Da ist er nun, der Dezember. In diesem Monat der inneren Einkehr und besinnlicher Momente fragt sich der Mensch, wo er steht, was aus all seinen hehren Ideen und gehegten Plänen geworden ist. Das kann quälen. Vor allem, wenn man als Lokalpolitiker seine Gemeinde eigentlich noch vor dem Start der ersten Silvesterrakete mit dem ersten Spatenstich für ein längst versprochenes City Center Ulzburg beglücken wollte und nun erleben muss, dass die Projektentwickler fliegend wechseln, Grundeigentumsverhältnisse der Klärung bedürfen, Finanzierungszusagen fehlen und ein Verwaltungsgerichtsurteil aussteht. Dergleichen passiert natürlich zum allerersten Mal und war ja nun überhaupt nicht vorherzusehen, jedenfalls nicht von den Gemeindepolitikern.

Die Mayas hätten es vielleicht gewusst. Und sollte ihre auf den 21. 12. terminierte Weltuntergangsprognose zutreffen, müsste man sich ums CCU keine Gedanken mehr machen. Andernfalls bräuchte man einen Plan B. Der fehlte den Mayas zu ihrer Zeit, weshalb sie auch ausgestorben sind. Im Falle des CCU könnte der Alternativplan einer imagefördernden Nutzung der schlummernden Shopping-Brache so aussehen: Nur noch ein paar gut gezielte Vandalismus-Attacken, fertig ist die Ulzburger Bronx - die perfekte Kulisse für den Dreh angesagter Musikclips. Illuminiert von ein paar brennenden Mülltonnen verrenken gepiercte Schmuckschlampen ihre Elfenkörper dekorativ im Takt stampfender Beats, indes tätowierte Finsterlinge, schwer atmend unter der Last tonnenschwerer Goldketten, ihre Sicht der Dinge in die Welt rappen. Und die Welt blickt via YouTube & Co. auf Henstedt-Ulzburg, den hipsten Hotspot der Jugendkultur. Im Ernst - wer braucht da noch ein CCU?

Auch ältere Mitbürger kämen bei diesem Modell auf ihre Kosten. Muss man beim Besuch einer durchgestylten Shopping-Mall noch auf halbwegs gepflegte Erscheinung und sozialverträgliche Umgangsformen achten, darf man auf dem Abenteuerspielplatz der Ulzburger Bronx ungehemmt die Sau rauslassen. Das befreit. Und vereint: Wenn Omi mit Hilfe eines vermummten Attac-Aktivisten einen Pflasterstein durchs geschlossene Fenster wuchtet, oder Opi von einer minderjährigen Graffiti-Künstlerin im Parolensprühen unterwiesen wird, ist der Konsens der Generationen geglückt.

Wenigstens, bis es denn doch noch gebaut wird - das City Center Ulzburg.