Im Ellerauer Heimatmuseum können Besucher am Sonntag ein Klassenzimmer von 1905 bewundern - und etwas über Disziplin und Ordnung lernen.

Man musste sich in die Schulbank quetschen, egal, wie lang man war", sagt Rolf Heuser vom Museumsverein Ellerau. Er zählte zu den Langen, zu denen, die noch mit dem Griffel geschrieben haben. Wie Lernen früher aussah, ist gleich im Eingangsbereich des Ellerauer Heimatmuseums zu sehen. Der Verein hat ein Dorf-Klassenzimmer von anno dazumal aufgebaut - mit Original-Schulbänken, Pulten und Federkielen. Und an der Schiefertafel steht, mit Kreide in altdeutscher Schrift geschrieben, das Motto für eine Zeit, als noch eiserne Disziplin herrschte und Widerworte bestraft wurden: "Hände falten, Schnabel halten, Kopf nicht drehen, mich ansehen, stille sitzen, Ohren spitzen."

100 Jahre Zeitgeschichte breiten sich auf etwa 400 Quadratmetern in den Räumen am Bürgerhaus aus: "Sie zeigen, wie sich das Leben der Menschen insbesondere in ländlicher Umgebung verändert hat. Was hier zu sehen ist, geht weit über unsere Gemeinde hinaus", sagt Heuser und schaut auf die Werkzeuge.

Traditionelle Adventsausstellung mit Punsch, Kaffee und Glühwein

Heute gebe es alles günstig im Baumarkt, Hammer, Schraubendreher oder Zollstöcke seien Massenprodukte, der Heimwerker baue kaum eine persönliche Beziehung zu den Produkten auf. "Wie lange habe ich für meinen ersten Schraubstock und meine erste Zange gespart, sagt der Elektroingenieur im Ruhestand. Und wenn er dann sehe, was seine Enkel wegschmeißen, tue ihm das richtig weh.

Wer sich ein Bild von den mehreren Hundert Exponaten machen und dazu auch noch Punsch, Kaffee oder Glühwein trinken will, sollte sich am Sonntag, 2. Dezember, zur traditionellen Adventsausstellung auf den Weg ins Heimatmuseum machen. Im Laufe der vergangenen 20 Jahre sei die Ausstellung kontinuierlich gewachsen. Es habe sich rumgesprochen, dass Heuser und sein Team gern annehmen, was die Vergangenheit lebendig werden lässt. Gerade erst habe jemand das alte Spinnrad von 1890 gespendet. "Das ist ein typischer Eigenbau, wie er in den Häusern einfacher Menschen zu finden war. Das Antriebsrad stammt von einer Nähmaschine, und es fehlen die gedrechselten Holzteile, wie sie bei unseren anderen Exponaten zu sehen sind", sagt der Ausstellungs-Chef, der auch immer noch dazulerne und jetzt wisse, dass die Rohwolle nicht zu glatt gekämmt werden durfte, da sie dann zu Kammgarn wurde. Die Spinnräder sind ein Schwerpunkt der Ausstellung.

Etwa 1000 Besucher kommen jedes Jahr ins Heimatmuseum nach Ellerau

Die zweite Sonderausstellung ist den Handarbeiten gewidmet. Was die Ellerauerin Karla Wrage mit Twistfäden und Nähnadel gestickt hat, sticht ins Auge. Diese Methode beherrschen heute nur noch wenige. Für eine Fläche von drei mal drei Zentimeter braucht man etwa vier Stunden. "Früher wurden viele Haushaltsgegenstände nicht nur von Hand gefertigt, sie mussten bei Beschädigung oder Verschleiß auch wieder repariert werden. Das hatte zur Konsequenz, dass in den Schulen das Pflichtfach Handarbeit eingeführt wurde, in dem meistens die Mädchen den Umgang mit Nadel und Faden lernten", sagt Heuser. Von Besuchern des Museums wisse er, dass diese Fähigkeiten heute nur noch in wenigen Schulen vermittelt werden.

Etwa 1000 Besucher finden jährlich den Weg ins Ellerauer Heimatmuseum. Einen großen Teil der ersten Ausstellungsgegenstände stiftete der Initiator des Museums, Karl Rautenberg, aus seiner privaten Sammlung. Er befürchtete, so Heuser, dass sie nach seinem Tod sonst auf dem Sperrmüll landen würden.

Nun sind sie im Heimatmuseum zu bewundern, laufend ergänzt durch Exponate aus der Region: Ob alte Grammophone, auf denen sich Schellackplatten drehen, der Webstuhl von 1750, hübsche Sammeltassen, landwirtschaftliche Werkzeuge oder die Nähmaschinen, die aus der längst geschlossenen Ellerauer Textilfirma Erlhoff stammen - Heuser kann zu allem, was er und seine Helfer im Erd- und Obergeschoss liebevoll arrangiert haben, eine Geschichte erzählen.

Gezeigt werden auch eine Stövmöhl und ein Kühlschrank ohne Kompressor

Wie zu der Stövmöhl, mit der um das Jahr 1900 der Staub aus dem gedroschenen Getreide geblasen wurde. Oder wie zum kleinen Kühlschrank, der noch komplett ohne Kompressor funktionierte: "Gekühlt wurde mit Eis, das im Winter von Süßwasserflächen geerntet wurde. Für den Sommer musste es in großen, tief unter der Erde liegenden Räumen gelagert werden. Für private Haushalte war das kaum erschwinglich."

Das Heimatmuseum Ellerau am Højerweg ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Sonntag, 2. Dezember, von 14 bis 17.30 Uhr. An den Sonnabenden, 8. und 15. Dezember, von 15 bis 17 Uhr. Vom 16. bis 31. Dezember bleibt das Museum geschlossen.