Im November wird ganz deutlich sichtbar, dass sich etwas um und in uns geändert hat. Die Bäume haben ihre Lebenskraft in die Wurzeln zurückgezogen, um zu überwintern. Mit der veränderten Kraft geht auch ein Wechsel ihrer Erscheinung einher. Die Blätter fallen, und die Bäume wirken kahl und in sich gekehrt. Viele Tiere zeigen ein ähnliches Verhalten und halten Haus mit ihrer Lebensenergie. Die Natur geht in den Ruhemodus über.

Nur wir machen weiter wie bisher. Wir arbeiten genau so viel wie im Sommer, wir planen unsere Freizeitaktivitäten und shoppen, wir chatten oder wir surfen im www. Und wir wundern uns darüber, dass wir diese dunkle Zeit zum Ende des Jahres als eine so stressige und emotional dichte Zeit erleben. Vielen fällt dann ein, dass Weihnachten vor der Tür steht und das herannahende Fest wird dann für die aufkommende Hektik verantwortlich gemacht.

Ich glaube, dieses starke Empfinden der Hektik in diesen Tagen liegt daran, dass wir Stadtmenschen als einzige nicht im Ruhemodus sind. Wir unterschätzen unser Zusammenspiel mit der Natur. Wir erleben uns nicht mehr als ein Teil von ihr und spüren daher nicht, dass wir, als ursprüngliche Naturwesen, von ihr geprägt werden. Auch unsere Kräfte sind im Winter andere als im Frühling oder Sommer. Wir fahren innerlich, ohne es zu merken, runter. Äußerlich belassen wir alles so wie bisher, und das überfordert uns.

Die Kraft Gottes, die Leben spendet, wohnt auch in uns. Sie verbindet uns mit der Natur bzw. der Schöpfung. Und auch in der Schöpfung gab es Ruhephasen. Wenn Gott sich eine Auszeit gönnen kann, warum müssen wir dann immer auf Hochtouren fahren?

Wie wäre es, mal von November bis Februar ein bisschen weniger zu tun und stattdessen öfter mal Ruhe zu halten oder zu chillen? Wir würden den Frühling noch intensiver erleben können und mit der Natur wieder zu neuen Kräften erwachen.

Pax et bonum! - Frieden und Gutes!

Alexandra C. Hector ist Pastorin an der Emmaus-Kirchengemeinde in Norderstedt