jüngsten Zahlen des Robert-Koch-Instituts zu den HIV-Infektionen in Deutschland. 78 000 Menschen seien demnach allein in Deutschland mit dem Virus infiziert. Das sind mehr als jemals zuvor. Grund dafür seien allerdings auch die inzwischen guten Überlebenschancen der Erkrankten. Durch bessere Medikamente sterben immer weniger Menschen an der Krankheit. Dennoch steigt auch die Zahl der Neuinfektionen stetig an. In diesem Jahr waren es 3400 deutschlandweit, in Schleswig-Holstein 80.

Angeregt hatte den Bau der überdimensionalen Aids-Schleife Ulrike Pirke, Lehrerin an der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark. "In den 80er-Jahren gab es viel mehr Aufmerksamkeit für das Thema Aids als heutzutage", sagt sie. "Heutzutage sehen die jungen Menschen das eher als chronische Krankheit, die sie beherrschen können. Dabei vergessen sie die Nebenwirkungen." Um die Problematik nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, engagiert sie sich schon seit mehr als 20 Jahren ehrenamtlich im Kampf gegen Aids. Viel größer als in Deutschland, sei das Problem aber in Afrika sagt Ulrike Pirke. "Bei meinen Besuchen in Schulen dort, hatte jedes dritte Kind seine Eltern durch Aids verloren", sagt sie. Genau diesen Kindern wollen die Schüler der Gemeinschaftsschule nicht nur ihre Solidarität zeigen, sondern sie auch materiell unterstützen.

Bei einem Spendenlauf unter dem Motto "Schwitzen, schnauben, Kopierer kaufen" legten sie unglaubliche 2192 Kilometer zurück - das ist in etwa die Entfernung von Norderstedt bis nach Libyen. Zuvor hatten die Schüler sich Sponsoren gesucht. Für jeden gelaufenen Kilometer gab es einen festen Betrag; am Ende kam mit 6702 Euro deutlich mehr Geld zusammen als erwartet.

Unterstützt werden soll mit dem Geld die St. Joseph Mary's Secondary School in Mbiriizi, eine Stadt in Uganda. Dort können jetzt nicht nur ein Kopierer angeschafft werden, sondern auch Bücher und außerdem das löchrige Dach geflickt werden. Als Belohnung für den Einsatz konnten die Schüler sich über Kino-Gutscheine und viele andere Preise freuen. Der Hauptpreis, ein von allen Spielern signiertes Trikot der Fußballer vom FC St. Pauli, wird gar versteigert werden, um die Spendensumme noch einmal aufzustocken.

Ulrike Pirke hat unterdessen vor ein paar Tagen den gemeinnützigen Verein "Pigs for Kids" gegründet, der sich unter anderem für die Schweinezucht des ugandischen Pfarrers Leonhard Mukwaya einsetzt. Durch den Verkauf der Schweine finanziert der "Schweinepriester", wie er sich selbst nennt, das Schulgeld für Aids-Waisen aus seiner Region.